Kommentar
15:49 Uhr, 15.09.2016

Bank of England versucht den Finanzplatz an der Themse aufzuhübschen


Die Bank of England (BoE) hat eine Liste mit rund 300 Wertpapieren veröffentlicht, die sie im Rahmen ihres 10 Mrd. Pfund schweren Anleihekaufprogramms erwerben kann. Unter den ca. 100 Unternehmen befinden sich auch eine Reihe von nichtbritischen Firmen wie der US-Technologieriese Apple und der deutsche Autobauer Daimler. Außerdem stehen das US-Biotech-Unternehmen Amgen, der französische Versorger Électricité de France und der dänische Energiekonzern Dong Energy auf der Liste. Das Programm soll am 27.9. starten und ist für 18 Monate terminiert.

Der Umstand, dass die BoE offenbar gewillt ist, auch Corporates nichtbritischer Unternehmen anzukaufen zeigt, wie weit die Notenbank in London entschlossen ist, zu gehen. So gilt der BoE als wichtigstes Kriterium für den Ankauf der Bonds, dass die Unternehmen „einen wesentlichen Beitrag zur britischen Wirtschaft" leisten. Darüber hinaus müssen die Bonds ein gutes Rating aufweisen und in Pfund denominiert sein. Dabei habe man sich die Bank of Japan zum Vorbild genommen, die nach ähnlichen Kriterien am Markt agiert, allerdings auch schon mehr als 10 Jahre lang vergeblich gegen eine nahezu stagnierende Konjunktur ankämpft.

Allein durch die Ankündigung der neuen Maßnahme hofft die BoE mehr Anleiheemissionen an die Themse zu locken. Letztendlich versucht die Notenbank, den Finanzplatz London aufzuhübschen und erhofft sich positive Effekte für internationale Investitionen. Denn theoretisch soll der BoE-Plan die Kreditkosten für die Unternehmen senken, weshalb man wiederum auf mehr internationale Investitionen in Großbritannien hofft. Natürlich sind die Kreditkosten für globale Konzerne ein Kriterium bei der Frage, an welchem Finanzplatz sie Corporate Bonds emittieren. Ob dies allerdings dazu führen mag, auch in dem Emissionsland in Produktionskapazitäten zu investieren, steht freilich auf einem anderen Blatt. Finanzplatz und Produktionsstandort sind eben zweierlei. Die Zukunft wird zeigen, ob die Rechnung der Zentralbank in London aufgehen wird.

Das Ankaufprogramm der BoE ist Teil der Reaktion auf das Brexit-Votum der britischen Bevölkerung und einem damit verbundenen drohenden Konjunktureinbruch. Die Notenbank in London hatte auf den Austritt aus der EU bereits mit der Senkung des Leitzinses reagiert. Anfang August senkte die BoE den Schlüsselsatz von 0,5 % auf seinen historisch niedrigsten Stand von 0,25 %. Negativzinsen hatte Notenbankchef Mark Carney damals aber ausgeschlossen.

Klaus Stopp, Head of Market Making Bonds der Baader Bank


Corporate Bonds von Linde und Bayer im Fokus
Im Blickpunkt der Nachrichten stand die Linde AG, die nach der geplatzten Fusion mit dem US-Konzern Praxair sowohl ihren Finanzchef als auch den Vorstandsvorsitzenden verloren hat. Die Bonds des Industriegase-Herstellers gaben zunächst leicht nach, stabilisierten sich dann aber bald wieder.

Ein bis 6/2021 laufender Bond (A1GRYP) stieg nach einem kurzen Rücksetzer wieder auf 118,22 % an und weist damit eine Rendite von 0,00 % auf. Sein 12-Monatstief hatte der Bond am 6.11.2015 mit 116,72 % erreicht. Ähnlich verlief die Kurskurve der Linde-Corporates im langfristigen Bereich, was ein Titel mit Fälligkeit 4/2028 (A180B3) zeigt. Aktuell notiert die Anleihe um ca. 103,30 % und rentiert damit bei ca. 0,70 %.

Besondere Aufmerksamkeit erlangte auch die Bayer AG, die gestern den Zuschlag für Monsanto erhalten hat. Nach den Kursabschlägen während des umstrittenen Übernahmekampfes in den vergangenen Tagen zogen die Bayer-Bonds am Rentenmarkt wieder leicht an. Ein bis 1/2021 laufender Titel von Bayer (A1YC3K) notiert mit ca. 107,75 % knapp unter seinem Jahreshoch von 108,44 % und rentiert somit bei ca. 0,09 %. Ungefähr 0,37 % Rendite wirft eine Bayer-Anleihe (A1ZSAC) mit Fälligkeit 11/2023 ab, die bei 106,176 % notiert.

Unter den Titeln mit einer soliden Bonität und einer Rendite, die im Gegensatz zu Bundesanleihen noch über der Nulllinie liegen, fanden Anleger an Fresenius Gefallen. Selektiv gesucht war ein Corporate Bond des Gesundheitskonzerns (A1HEWZ) mit Laufzeit 7/2020, der bei einem Kurs von ca. 109,775 % mit rund 0,31 % notiert.


Fed-Gouverneurin entschärft Zinsangst
Wenn nicht alle Zeichen trügen, hat diese Woche eine ranghohe US-Notenbankerin ihrer Chefin Janet Yellen widersprochen. In einer Rede dämpfte Fed-Gouverneurin Leal Brainard die Erwartungen auf eine baldige Zinsanhebung in den USA. Brainard, die dem Direktorium der Fed angehört, sprach sich für eine vorsichtige Vorgehensweise in der Geldpolitik aus und nannte eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt unnötig und problematisch. In der Folge zogen die US-Aktienkurse an, was die Renditen bei US Bonds ebenfalls steigen ließ.

Das Besondere an Brainards Rede ist, dass sie die letzte Vertreterin der Fed ist, die sich vor deren nächster geldpolitischer Sitzung am 21. September öffentlich äußern durfte. Damit hat sie sich - als Vertreterin einer sehr lockeren Geldpolitik - einmal mehr gegen Fed-Chefin Janet Yellen gestellt. Schließlich hatte Yellen erst im August angedeutet, dass es demnächst Zeit sei für eine Zinserhöhung. Das wiederum hat die Erwartungen für einen solchen Schritt im September erhöht. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte sich Brainard im Gegensatz zu Yellen gegen eine Zinserhöhung noch im Jahr 2015 ausgesprochen. Wie zahlreiche Beobachter meinen, würde eine Anhebung des Leitzinses durch die US-Zentralbank viele Investoren wahrscheinlich auf dem falschen Fuß erwischen. So rechnet nur eine Minderheit der von der Financial Times Befragten mit einer Anhebung am 21. September. 85 % gehen indessen davon aus, dass Yellen alles beim Alten belässt.

Ein Einbruch am Aktienmarkt und eine strauchelnde Konjunkturentwicklung würden nebenbei eher dem sprunghaften Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump, in die Karten spielen. Die Unsicherheiten für die US-Wirtschaft, die eine Präsidentschaft von Trump mit sich bringen würde, wären allerdings groß. So rechnet das Institut Oxford Economics vor, dass eine US-Präsidentschaft von Trump die US-Wirtschaft eine Billion Dollar kosten könnte. Demnach könnte das Wirtschaftswachstum unter Trump 2019 zum Erliegen kommen. Für den Fall, dass Hillary Clinton Präsidentin werden würde, rechnet das Institut mit relativ konstanten Wachstumsraten ab 2017 von etwa zwei Prozent jährlich.

Ruferin in der Wüste

Die Vertreter der Bundesbank und deutsche Mitglieder des EZB-Direktoriums müssen sich manchmal vorkommen wie die berühmten Rufer in der Wüste. So auch EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger, die diese Woche betonte, dass sie keine Notwendigkeit für eine weitere Leitzinssenkung in der Eurozone sieht.

„Ich bin skeptisch mit Blick auf weitere Zinssenkungen", machte Lautenschläger in Straßburg deutlich. Auch eine Zinsanhebung würde derzeit weder Sparern noch Banken nutzen, sagte sie weiter, wollte aber eine weitere Senkung dann doch nicht ganz ausschließen. Man habe noch nicht das absolut mögliche niedrigste Niveau bei den Zinsen erreicht, sagte Lautenschläger. Gleichzeitig warnte sie, das aktuelle Anleihekaufprogramm der EZB nicht zu überdehnen. Es gebe zwar keinen Grund, die Schlüsselelemente des aktuellen Anleihekaufprogramms zu ändern, allerdings könnten nach ihrer Überzeugung die Maßnahmen nicht unendlich lange fortgesetzt werden. Die Wirkung der Maßnahmen, so warnte sie, lasse im Laufe der Zeit nach und die Risiken könnten steigen.

Die EZB kauft derzeit monatlich Wertpapiere im Wert von 80 Mrd. € auf. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt derzeit auf dem Rekordtief von null Prozent, während der Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent liegt.

Corporate Bonds: Heiter bis sonnig
Ähnlich der aktuellen Hochwetterlage über Deutschland zeigte sich auch die Stimmung am Primärmarkt: heiter bis sonnig. Die rege Emissionstätigkeit setzte sich fort und so kamen namhafte Emittenten mit neuen Anleihen. Neben Schäffler (3 neue Bonds) refinanzierte sich auch Novartis mit einem Doppelpack.

Schäffler gelang es spielend insgesamt 2,25 Mrd. Euro bei den Investoren einzusammeln. Es konnte zwischen 5, 7 oder 10 Jahren Laufzeit mit identischen Emissionsvolumen gewählt werden. Die 5-jährige Anleihe (A2BPBA) bietet dem Anleger eine jährliche Verzinsung in Höhe von 2,75 % bis zum Laufzeitende am 15.09.2021. Der Ausgabepreis lag bei 100 % (+331 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe). Der 7-jährige Bond (A2BPBC) wird mit 3,25 % p.a. verzinst. Das Ende der Laufzeit ist am 15.09.2023. Da das Pricing mit +368 bps über Bund erfolgte, lag der Reoffer bei 100 %. Last but not least die 10-jährige Anleihe (A2BPBE), die dem Investor jährlich eine Verzinsung von 3,75 % bis zur Fälligkeit am 15.09.2026 zahlt. Der Emissionsspread lag hier bei +381 bps über Bund. Somit errechnete sich ein Ausgabepreis von Pari. Schäffler wählte bei allen 3 Anleihen eine Mindestanlagesumme von 100.000 Euro und ließ sich ein optionales Kündigungsrecht (Make-Whole-Option) festschreiben.

Novartis sicherte sich günstige Konditionen für insgesamt 1,75 Mrd. Euro verteilt auf 2 Schuldtitel. Bei der ersten 7-jährigen Tranche (A186FQ) handelt es sich um eine 1,25 Mrd. Euro schwere Anleihe mit Laufzeitende am 20.09.2023. Der Investor erhält hierbei eine jährliche Verzinsung von 0,125 %. Emittiert wurde das Papier mit einem Spread von +61,3 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe und somit zu 99,127 %. Das Doppelpack komplettiert ein 12-jähriger Bond (A186FR), welcher mit einem Kupon in Höhe von 0,625 % und Fälligkeit am 20.09.2028 ausgestattet ist. Das Papier wurde zu 98,48 % emittiert (+72,6 bps über Bund). Auch bei den beiden Novartis Anleihen entschied sich der Emittent für die Mindeststückelung von 100.000 Euro und die Aufnahme einer Make-Whole-Option in die Anleihebedingungen.

Das österreichische Unternehmen Novomatic entschied sich bei der Finanzierung von 500 Mio. Euro mittels einer 7-jährigen Anleihe (A186FM) für eine „privatanlegerfreundliche“ Stückelung von 500 Euro. Novomatic zahlt dem Investor jährlich eine Verzinsung von 1,625 % bis zur Fälligkeit am 20.09.2023. Gepreist wurde mit +170 bps über Midswap. Folglich betrug der Ausgabepreis 98,969 %.

Rentenbarometer vor Trendwende?
Der richtungsweisende Euro-Bund-Future hat seine in der vergangenen Woche eingeleitete Kurskorrektur weiter fortgesetzt. Seit der EZB-Sitzung am Donnerstag kennt das Rentenbarometer demnach nur noch eine Richtung, gen Süden. So verlor der Euro-Bund-Future innerhalb der Berichtswoche mehrere Prozentpunkte und fiel am späten Dienstagnachmittag auf ein neues Monatstief bei 162,56 %. In der Woche zuvor und kurz vor der Ratssitzung der EZB handelte er noch um die Marke von 165,50 Punkten. Fallende Kurse am Bondmarkt gehen mit steigenden Renditen einher. Folglich stieg die zehnjährige Bundrendite bis auf +0,07 % an, damit notiert sie erstmals seit knapp zwei Monaten wieder im positiven Bereich. Dies ist gleichzeitig der höchste Stand seit dem Brexit-Votum von Ende Juni.

Ob diese Kurskorrektur nachhaltig ist, wird sich zeigen. In den nächsten Tagen stehen wichtige Notenbankentscheidungen an, die das Pendel wieder in die andere Richtung schwingen lassen können. Aber noch ist es nicht soweit und so handelt der Dezember-Kontrakt heute Morgen wenig verändert bei 163,30 %.

Aus Sicht der Charttechnik ergibt sich der erste Widerstand um den Bereich von 164,50 % (mehrere September-Tiefs). Darüber hinaus bildet das Jahreshoch bei 165,63 % (24. Juni) im neuen Dezember-Kontrakt einen starken Widerstand. Der Blick in die andere Richtung offenbart uns die nächste Unterstützung bei 162,56 % (Tief 13. September) sowie der psychologisch wichtigen Marke von 160 Punkten.


Aktuelle Marktentwicklung
Deutschland:

Der Dezember-Kontrakt des richtungsweisenden Euro-Bund-Future schloss gestern mit einem gehandelten Volumen von 0,716 Mio. Kontrakten bei 163,53 % (Vw.: 165,56 %).

Die Trading-Range lag im Berichtszeitraum zwischen 162,56 % und 165,62 % (Vw.: 164,17 % und 165,67 %).
Der Euro-Buxl-Future (Range: 182,82 % und 193,26 %) schloss bei 185,38 % (Vw.: 193,38 %),
der Euro-Bobl-Future (Range: 131,23 % und 132,06 %) bei 131,54 % (Vw.: 131,99 %)
und der Euro-Schatz-Future (Range: 111,98 % und 112,115 %) bei 112,045 % (Vw.: 112,095 %).
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe (110240) lag im gestrigen Bundesbankfixing bei 0,049 % (10.08.: -0,111 %).

USA:

Zweijährige US-Treasuries rentieren bei 0,766 % (Vw.: 0,738 %),
fünfjährige Anleihen bei 1,212 % (10.08.: 1,123 %),
die richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen bei 1,704 % (Vw.: 1,516 %)
und Longbonds mit 30 Jahren Laufzeit bei 2,454 % (Vw.: 2,227 %).

Die Entwicklung der wichtigsten Credit Indizes spiegelt im Vergleich zur Vorwoche eine Ausweitung der Spreads wider, was auf eine gestiegene Risikoeinschätzung seitens der Anleger hinweist. Fallende Anleihekurse führten zu einer Erhöhung der Rendite und somit erhöhte sich der I-Traxx-Main für Unternehmensanleihen guter Qualität um 5 auf 70 Punkte. Der I-Traxx-Crossover für High Yield Anleihen stieg um 25,5 auf 330 Punkte.

Die I-Traxx-Indizes bilden derivative Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ab, mit denen Investoren den möglichen Default von Unternehmensanleihen absichern.


Vor den Spielen ist nach den Spielen
Die Redewendung „Vor den Olympischen Spielen ist nach den Olympischen Spielen“ trifft auch auf den brasilianischen Real zu. Seit Jahresbeginn konnte sich die Währung bis zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro deutlich verbessern und verzeichnete am 09.08.2016 ein Jahreshoch bei 3,4770 BRL. Am 12.02.2016 markierte der Real bei 4,5525 BRL sein Jahrestief. Kaum neigten sich die Spiele in Rio dem Ende, verlor der brasilianische Real wieder an Boden und handelt aktuell um die Marke von 3,75 BRL.

Die Konjunkturdaten Brasiliens verstärken diesen Trend. So sanken die Umsätze im Einzelhandel im Juli 2016 um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. Besonders stark betroffen waren die Einbußen bei Lebensmitteln, Getränken und Treibstoff, die ca. 60 % der Umsätze ausmachen. Weiterhin belastet die Arbeitsmarktsituation in Brasilien die Einkommen der privaten Haushalte und deren Konsumverhalten. Insofern bleibt abzuwarten, wie die Währungshüter versuchen werden, die Konjunktur wieder anzukurbeln. Aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll der Notenbank geht hervor, dass mit Zinssenkungen erst Ende des Jahres respektive im ersten Halbjahr 2017 zu rechnen ist.

Beim Greenback herrscht wieder einmal abwartende Haltung. Alles schaut gebannt auf die Entscheidung der FED am kommenden Mittwochabend. In der letzten Berichtswoche handelte der Euro in einer engen Range zwischen 1,1200 und 1,1350 USD. Aktuell notiert die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,1230 USD.

In dieser Handelswoche waren verstärkt Handelsaktivitäten bei Anleihen lautend auf US-Dollar, türkische Lira, südafrikanische Rand sowie brasilianische Real zu verzeichnen.

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