Kommentar
09:37 Uhr, 23.12.2025

Aus dem ETF Magazin: "Goldminen"

Weil Gold immer wertvoller wird, verdienen auch Goldminen so gut wie nie zuvor. Das resultiert nun endlich in rasant steigenden Kursen. Doch noch immer bleibt Luft nach oben, sieht das ETF Magazin.

23. Dezember 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Gold glĂ€nzt – aber Goldminen funkeln noch stĂ€rker. Nach langer Pause geben Goldaktien jetzt wieder Vollgas. Satte 100 Prozent Wertsteigerung schaffte der L&G Gold Mining ETF seit Jahresanfang, die meisten anderen Goldaktien-ETFs blieben nicht allzu weit zurĂŒck. Das Ende der Gewinnstrecke dĂŒrfte damit jedoch noch nicht erreicht sein, schĂ€tzen Branchenkenner. Denn trotz ihrer massiven Kursgewinne seien die Goldaktien noch immer klar unterbewertet.

Der Grund: Aufgrund des starken Preisanstiegs beim Gold verdienen die Goldminen so gut wie nie zuvor. Die Produktionskosten der großen Goldförderer sind seit 2020 nur moderat gestiegen, auf durchschnittlich etwa 1.500 bis 1.600 US-Dollar je Feinunze, berichten die Analysten des World Gold Council. Doch eine Unze Gold kostet heute rund 4.000 US-Dollar. Das bedeutet eine Gewinnmarge der Minen von ungefĂ€hr 2.500 Dollar pro Unze. Damit liegt die Marge mehr als doppelt so hoch wie im bisherigen Rekordjahr 2020.

Ebenfalls gut fĂŒr AktionĂ€re: Die Gewinne der Minen fließen nicht in teure Expansionen, sondern werden fĂŒr Schuldenabbau und Dividenden genutzt. Heute steht deshalb die Branche auf stĂ€rkeren Beinen als je zuvor. Noch in den 2000er-Jahren investierten viele Minengesellschaften aggressiv in neue Projekte, oft mit zweifelhaftem Ertrag. Das fĂŒhrte zu Übernahmen und Fehlkalkulationen. Heute zĂ€hlen dagegen Kapitaldisziplin, Kosteneffizienz und Rendite. Die großen Produzentengeben nur noch so viel aus, wie sie ĂŒber ihre laufenden Cashflows verdienen.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Viele Unternehmen arbeiten heute ganz oder nahezu schuldenfrei, zahlen Dividenden und kaufen Aktien zurĂŒck. Geld dafĂŒr ist reichlich vorhanden: Die Minen erwirtschaften freie Cashflows auf Rekordniveau. Nach SchĂ€tzungen von Analysten liegt der Cashflow der Top-10-Förderer aktuell um rund fĂŒnfzig Prozent höher als vor einem Jahr. Damit geben die starken Bilanzen „Spielraum, um die AktionĂ€rsrenditen, also Dividenden und RĂŒckkĂ€ufe, zu steigern“, sagt James Luke, Rohstoff-Fondsmanager der Fondsgesellschaft Schroders.

Auch bei der Bewertung gibt es Aufholpotenzial. Das VerhĂ€ltnis von Unternehmenswert zu Gewinn (EV/EBITDA) liege rund ein Drittel unter dem historischen Durchschnitt, sagt Luke. Zahlreiche Goldminenaktien wĂŒrden an der Börse noch nicht einmal mit ihrem Buchwert beziehungsweise ihrem Nettoinventarwert bewertet. Die Kurs-Buchwert-VerhĂ€ltnisse bewegten sich mitunter auf dem Niveau von 2018, als Gold noch 1200 Dollar kostete.

Das bietet Spielraum fĂŒr weitere Kurssteigerungen, selbst wenn der Goldpreis stagnieren sollte. Klettert Gold weiter, ist noch mehr drin. Der Gewinnhebel ist groß: In frĂŒheren Phasen anziehender Goldpreise stiegen die Aktienkurse der Minen zwei bis fĂŒnf Mal stĂ€rker als das Edelmetall. Die Chancen stehen gut, denn das Edelmetall dĂŒrfte gefragt bleiben. Die Schulden der IndustrielĂ€nder wachsen, die Realzinsen bleiben niedrig, und viele Unsicherheiten sorgen fĂŒr anhaltende Nachfrage nach sicheren Werten. Diese KrĂ€fte dĂŒrften den Goldpreis auch kĂŒnftig stĂŒtzen – und die Gewinne der Produzenten weiter nach oben treiben.

Lukrative Investments

Mit mehreren ETFs können Anlegerinnen und Anleger dieses Potenzial nutzen. Im laufenden Jahr am besten entwickelte sich der L&G Gold Mining ETF. Die britische Fondsgesellschaft Legal & General fĂ€hrt bei diesem ETF einen konzentrierten Ansatz: Nur ausgewĂ€hlte Goldförderer mit soliden Bilanzen und niedrigen Produktionskosten schaffen den Sprung ins Portfolio, das aktuell 36 Aktien enthĂ€lt. Besonders stark gewichtet sind nordamerikanische Mid- und Large Caps. GrĂ¶ĂŸte Position ist die US-Gesellschaft Newmont mit einem Gewicht von 17 Prozent, gefolgt von der kanadischen Agnico Eagle mit zwölf Prozent Anteil und von Anglogold Ashanti, die rund zehn Prozent des ETF-Portfolios stellt. Zusammen kommen die Top-3-Aktien also auf einen Anteil von etwa 40 Prozent.

Noch fokussierter, mit nur 27 Aktien im Portfolio, ist der UBS Solactive Global Pure Gold Miners ETF. Damit schaffte er In den vergangenen drei Jahren sogar noch etwas mehr Wertzuwachs als der L&G Gold Mining ETF. Um mehr als 230 Prozent legte der rund 500 Millionen Euro schwere UBS-ETF in diesem Zeitraum zu. Der ETF investiert nur in Gesellschaften, deren KerngeschĂ€ft die Förderung von Gold ist. Dazu bildet der ETF den Solactive Global Pure Gold Miners Index ab. Dieser enthĂ€lt nur Unternehmen, die mindestens 90 Prozent ihres Umsatzes mit Gold erwirtschaften. Das ETF-Portfolio besteht etwa zur HĂ€lfte aus kanadischen Minen wie Agnico Eagle, Kinross Gold, Iamgold und Equinox Gold. Daneben finden sich auch einige australische und sĂŒdafrikanische Gesellschaften.

Die aktuell grĂ¶ĂŸte Position ist die australische Northern Star Resources, die auf rund 5 Prozent Gewicht im Portfolio kommt. Auch die restlichen Top-Ten-Positionen kommen jeweils auf weniger als fĂŒnf Prozent Anteil. Dadurch wird die Wertentwicklung des ETFs weniger stark von wenigen Top-Werten beeinflusst wie im L&G-ETF.

Nordamerika dominiert

Etwas breiter diversifiziert sind die Goldminen-ETFs von iShares und VanEck. Bei beiden ist jedoch die Dominanz der nordamerikanischen Gesellschaften noch etwas ausgeprÀgter. So stellen aktuell im iShares Gold Producers ETF kanadische und US-amerikanische Titel zusammen fast 70 Prozent des Vermögens. Allein rund 30 Prozent des 64 Aktien umfassenden Portfolios entfallen dabei auf die drei Top-Werte Agnico Eagle, Newmont und Barrick Mining. Auch im VanEck Gold Miners ETF stehen diese drei Aktien ganz oben.

Auf kleinere und mittlere Goldförderer fokussiert der VanEck Junior Gold Miners ETF. Dadurch hÀlt er mehr Explorationsunternehmen und Produzenten mit geringeren Reserven. Damit ist der ETF ein etwas spekulativerer, aber womöglich auch chancenreicher Hebel auf den Goldpreis. In den vergangenen Jahren war dieser Minen-ETF nicht der erfolgreichste, doch in diesem Jahr gehört er zur Spitzengruppe.

Wer sich ganz breit im Bereich Minen engagieren möchte, kann sich den VanEck Global Mining ETF ins Depot legen. Dieser ETF investiert weltweit in fĂŒhrende Bergbaukonzerne, die Metalle und Industriemineralien fördern. Das Portfolio deckt die gesamte Bandbreite der Rohstoffförderung ab – von Edelmetallen wie Gold, Silber und Platin ĂŒber Industriemetalle wie Kupfer, Zink und Nickel bis hin zu Rohstoffen fĂŒr Batterien und erneuerbare Energien.
Die drei grĂ¶ĂŸten Positionen im rund 150 Aktien umfassenden ETF-Portfolio sind BHP Billiton, Newmont und Agnico Eagle, die zusammen auf 20 Prozent Gewicht kommen. Mit seinem breiten Ansatz unterscheidet sich der ETF von reinen Goldminenfonds. Er profitiert nicht nur von steigenden Edelmetallpreisen, sondern auch von der weltweiten Nachfrage nach Industriemetallen.

Von Michael Fischer, Dezember 2025, © ETF Magazin

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal fĂŒr Profis und informierte Anleger*innen.