Ausrufung der Alarmstufe Gas lässt DAX einbrechen, Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Euro-Zone kollabieren – Warten auf ifo-Index und US-Häusermarktdaten
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Einmal mehr lassen heute Rezessionssorgen den DAX einbrechen, diesmal allerdings nicht um eine mögliche Rezession in den USA, sondern in Deutschland. Ausgelöst wurden die Ängste heute Morgen zum Handelsstart von Meldungen, demnach Deutschland die zweite von insgesamt drei Stufen des Notfallplans Gas ausrufen, was Wirtschaftsminister Robert Habeck um 10 Uhr dann auch getan hat.
Nachdem Russland die Gaslieferungen zuletzt gedrosselt hatte, wächst das Risiko, dass der Energieträger im Winter knapp wird. Daher sollen zuerst verstärkt Kohlekraftwerke aus der Reserve Strom produzieren. Zudem könnte die Bundesregierung den Versorgern bald die Genehmigung erteilen, ihre stark gestiegenen Gaspreise an Verbraucher und Unternehmen weiterzugeben. Insgesamt wächst bei Investoren die Sorge, dass bei Gasknappheit die Lieferungen an Unternehmen gedrosselt würden, was zweifellos ein Rezession in Deutschland auslösen würde.
Kleiner Hinweis: in der Sendung „Euer Egmond“ vom Dienstag, 21. Juni, präsentiert von BNP Paribas Zertifikate, habe ich analysiert wie die Aussichten für S&P500, DAX, zahlreichen Einzelwerten aus den Indizes, Euro und Gold sind.
Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Euro-Zone brechen ein
Verstärkt wurden die Konjunktursorgen der Investoren von den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone, die für viele „Experten“ „überraschend“ eingebrochen sind. So ist der Index von S&P Global für die deutsche Industrie im Juni von 54,8 Punkte auf 52,0 Punkte kollabiert – das ist ein 23-Monats-Tief -, und lag damit meilenweit unter den Schätzungen der Volkswirte von 54,0 Punkten. Gleichzeitig ist jener für den Dienstleistungssektor von 55,0 Punkte auf 52,4 Punkte eingebrochen, wohingegen Volkswirte 54,6 Punkte vorhergesagt hatten.
Dass es so kommen dürfte, hatte ich gestern geschrieben: „Schauen wir mal, ob die zunehmenden Sorgen vor einer Rezession in den USA und sogar der Weltwirtschaft nicht dazu führen, dass die Indizes deutlich schwächer ausfallen als erwartet.“
Besorgniserregend ist zudem, dass die Industriefirmen den größten Rückgang bei den Auftragseingängen seit zwei Jahren verbucht haben. Belastungsfaktoren sind neben dem Krieg in der Ukraine vor allem die Geschäftsunterbrechungen in China wegen der zwischenzeitlichen Lockdowns und die hohe Inflation. Entsprechend düster schätzen die deutschen Industriefirmen ihre Geschäftsaussichten ein.
Ebenso schwach wie die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland waren jene von S&P Global für die Euro-Zone. So ist jener für die Industrie um 54,6 Punkte auf 52,0 Punkte eingebrochen – das ist ein 22-Monats-Tief -, und lagen damit weit unter den Schätzungen der Volkswirte von 53,9 Punkten. Jene für den Dienstleistungssektor von 56,1 Punkte auf 52,8 Punkte kollabiert. Dabei haben die Auftragseingänge für die Industrie den größten Rückgang seit Mai 2020 verbucht. Zudem schätzen die Unternehmen aus dem Sektor ihre Aussichten als so schlecht ein wie seit Oktober 2020 nicht mehr.
Zykliker führen erneut Verliererliste an
Vor dem Hintergrund der Nachrichten um den Notfallplan Gas und der miserablen Einkaufsmanagerindizes führen vor allem Zykliker die Verliererliste im DAX an, wie Brenntag, Covestro , Mercedes-Benz AG, Daimler Truck Holding), BASF und Continental.
Hingegen gibt es nur wenige Gewinner, gerade aus defensiven Sektoren, wie Qiagen und Beiersdorf Zudem kommt es bei adidas zu einer kleinen charttechnischen Erholung, nachdem das Papier vor wenigen Tagen auf ein Fünf-Jahres-Tief abgerutscht war. Das hatten wohl nur die wenigsten Anleger erwartet.
Umso nervöser warten Investoren auf den Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die USA, der heute um 15.45 Uhr veröffentlicht wird. Volkswirte sagen für die Industrie einen Rückgang von 57,0 auf 56,3 Punkte vorher, während jener für den Dienstleistungssektor leicht steigen soll auf 53,6 Punkte. Mich würde nicht überraschen, wenn aufgrund der verheerenden Folgen der hohen Inflation beide Indizes einbrechen würden und noch stärkere Rezessionssorgen schüren würden.
Ifo Index und US-Häusermarktdaten im Fokus
Am Freitag um 10 Uhr wird der ifo Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Er soll im Juni minimal sinken auf 92,8 Punkte. Während die Unternehmen ihre Geschäftslage mit 98,9 Punkten als leicht schlechter einschätzen sollen als im Vormonat, soll die Komponente mit den Geschäftserwartungen allerdings leicht steigen auf 87,3 Punkte. Ich kann nicht nachvollziehen, wie sich in einem Umfeld zunehmender Rezessionssorgen die Erwartungen der Unternehmen aufhellen sollen. Ich würde viel eher mit einer deutlichen Eintrübung, sprich einem Rückgang, rechnen.
Um 16 Uhr folgen die US-Verkäufe neuer Häuser. Volkswirte sagen für Mai einen leichten Rückgang auf eine Jahresrate von 587.000 Einheiten vorher, nach 591.000 für April.
Zur gleichen Zeit gibt die Universität Michigan die endgültigen Zahlen zum Verbrauchervertrauen für Juni bekannt. Laut den vorläufigen Daten war es auf ein Rekordtief eingebrochen. Damit sind die Folgen der horrenden Inflation auf die Stimmung der Konsumenten sehr gut sichtbar.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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