Auld Lang Syne: Bei allen Widrigkeiten birgt das Jahr 2009 auch hervorragende Chancen
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Das einzig konstante im Leben sei die Veränderung, sagt man. Wie sehr dies zutrifft, zeigt uns dieses Jahr. Zu Beginn des Jahres mussten einige Abnehmer in Deutschland noch darum bangen, ob ihre Bestellung aus China in den überfüllten Frachtschiffen Platz gefunden hat und pünktlich im Hafen ankommen wird. Heute müssen sie drei oder vier Wochen warten, bis die Schiffe aus den chinesischen Häfen überhaupt losfahren. Viele liegen dort vor Anker und sträuben sich dagegen, ohne Versicherung ihrer Ladung abzufahren. Schließlich ist nicht sicher, ob die Kunden in den Zielhäfen auch zahlen werden. Vor der Straße von Hormuz bilden sich lange Schlangen an Öltankern, die beladen wurden, aber keine Käufer finden. Weltweit wurden 25 Öltanker von Ölkonzernen angemietet. Sie bieten soviel Kapazität wie ein ganzer Monatsverbrauch Frankreichs. Die Tanker wurden nicht zum Transport, sondern als Stauraum gemietet. Der Ölpreis fällt weiter und erreichte zuletzt einen Stand unter 36 US-Dollar/Barrel, womit die Korrektur seit dem Hoch am 15. Juli auf 75 Prozent anwächst. Der Baltic Dry Index, der als Benchmark für Seefrachtpreise gilt, fiel seither sogar um 93 Prozent. Und während man in den USA die Möglichkeit einer Deflation nicht sieht, spricht der israelische Finanzminister davon, dass sein Land „eine Deflation abwenden“ wird.
Auld Lang Syne (schottisch, auf Englisch wörtlich „old long since“, sinngemäße Übersetzung: „längst vergangene Zeit“) ist der Titel eines der bekanntesten Lieder im englischsprachigen Raum. Es wird traditionsgemäß zum Jahreswechsel gesungen, um der Verstorbenen des zu Ende gegangenen Jahres zu gedenken.
Also muss es sie geben, die Gefahr einer Deflation. Eine Deflation ist eine Phase, wo zwar genügend Geld vorhanden ist, welches aber nicht zum Kauf von Gütern verwendet wird. Der Grund ist einfach: Wenn die Erwartungshaltung da ist, dass Preise weiter fallen, dann ist ein Kauf in der Zukunft immer günstiger als ein Kauf heute. Die sinkende Nachfrage wiederum bewirkt eine niedrigere Auslastung der Produktionskapazitäten und damit weiter sinkende Preise. Diesen Kreislauf bezeichnet man im Allgemeinen als Deflationsspirale. Deflation bedeutet außerdem, dass ein Kauf heute Verluste morgen bringt, einfach durch die Tatsache, dass das gekaufte Gut an Wert verliert. Damit werden Schuldner benachteiligt, Gläubiger aber profitieren.
Da Zentralbanken zwar Inflation beeinflussen können, aber gegen die Deflation so gut wie nichts unternehmen können, werden die deflationären Tendenzen in der Weltwirtschaft mit aller Kraft bekämpft. Kein Wunder also, dass die Zentralbanken mit der Senkung ihrer Referenzzinssätze die „Kosten“ für Geld (den Zins) verringern oder sogar auf Null bis fast Null setzen (wie in den USA nun geschehen). Außerdem feiert die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik eine Renaissance, in Deutschland sollen beispielsweise neue Autobahnen gebaut werden und auch der gewählte Präsident der USA, Barack Obama, will hunderte Milliarden US-Dollar in den Bau neuer Infrastruktur investieren.
Außerdem will man den Arbeitsmarkt stützen. Gerade in Deutschland dürfte dies noch ein Thema werden, da unsere Wirtschaft mit einer Zeitverzögerung von sechs bis neun Monaten auf die Entwicklungen in der US-Wirtschaft reagiert und diese in die gleiche Richtung nachbildet. In den USA gingen in den letzten 12 Monaten über 2 Millionen Arbeitsplätze verloren, das Gros davon seit dem Spätsommer. Somit dürfte es im Frühjahr und Sommer in Deutschland zu schweren Einbrüchen kommen. Einer repräsentativen Umfrage der Union Mittelständischer Unternehmen zufolge plant jeder dritte Mittelständler in Deutschland Entlassungen. Da hilft es auch nichts, wenn alle dreißig DAX-Konzerne zugesagt haben, keine Mitarbeiter im Jahr 2009 entlassen zu wollen. Davon abgesehen ist diese Maßnahme absurd: Wenn sich ein Unternehmen nicht mehr finanzieren kann, dann muss es Kosten sparen, was vor allem durch den größten Kostenblock, die Lohnkosten, zu bewerkstelligen ist. Wenn es jedoch an diesem Kostenblock nicht sparen kann oder darf, dann muss es andere Kostensenkungen durchführen. Letztendlich bedeutet dies aber auch, dass der Staat die Kosten der Arbeitsplätze übernehmen muss, wenn Kosteneinsparungen außerhalb der Lohnkosten nicht mehr ausreichen. Die DAX-Konzerne müssen also ein Signal bekommen haben, dass die Bundesregierung in irgendeiner Form Lohnkosten übernehmen wird, wenn es Hart auf Hart kommen wird.
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Dem allen liegt in gewisser Weise eine Art Ungläubigkeit zugrunde: Wir müssen nur zusammenhalten und die Zeit überstehen, dann können wir so weiter machen, wie bisher. Nur damit kann man begründen, warum Produktionskapazitäten erhalten und Arbeitsplätze verteidigt werden, obwohl die Nachfrage fällt. Während ich mir diese Wende für Deutschland durchaus vorstellen kann, finde ich dieses Szenario für die USA zunehmend unwahrscheinlich. Den USA droht ein Szenario wie damals Argentinien. Argentiniens Staat schaffte es damals nicht, seine Verschuldung in den Griff zu bekommen, vor allem konnten nicht genügend Steuern eingetrieben werden. Infolge der Asienkrise ab 1998 bewerteten die Anleger auch Argentinien und dem argentinischen Peso als Anlagemöglichkeit neu und verloren wegen der Überschuldung des Landes das Vertrauen. Das in der Folge abgezogene ausländische Kapital verschärfte die Krise und zwang das argentinische Currency Board zu einer kontinuierlichen Erhöhung der inländischen Zinsen, um die Geldmenge an die schwindenden Devisenreserven anzupassen. Die Hochzinspolitik brachte aber Konsum und Investitionen zum Einbruch und führte zu einem starken Rückgang der Preise. Achten Sie daher darauf, wie sich die Kapitalströme aus dem Ausland in die USA entwickeln. Wenn sie abebben, drohen den USA schwere Probleme.
Der Goldpreis wird meiner Einschätzung nach in den nächsten Wochen bis auf 1000-1050 US-Dollar/Unze ansteigen. Achten Sie darauf, wie sich der Preis über 900 US-Dollar/Unze verhalten wird. Wie ich bereits im Rohstoff-Report berichtet habe, liegt die maximale Zahlungsbereitschaft der Inder für Goldschmuck bei 900-950 US-Dollar/Unze, wobei die schlechten Konjunkturaussichten in Indien diesen Preiskorridor eher hoch erscheinen lassen. Indien ist der größte Goldschmuckmarkt der Welt. Die weltweite Schmucknachfrage macht 2/3 der gesamten weltweiten Goldnachfrage aus. Immer wenn Gold in der Vergangenheit zu teuer wurde und über 900-950 US-Dollar/Unze stieg, brach die Goldnachfrage kräftig ein, mit der Folge, dass auch die Goldpreise in diesem Bereich immer wieder gedeckelt wurden. Ob dies auch dieses Mal der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
Goldpreis: Maximale Zahlungsbereitschaft (klicken um Profichart zu laden)
Ich wünsche Ihnen, Ihren Liebsten und Ihrer Familie ein frohes Weihnachtsfest und all jenen, die sich bereits in den Urlaub verabschieden einen guten Rutsch in das Jahr 2009. Der nächste Rohstoff-Report erscheint am 8. Januar.
Bis dahin, alles Gute.
Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de
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