Baltics – Kräftige Aufholdynamik, hohe Leistungsbilanzdefizite
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Das Wachstumstempo in den baltischen Staaten bewegt sich auch 2007/08 auf einem sehr hohen Niveau, obgleich eine leichte Abschwächung zu verzeichnen sein wird. Einerseits nehmen die externen Impulse ab, und andererseits muss vor allem die Finanzpolitik in allen drei Ländern straff bleiben. Ausschlaggebend sind die mit dem hohen Wachstum einhergehenden erhöhten Leistungsbilanzdefizite und Inflationsraten. Der Preistrend dürfte einen schnellen Beitritt der Staaten zum Euroraum verhindern. Estland wird aus unserer Sicht frühestens 2009 beitreten, während Litauen und Lettland vermutlich noch ein Jahr länger benötigen. Die besondere Herausforderung für die Länder wird bspw in Estland deutlich. Dort stieg die Inflationsrate zum Jahresende 2006 auf 5,1%, den höchsten Stand seit fünf Jahren. Vor diesem Hintergrund muss die Finanzpolitik vermutlich noch stärker gestrafft werden. Der binnenwirtschaftlichen Dynamik schadet dies kaum. Die Investitionen belaufen sich gemessen am Bruttoinlandsprodukt weiter auf rund 31%. Darüber hinaus verzeichneten die Exporte gemessen am Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum 2001 bis 2006 einen Anstieg von 71% auf 84%. Am stärksten wurden die Handelsbeziehungen mit den anderen baltischen Staaten und den skandinavischen Staaten ausgebaut. Dies bildet eine gute Basis, den realwirtschaftlichen Aufholprozess dynamisch fortzusetzen. Der Aktienmarkt profitierte davon ebenfalls, obgleich das hohe Kurs/Gewinnverhältnis anzeigt, dass bereits ein gutes Maß an positiven Erwartungen in den Kursen berücksichtigt ist.
Die nach den Wahlen im Oktober 2006 um einen vierten Partner erweiterte Regierungskoalition in Lettland bleibt ebenfalls gefordert, die Defizite im Budget und in der Leistungsbilanz zurückzuführen. Die besondere Dringlich-keit wird durch die hohe Auslandsverschuldung hervorge-hoben. Selbst der Beitrittstermin 2010 erscheint daher mittlerweile recht optimistisch. Das gilt besonders vor dem Hintergrund, dass kostspielige Wahlkampfversprechen eine schnelle Konvergenz zu den Maastricht-Kriterien erschweren. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass ein möglicher weiterer Anstieg externer Verbindlichkeiten doch noch zu einem stärkeren Druck auf die Währung führen könnte. Spekulative Angriffe gegen die Parität des Lat im Wechselkursmechanismus II sind aber grundsätzlich nur sehr schwer möglich, da die gesamte monetäre Basis durch Devisenreserven gedeckt ist.
Litauen ist bewertungsseitig der günstigste Markt der baltischen Staaten. Die wirtschaftliche Dynamik ist jedoch auch etwas geringer. Positiv ist die Handelsverflechtung mit Russland zu bewerten. Dies sichert den litauischen Unternehmen einen Zugang zu den Märkten der gesamten Region, die rohstoffgetrieben noch längerfristig eine höhere Nachfrage entfalten sollten. Wir rechnen daher weiterhin mit einer zweistelligen Wachstumsrate der Exporte im Zeitraum 2007/08. Die Finanzpolitik muss dagegen straffend wirken, um die Inflation zu dämpfen. Dies erfordert der für 2010 angestrebte Beitritt zum Euroraum.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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