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12:12 Uhr, 18.02.2009

Baltic Dry Index verdoppelt sich

Es ist nie alles so schlimm wie es aussieht. Diesen Satz gab in der letzten Woche ein namhafter Vertreter aus der Bergbauindustrie von sich. Obwohl die großen Unternehmen ihre Capex-Budgets (Capex = Capital Expenditure, zu dt. Investitionen in Kapitalgüter) um im Schnitt 30-50 Prozent kappten, gibt es auch gute Nachrichten zu vermelden.

Der oft in verschiedenen Fachartikeln bemühte Baltic Dry Index hat sich in den letzten fünf Wochen verdoppelt – doch wie lässt sich dies angesichts des Pessimismus, der anhaltenden Horrornachrichten aus der Bankenwelt und der grottenschlechten Konjunkturdaten erklären? Zum einen wohl vor allem dadurch, dass der Absturz des Index, der die Höhe der Seefrachtraten misst, immer noch über 90 Prozent unter seinem Hoch notiert – auch nach der Rallye noch.

Es gibt aber noch einen anderen Grund: In den letzten Wochen sprangen die Eisenerzverschiffungen von Australien und Brasilien, den beiden größten Produzentenländern für den Stahlgrundstoff, deutlich an. Zielland: China. Dort stützt das 585 Milliarden US-Dollar schwere Konjunkturprogramm die Nachfrage aus der Bauindustrie. Eisenerz ist der am meisten verschiffte Rohstoff der Welt. 890 Tonnen Eisenerz wurden auf dem Seeweg im letzten Jahr verschifft. Die neue Nachfrage in den letzten Wochen stammt von den cleveren Chinesen, die die Niedrigpreise nutzen, um sich einzudecken. Zumindest, was über den Spotmarkt zu beschaffen ist. Und was an billigeren Seefrachtraten an Kostenersparnissen zu bewerkstelligen ist. Die Preise für die großen Mengen an Eisenerz werden alle über Verträge ausgehandelt. 50 Prozent der 890 Tonnen Eisenerz, die in 2008 verschifft wurden, waren vertraglich im Preis ausgehandelt. Bei den Vertragsverhandlungen, die jetzt langsam wieder beginnen ist zu beobachten, dass die Chinesen und andere Nachfrageländer wahrscheinlich nicht ihre gewünschte Kürzung der Eisenerzpreise für 2009 von 30 Prozent bekommen. Die Spotpreise liegen aktuell nur 15 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2008.

Die Lagerbestände der chinesischen Stahlindustrie liegen bei 60 Millionen Tonnen und damit deutlich unter dem letztjährigen Rekordhoch von 90 Millionen Tonnen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets
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Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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