Bärenmarktrally bei S&P500 und DAX gerät ins Stottern – Notenbankertreffen, Inflationsindikator der Fed, Inflation für Deutschland und Euro-Zone im Visier
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Umso gespannter warten Investoren auf mögliche Aussagen vom Notenbankertreffen im portugiesischen Sintra, das noch bis Mittwoch läuft. Am gleichen Tag werden die Inflationsdaten für Deutschland veröffentlicht, am Freitag folgen jene für die Euro-Zone. Dazwischen wird am Donnerstag der wichtige Inflationsindikator der Fed bekanntgegeben.
Wie gewonnen, so zerronnen: So ist es den DAX-Investoren am gestrigen Montag ergangen. Kurz nach Handelsbeginn um 9 Uhr ist der Index deutlich nach oben gedreht und erreichte allerdings schon gegen 10.15 Uhr sein Tageshoch bei rund 13.380 Punkten. Umso schneller ist der Index anschließend wieder nach unten gedreht und schloss nachbörslich um 22 Uhr bei nurmehr rund 13.150 Punkten.
Für deutlichen Gegenwind sorgten die allmählich steigenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die dem S&P500-Future und damit auch den DAX schnell den Wind aus den Segeln nahmen. Denn bei steigenden US-Zinsen trüben sich die Aussichten für die hochverschuldete US-Privatwirtschaft schnell ein, während gleichzeitig Anleihen im Verhältnis zu Aktien attraktiver werden.
Investoren haben die Wahl zwischen Zinsen von 3,2 Prozent für zehnjährige US-Anleihen, wohingegen die Dividendenrendite des S&P500 bei lediglich 1,7 Prozent liegt – das ist der größte Abstand seit Februar 2011.
Kleiner Hinweis: In der Sendung „Euer Egmond“ vom 21. Juni, präsentiert von BNP Paribas Zertifikate, habe ich die Aussichten für S&P500, DAX, Euro-Dollar und Gold analysiert. Heute um 18 Uhr startet eine neue Folge der Sendung.
Überraschend gute US-Daten
Für Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen hatten Montagnachmittag einige US-Konjunkturdaten gesorgt, die besser als erwartet waren. Zuerst waren die US-Aufträge langlebiger Gebrauchsgüter im Mai um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, während Volkswirte ein Plus von lediglich 0,1 Prozent vorhergesagt hatten.
Anschließend waren die anstehenden US-Häuserverkäufe im Mai überraschend um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, wohingegen Volkswirte einen Rückgang um 2,5 Prozent prognostiziert hatten. Die Zahlen zu den Aufträgen langlebiger Gebrauchsgüter und den anstehenden Häuserverkäufen haben für Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen gesorgt.
Da haben Investoren darüber hinweggesehen, dass der Einkaufsmanagerindex der Fed von Dallas von minus 7,3 Punkte auf minus 17,7 Punkte kollabiert ist. Volkswirte hatten hingegen eine leichte Erholung auf minus 6,5 Punkte vorhergesagt, dann kam allerdings die Realität dazwischen.
Steigende US-Zinsen belasten Growth-Aktien
Folge der steigenden US-Zinsen: Nachdem viele US-Technologieaktien am Freitag nach oben geschossen waren – die Gründe hierfür werde ich heute Abend in der Sendung ausführlich analysieren – kamen die Tech-Aktien, wie Tesla Inc. (734,76 $ -0,32 %), Apple Inc. (141,66 $ 0,00 %), Microsoft Corp. (264,89 $ -1,05 %), Amazon.com Inc. (113,22 $ -2,78 %), NVIDIA Corp. (168,69 $ -1,50 %), Meta Platforms Inc (169,49 $ -0,39 %) und Alphabet Inc. (Class C) (2.332,45 $ -1,62 %) am gestrigen Montag erneut unter Abgabedruck.
Nochmal im Klartext: Sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen kräftig steigen, sollte meiner Meinung nach der Verkaufsdruck bei den US-Technologieaktien kräftig zunehmen. Sollten hingegen die Zinsen – entgegen der Erwartung fast aller Experten – einbrechen, und damit eine heraufziehende US-Rezession widerspiegeln, sollten die Tech-Aktien aus den USA ebenso einbrechen, wie jene aus dem DAX.
Im DAX sticht die anhaltende Talfahrt von Volkswagen AG Vz. (139,96 € 0,78 %) hervor, die sich zügig dem 52-Wochen-Tief nähert. Ebenfalls in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs ist das Papier von Covestro AG (34,58 € 0,93 %) nach unten gerauscht.
Dass die Aktie von NIKE Inc. (110,50 $ -2,13 %) nach Börsenschluss in den USA nach der Zahlenvorlage und dem Ausblick eingeknickt ist, nachdem das Papier schon während des Handelstages nachgegeben hatte, sollte niemanden überraschen.
Vor dem Hintergrund würde ich den Kursanstieg beim DAX heute Morgen in keinster Weise überbewerten.
Konjunkturdaten im Blick
Am Dienstag wird um 15 Uhr der Case-Shiller-Hauspreisindex veröffentlicht. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Preise in den 20 größten US-Städten im April um 21,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 21,2 Prozent für März.
Am 16 Uhr gibt das Conference Board das US-Verbrauchervertrauen bekannt. Analysten sagen einen Einbruch auf 101,0 Punkte vorher.
Notenbankertreffen ganz oben auf der Agenda
Am Mittwoch werden um 13 Uhr die Daten zu den US-Hypothekenanträgen veröffentlicht. Sie sollten einmal mehr zeigen, wie dramatisch sich der Immobiliensektor abschwächt.
Um 14 Uhr werden die Inflationsdaten für Deutschland bekanntgegeben. Die Verbraucherpreise sollen im Juni um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach 0,9 Prozent für Mai. Zudem sollen die Preise im Juni um 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein und damit den Mai-Wert egalisieren. Mich würde es nicht wundern, wenn die Daten einmal mehr höher als erwartet ausfallen würden.
Um 14 Uhr beginnt eine Diskussionsrunde auf dem Notenbankertreffen der EZB im portugiesischen Sintra. Neben EZB-Chefin Christine Lagarde nehmen unter anderem Fed-Chef Jay Powell und der Chef der englischen Notenbank, Andrew Bailey, daran teil.
Um 14.30 Uhr wird die dritte Schätzung zur Entwicklung der US-Wirtschaft im ersten Quartal bekanntgegeben. Volkswirte sagen einen annualisierten Rückgang um 1,5 Prozent vorher, nachdem die zweite Schätzung bei minus 1,5 Prozent lag. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.
Inflationsindikator der Fed im Fokus
Am Donnerstag werden um 8 Uhr die Einzelhandelsumsätze für Deutschland veröffentlicht. Volkswirte sagen für Mai einen Anstieg um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat vorher, nach einem Einbruch von 5,4 Prozent für April. Zudem sollen die Umsätze im Mai um 1,8 Prozent unter dem Vorjahr liegen.
Um 14.30 Uhr werden Investoren einen Blick auf die US-Erstanträge für Arbeitslosenhilfe werfen.
Zur gleichen Zeit werden auch die Daten zu den persönlichen Einnahmen und Ausgaben der Amerikaner bekanntgegeben. Im Mai sollen beide jeweils um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat zulegen. Ganz oben auf der Agenda der Investoren steht dabei die Kernrate des PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed. Diese Preise sollen im Mai um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach 0,3 Prozent für April. Zudem sollen die Preise im Mai um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, nach 4,9 Prozent für April. Kommt es einmal mehr schlimmer als erwartet?
US-Einkaufsmanagerindex auf der Agenda
Am Freitag veröffentlicht um 9.55 Uhr S&P Global den endgültigen Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie für Juni, nachdem der vorläufige viel stärker eingebrochen war als erwartet. Um 10 Uhr folgt der endgültige Index von S&P Global für die Industrie der Euro-Zone, der nach den vorläufigen Daten ebenfalls stärker kollabiert war als erwartet.
Um 11 Uhr werden die Inflationsdaten für die Euro-Zone veröffentlicht. Im Juni sollen die Verbraucherpreise um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 8,1 Prozent für Mai. Damit wäre weiterhin kein Höhepunkt bei der Inflation in Sicht. Gleichzeitig soll die Kernrate bei den Verbraucherpreise im Juni auf 4,0 Prozent klettern, nach 3,8 Prozent für Mai. Das würde einmal mehr anzeigen, dass die Inflation längst von Energie und Nahrungsmittel auf alle anderen Bereiche übergeschwappt ist.
Um 16 Uhr veröffentlicht das Institute for Supply Management (ISM) den Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie. Er soll im Juni auf 55,0 Punkte gesunken sein, nach 56,1 Punkte für Mai. Mich würde es nicht überraschen, wenn der Index einbrechen würde.
Ebenfalls um 16 Uhr werden die US-Bauausgaben bekanntgegeben. Sie sollen im Mai um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach einem Plus von 0,2 Prozent für April.
Diese und ähnliche Themen analysiere ich jeden Dienstagabend um 18 Uhr in der Sendung „Euer Egmond“ von BNP Paribas Zertifikate ebenso wie US-Konjunkturdaten, und wie es in dem Umfeld bei S&P500 und DAX, einigen Einzelwerten aus den Indizes, EUR/USD und Gold weitergehen könnte. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich die Sendung anschauen würden.
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