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Kommentar
16:00 Uhr, 20.05.2025

Backpack-CEO: "Ich habe noch nie an Solana gezweifelt"

Backpack-CEO Armani Ferrante über den Neustart nach FTX, den regulatorischen Aufbau in Europa, seine Solana-Treue und die Zukunft zentraler Börsen mit DeFi-Anbindung.

Armani Ferrante hat bei Alameda Research begonnen, bevor FTX überhaupt existierte. Heute ist er CEO und Gründer der Kryptowährungsbörse Backpack, die unter anderem für die Auszahlung geschädigter FTX-Kunden in Europa zuständig ist. Im Interview mit BTC-ECHO spricht er über seine Vergangenheit im FTX-Umfeld, den Aufbau von Backpack mitten im Chaos und seine Überzeugung für Solana. Europa spielt dabei eine zentrale Rolle – ebenso wie regulatorische Seriosität und das Zusammenspiel von DeFi und zentralen Diensten.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und ins Deutsche übersetzt.

Du warst bei Alameda Research aktiv – wie bist du damals dorthin gekommen und wie würdest du diese Zeit beschreiben?

Ich hatte eine eher untypische Beziehung zu Alameda. Ich kam dorthin, noch bevor FTX überhaupt gegründet war – und zwar mehr oder weniger durch Zufall. Ich lebte damals in Berkeley, hatte gerade meinen Job bei Apple aufgegeben und wollte eigentlich an Open-Source-Krypto-Projekten arbeiten, vor allem im Ethereum-Bereich. Dann bekam ich einen Anruf von einem Trading-Startup in meiner Nachbarschaft – ich bin einfach mal hingelaufen, habe mich vorgestellt, und das war’s. Ich hatte zu der Zeit keinen Job, also war es für mich auch eine pragmatische Entscheidung.

Ich habe dann etwa drei Monate lang an den Trading-Systemen mitgearbeitet – aber ich war nie wirklich Trader. Ich bin Entwickler. Ich sagte damals: Ich komme vorbei, helfe euch, aber ich bin kein Trading-Typ. Es war ein technisches Problem – also habe ich geholfen, ein paar Dinge zu bauen, und bin dann weitergezogen.

Wie ging es für dich weiter?

Nachdem ich wieder ausgestiegen war, habe ich mich stärker in der Krypto-Entwicklung engagiert, insbesondere mit Layer-2s und alternativen Chains. Irgendwann im Jahr 2020 – FTX war da schon gegründet – kam dann der nächste Anruf. Sie hatten inzwischen in Solana investiert, eine DEX namens Serum gebaut, und meinten: “Hey, du solltest dir das mal anschauen.” Ich war skeptisch, was Exchanges betraf, aber Serum war spannend.

Ich arbeitete dann remote an Open-Source-Projekten auf Solana, baute zum Beispiel das erste Multisig-Wallet und ein Developer-SDK für Smart Contracts. Zwar wurde ich von Alameda bezahlt, aber inhaltlich war ich tief im Solana-Ökosystem verankert. Dabei hatte ich nie mit der FTX-Plattform zu tun, habe nie direkt an der Exchange gearbeitet. Ich war in einer seltsamen Zwischenwelt – irgendwie zwischen Solana, Alameda und FTX – aber mit dem klaren Fokus auf Technologie und Infrastruktur.

Wann kam die Entscheidung, Backpack zu gründen?

Das war Ende 2021. Solana war zu dem Zeitpunkt sehr erfolgreich, aber ich fragte mich, was ich da eigentlich tat. Ich wurde von Alameda bezahlt, aber arbeitete faktisch unabhängig. Also habe ich mich entschlossen, eine eigene Firma zu gründen – Backpack. Anfangs war das als Wallet mit sogenannten xNFTs gedacht, eine Art dezentraler App-Store.

Dann kam der FTX-Kollaps. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Das war heftig. Wir verloren rund 80 Prozent unseres Kapitals – alles lag auf der Börse. Im Grunde war das Unternehmen tot. Die Stimmung war katastrophal. Niemand wollte mit dir sprechen, wenn du auch nur im Entferntesten mit Solana oder FTX zu tun hattest. Ich hatte mit beidem zu tun – wenn auch auf ganz andere Weise als viele andere. Trotzdem wurden wir abgestraft. Investoren lehnten ab, neue Finanzierung war nicht möglich. Ich zahlte mir selbst kein Gehalt, wir mussten die Kosten extrem senken.

Hattest du in der Zeit des FTX-Crashs jemals Zweifel an Solana?

Nein, niemals. Ich habe noch nie an Solana gezweifelt. Viele haben mir diese Frage damals gestellt, auch Leute aus meinem Team haben Solana hinterfragt. Aber für mich war die Antwort immer klar. Mein Denkprozess war simpel: Ist Krypto wichtig? Ja. Sind Smart-Contract-Plattformen wichtig? Ja. Und wenn beides zutrifft, stellt sich die Frage: Wie baut man eine Smart-Contract-Plattform, die global skalieren kann?

Ich sehe das aus einer technischen Perspektive – als Ingenieur. Für mich ist es offensichtlich: Eine skalierbare Plattform darf nicht single-threaded sein. Jeder moderne Computer arbeitet mit mehreren Cores, also muss auch eine Blockchain diese Parallelisierung ermöglichen. Ethereum war und ist ein Meilenstein, aber es ist im Kern eine single-threaded Umgebung. Solana hingegen ist von Anfang an auf Multi-Threading und Skalierbarkeit ausgelegt.

Wenn du diese Überlegungen Schritt für Schritt durchgehst, kommst du zwangsläufig zu Solana. Es war zu dem Zeitpunkt – und ist es bis heute – die einzige Plattform, die das auf technischer Ebene wirklich umgesetzt hat.

Und wie ging es dann weiter, was war der Wendepunkt?

Der Wendepunkt kam mit unserem NFT-Projekt “Mad Lads”, das extrem erfolgreich war. Dadurch kam wieder Leben in die Firma. Erst danach – als wir aus diesem Überlebensmodus herauskamen – begannen wir darüber nachzudenken, ob und wie wir eine Börse bauen könnten.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Zunächst war das gar nicht mein Plan. Ich wusste, wie schwierig es ist, eine Börse zu bauen. Aber als ich mir anschaute, was andere aufbauen wollten, hatte ich den Eindruck: Das reicht nicht. Es fehlte oft an tiefem Verständnis – sei es technisch oder regulatorisch. Ich sprach dann mit meinem späteren Co-Founder, und wir kamen zu dem Schluss: Niemand macht es richtig. Also machen wir es selbst.

Was wollt ihr bei Backpack anders machen?

Ich bin Entwickler, kein Jurist – aber mir war klar: Eine Börse ohne Compliance funktioniert heute nicht mehr. Die Zeiten, in denen man einfach loslegt, sind vorbei. Unser Ziel ist ein global reguliertes Finanzinstitut, das Krypto-native Technologie mit TradFi-Prozessen verbindet. Also keine reine DeFi-Plattform, sondern eine echte Börse, mit Lizenzstruktur, Kundenschutz, Nutzerfreundlichkeit – aber eben auch mit Zugang zu Wallets, DeFi, Lending, NFTs und Co.

Was bedeutet das konkret für euer Europa-Geschäft?

Europa ist ein riesiger Markt, sowohl wirtschaftlich als auch regulatorisch interessant. Die EU schafft mit MiCA und MiFID II einen klaren Rahmen. Für uns war es von Anfang an entscheidend, legal, lizenziert und sauber auf den Markt zu kommen. Der Erwerb der ehemaligen FTX-Europe-Struktur war deshalb strategisch extrem wichtig – aber keine einfache Übernahme. Es ging nicht nur um Geld. Wir mussten unsere Kompetenz unter Beweis stellen, Due-Diligence durchlaufen, zeigen, dass wir Kundengelder verantwortungsvoll verwalten können. Das war ein harter Prozess – aber notwendig und sinnvoll.

Welche Rolle spielt der Derivatehandel für Backpack?

Eine sehr große. Außerhalb Europas sind wir mit Perpetual Futures, Margin und Lending bereits aktiv. Seit dem Start haben wir rund 30 Milliarden US-Dollar Volumen erreicht, mit einzelnen Tagen über einer Milliarde. Wir bauen das derzeit systematisch aus. Besonders stolz sind wir auf unser Margin-System: Nutzer können verliehene Assets als Sicherheit für den Handel einsetzen – das ist ein echter Unterschied zu klassischen Modellen, wo Renditen oft künstlich subventioniert werden.

Und in Europa?

Dort ist der Start erst einmal der wichtigste Schritt. Ziel ist es, möglichst bald auch dort mit regulierten Derivaten live zu gehen – dafür streben wir unter anderem eine Lizenz nach MiFID an. Parallel arbeiten wir auch an Zulassungen in anderen Jurisdiktionen wie Japan, wo wir bereits ein eigenes Team haben und in engem Austausch mit den Behörden stehen.

Was unterscheidet Backpack von anderen zentralisierten Anbietern?

Bei Coinbase gibt es beispielsweise eine Börsen-App und eine separate Wallet-App. Wir wollen alles in einem Produkt anbieten. Unsere Vision ist ein zentraler Zugangspunkt zur gesamten Krypto-Ökonomie – sowohl für DeFi als auch für klassisches Trading. Unsere Zielgruppen sind auf der einen Seite Krypto-Enthusiasten, die on-chain unterwegs sind, und auf der anderen Seite professionelle Trader, die Kapital­effizienz, Cross-Margining und Flexibilität schätzen.

Was plant ihr noch auf der Produktseite?

Wir haben ein eigenes Borrow-Lending-System aufgebaut – inklusive nativer Zinsfunktion. Nutzer können etwa Solana, Bitcoin oder Stablecoins verleihen und diese gleichzeitig als Margin für den Derivatehandel nutzen. Diese Rendite ist organisch, sie basiert nicht auf Subventionen, sondern auf echter Nachfrage. Gerade haben wir auch native Staking-Funktionen für Solana integriert – ohne erhöhtes Risiko. Das ist für uns ein weiteres Element, um aus Backpack ein nachhaltiges, funktionsreiches Finanzprodukt zu machen.

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