Analyse
08:30 Uhr, 21.09.2023

AURELIUS – Showdown kurz vor Mitternacht

Erst kurz vor Mitternacht endete die gestrige Hauptversammlung von Aurelius. Der Private-Equity-Investor präsentierte sich den Investoren als aalglatter Finanzhai.

Erwähnte Instrumente

  • AURELIUS Equity Opp.SE&Co.KGaA Inhaber-Aktien o.N. - WKN: A0JK2A - ISIN: DE000A0JK2A8 - Kurs: 13,230 € (L&S)

Keinen Winkelzug scheute das Management, um die Aktionäre auf der Veranstaltung an der Nase herumzuführen. Am Ende wurde sogar noch der eigene Dividendenvorschlag gekippt und auf eine Mindestdividende von 5 Cents pro Aktie reduziert. Die SDK hat fleißig gekämpft, doch die Clique um den Gründer von Dirk Markus hatte einfach zu viele Stimmen.

Verkauf eigener Aktien weiter unter Wert

Was die gestrige Hauptversammlung so richtig ins Rollen brachte, war nach gut 1,5 Stunden langweiliger Abhandlung von Formalien und Vorstandspräsentationen die Nachfrage zu dem Verkauf von 1,25 Mio. Stück eigener Aktien. Diese Aktien wurden im Zuge des Rückkaufprogramms irgendwo bei rund 17 EUR herum eingesammelt. Kurz vor dem Nachweisstichtag der HV wurden die Aktien dann an die Aurelius Growth Investments verkauft, die dem Sohn des Gründers, Julian Raffael Markus, zuzurechnen sind. Und das mit einem satten Abschlag auf den Kaufpreis! Zu 13,60 EUR lief der Deal.

Der Verlust für die Aktionäre ist immens, steht der innere Wert der Aktie wohl nach dem jüngsten Verkauf von Distrelec wohl eher im Bereich von 40 EUR. Das Management und der Aufsichtsrat stellen den Verkauf als völlig normal dar. „Mal kauft man eben Aktien und dann verkauft man sie wieder“, so der lapidare O-Ton. Spätestens da haben die freien Aktionäre, die der HV im Internet gefolgt sind, vor Wut geschäumt. Schließlich sollten die Aktien ursprünglich eingezogen werden, könnten aber so das Zünglein an der Waage sein, weil diese jetzt abstimmungsberechtigt für die HV sind.

Aus familiären Gründen musste ich mich leider gegen 19:30 Uhr ausklinken, habe aber noch entsprechend zu sehr später Stunde abgestimmt. Diese etwa 13 Stunden HV zusammenzufassen, bringt heute wenig. Die DSW als Aktionärsvertreter hat sich vollkommen blamiert. Die SDK in Person von Herrn Petzelberger hat bis zum Schluss für die Aktionäre gekämpft. Die Sonderprüfungsanträge wurden zunächst abgelehnt. Ob sich Formfehler finden lassen oder Widerspruch zur HV erfolgt, bleibt abzuwarten. Das ist jetzt ein Job für die Anwälte.

Fazit: Diese HV geht wohl in die Geschichte ein. Das Management referierte zu Beginn noch von ESG-Kriterien, Frauenquoten und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter, bis es dann im weiteren Verlauf sein wahres Gesicht gezeigt hatte. Die freien Aktionäre sollen abgekocht werden, anders kann man es nicht nennen. Als Zuschauer eine spannende Geschichte, ob man als Aktionär dem beiwohnen sollte, darüber gehen die Meinungen wohl auseinander. Die Aktie dürfte zunächst einen schweren Stand haben. Hier wird jetzt alles dafür getan, den Kurs unten zu halten. Ich persönlich bin gestern im Laufe der HV nach und nach aus meiner Position ausgestiegen und halte nur noch minimale Stücke, da mir Zeit und Energie fehlen, die Geschichte so eng zu verfolgen, wie es wohl nötig sein wird.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: AURELIUS Equity Opp.SE&Co.KGaA Inhaber-Aktien o.N. (long)

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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