Ausblick Q4 2021: „Absicherung gegen Inflationsrisiken angebracht“
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Für 2021 geht der Internationale Währungsfonds (IMF) von einem starken realen Wachstum in den entwickelten Ländern und in den Schwellenländern aus. Trotz der globalen Erholungsdynamik und der positiven Makrodaten gibt es jedoch einige Risiken, die für Rückschläge sorgen könnten. Dazu gehören eine sich abschwächende Wirtschaftsdynamik und dauerhaft hohe Inflationszahlen. „Die Kombination aus beidem nennt man Stagflation. Eine ,kleine‘ Stagflation war bereits in den vergangenen Monaten zu sehen und auch nach vorne hin bestehen reelle Gefahren“, erklärt Desiree Sauer, Investmentstrategin im Marketing Services-Team von Lazard Asset Management. Was das für Anleger bedeutet, erläutert sie im Folgenden.
Ungünstige Kombination: Niedrigeres Wachstum und hohe Inflation
Zu der sich leicht abschwächenden Wirtschaftsdynamik sei es in den letzten Monaten aufgrund zweier Faktoren gekommen:
- Die Delta-Variante habe die Infektionszahlen erneut ansteigen lassen und die Erholung behindert, beispielsweise im Dienstleitungsbereich, im Bereich der Flugreisen oder dem Tourismus.
- Die Halbleiterknappheit, zum Beispiel in der Automobilbranche, habe zu Angebotsengpässen und zu höheren Produktionskosten geführt. Die erhöhte Nachfrage nach Gütern im Zuge der wirtschaftlichen Erholung werde nicht durch ein entsprechendes Angebot gedeckt. Infolgedessen würden die Preise steigen, die Lieferzeiten sich verlängern und die Produktion sei in Teilen ausgebremst.
Zu dieser Dynamik gesellen sich global hohe Inflationszahlen. Laut Europäischer Zentralbank und US-Zentralbank Fed sind die Anstiege kurzfristiger Natur. „EZB und Fed gehen eher von einem ,Goldilocks‘-Szenario aus, bei welchem die Inflation auf einem moderaten Niveau nahe der Zielmarke verharrt und das Wachstum stark ist“, erläutert Desiree Sauer. Was passiere aber, wenn sich die hohen Inflationszahlen verfestigen und dauerhaft über den Zielwerten der Zentralbanken liegen? „Um eine hohe Inflation zu bekämpfen, müssten die Zentralbanken ihre Zinssätze stark und auf längere Zeit anheben. Die Frage ist jedoch, ob sie dies angesichts der hohen (Staats-)Verschuldung tun werden“, erklärt Desiree Sauer, „denn dann erhöhen sich die Zinskosten für die Schulden erheblich. Die betroffenen Regierungen müssten dann entweder ihre Ausgaben kürzen oder die Steuereinnahmen erhöhen.“ Bisher sehe es aber so aus, als sei die Inflation unter Kontrolle. „Dennoch sind die Inflationsrisiken ausgeprägt, daher sollten Anleger über gewisse Sicherungsstrategien für die Vermögensallokation nachdenken“, so Sauer.
Absicherung gegen Inflationsrisiken
Zu den Assetklassen, die sich in der Vergangenheit in Zeiten hoher Inflation gut geschlagen haben, gehören aus Sicht Desiree Sauers Aktien und dort insbesondere bestimmte Aktiensegmente zum Beispiel aus dem Bereich Energie und Rohstoffe. Doch Aktien seien weltweit hoch bewertet und somit im Vergleich zu ihrer Historie „teuer“. Hinzu komme die Gefahr einer Aktienmarktkorrektur, sollten die Zentralbanken aufgrund einer dauerhaft hohen Inflation restriktive Maßnahmen einleiten müssen: „Die Realzinsen würden in einem solchen Szenario steigen und damit auch die Renditen an den Rentenmärkten, was in der Folge wiederum zu Korrekturen an den Aktienmärkten führen würde“, gibt Desiree Sauer zu bedenken.
Bei großen Inflationsrisiken stellen Inflation Linked Bonds und Floating Rate Notes aus Sicht der Expertin eine Anlagemöglichkeit dar. „Da diese aber eine tief negative Realverzinsung aufweisen, weniger liquide sind und keine laufende Verzinsung bringen, sind sie nur bei dauerhaft hoher Inflation eine gute Handlungsalternative“, so Sauer. In einem inflationären Umfeld habe der Rentenbereich hingegen wenig an attraktiven Gelegenheiten zu bieten. „Staatsanleihen, insbesondere in Europa, bieten keinen Schutz gegen Inflation, da sie real eine negative Rendite aufweisen“, sagt Sauer. Auch europäische Unternehmensanleihen stellen aus Sicht der Investmentstrategin keine wirkliche Alternative dar, da die Renditen auf einem historischen Tief notierten. „Um attraktivere Renditen zu erwirtschaften, müssen Anleger globaler und risikoreicher, zum Beispiel in den Bereich der Schwellenländer oder Nachranganleihen, gehen“, erläutert Sauer. „Die stark gesunkenen Hedgekosten machen USD-Anlagen für EUR- und CHF-Anleger deutlich attraktiver.“
Ein guter Kompromiss zwischen Aktien und Renten fänden Anleger zudem bei Wandelanleihen. Diese hätten zwar nach der fulminanten Performance 2020 in diesem Jahr etwas nachgelassen, doch die Aussichten seien weiterhin gut. Der Vorteil der Wandler: „Bei Marktkorrekturen sind die Anleger durch die Anleihen-Komponente geschützt, während sie bei einem unveränderten Umfeld an den Aktienmärkten partizipieren können“, so Sauer.
Sauer fasst zusammen: „Generell sollten Anleger langfristig im Sinne strategischer Asset Allocation denken und sich nicht an kurzfristigen Trends und Jahresprognosen orientieren. Ein wohldiversifiziertes und breit gestreutes Portfolio über verschiedene Assetklassen und Regionen sollte langfristig stabile Mehrerträge generieren.“
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