Kommentar
08:02 Uhr, 28.03.2006

Aufwärtstrend an den Börsen hält an

Der Aufwärtstrend an den weltweiten Aktienmärkten hielt in der abgelaufenen Woche an. Der DAX bestätigte dabei seine Führungsrolle und ging auf Tuchfühlung mit der 6.000er Marke. Seit Jahresanfang hat er bereits über zehn Prozent zugelegt, verglichen mit fünf Prozent des Dow Jones und knapp drei Prozent des Nikkei.

USA: Google steigt in den S&P 500 auf

In den USA verlief der Börsenhandel in den vergangenen fünf Tagen recht ruhig. Der Dow Jones Index trat auf der Stelle und der Nasdaq Composite tendierte leicht aufwärts. Das Geschehen wurde von unternehmensspezifischen Ereignissen bestimmt.

Microsoft belastete die Stimmung mit der Ankündigung, dass das neue Betriebssystem Vista erst 2007 und damit später als geplant in den Einzelhandel kommt. Unternehmenskunden werde die Software allerdings pünktlich ab November 2006 zur Verfügung stehen, hieß es weiter. Wal-Mart versprühte im Gegensatz dazu mit seinen Expansionsplänen in China reichlich Optimismus. Zu den aktuell 56 Märkten sollen dieses Jahr 15 bis 20 weitere hinzukommen, 2007 sogar noch deutlich mehr. Die Märkte stießen dort auf eine große Akzeptanz, erklärte der weltgrößte Einzelhändler, der seine zuletzt gebeutelten Investoren damit wieder eine Wachstumsstory präsentieren kann. Für Google-Aktionäre, die seit Jahresanfang rund 20 Prozent Kursverlust verkraften mussten, hat sich die Welt jüngst auch wieder zum Besseren gewendet. Die offizielle Bekanntmachung von S&P am Freitag, Google ab 1. April in den S&P 500 aufzunehmen, sorgte für ein Plus von über sieben Prozent. Indexorientierte Anleger sind nun gezwungen, ihre Bestände erheblich aufzustocken. Aktien von General Motors verzeichneten zuletzt ebenfalls eine hohe Nachfrage. Die Einigung mit der unter Gläubigerschutz stehenden ex-Tochter Delphi und der Gewerkschaft UAW, vor allem aber der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an einer Immobilientochter ließen die Papiere um über sieben Prozent steigen. Seit Jahresanfang haben sich General Motors damit um 16 Prozent befestigt, was die Schmerzen des 52-Prozent-Absturzes im gesamten Vorjahr jedoch nur ansatzweise lindert.

Euroland: Bayer schluckt Schering

Einmal mehr fokussierte sich das Börseninteresse auf europäische Unternehmen. Sanofi-Aventis einigte sich mit dem Generika-Konkurrenten Apotex im Patentrechtsstreit um das Präparat Plavix. Sanofi-Aventis hat damit für seinen zweitgrößten Umsatzlieferanten Sicherheit bis 2011, solange gilt der Patentschutz in den USA. Die Anleger honorierten die Entscheidung mit einem Wochenplus von fünf Prozent. Die amerikanische Bristol-MyersSquibb, die Plavix in den USA vertreibt, profitierte davon sogar mit einem Zugewinn von elf Prozent. Diese beiden Pharmariesen (Nr. 5 und 10 in der Welt) werden überdies in Kürze die Nähe eines deutschen Pharmachampions spüren. Denn hierzulande wird Bayer für 16,3 Mrd. Euro Schering kaufen und damit zur weltweiten Nr. 12 aufsteigen. Merck konnte und wollte das Eröffnungsgebot von 14,6 Mrd. Euro nicht weiter erhöhen. Bayer wird auch als Weißer Ritter vom Schering-Management unterstützt. Die Aktien aller drei Beteiligten beendeten die Woche im Plus, wobei der Zuwachs beim Übernehmer Bayer mit plus sieben Prozent erstaunlicherweise am größten ausfällt. Dahinter mag die Sehnsucht der Börse stecken, dass Bayer damit die beste Lösung für seinen Teilkonzern HealthCare gefunden hat, der seinen Jahresumsatz von bislang 9,4 Mrd. Euro um weitere 5,3 Mrd. Euro erweitert und nun ein ernst zu nehmender Teilnehmer am weltweiten Pharmawettbewerb zu werden scheint. Der Erfolg wird sich allerdings noch erweisen, denn 16,3 Mrd. sind kein Pappenstiel, zumal zunächst überwiegend mit Fremdkapital finanziert. Später sollen zwei Töchter verkauft und ein Mix aus Eigen- und Fremdkapital gefunden werden. Bayer selbst erwartet positive Ergebnisbeiträge aus der Schering-Übernahme ab dem Jahr 2009. Unterdessen bahnt sich die nächste Großfusion an. Die französische Alcatel will mit der amerikanischen Lucent Technologies zusammengehen. Das Resultat wäre ein sowohl regional wie auch technologisch hervorragend aufgestellter Telekommunikationsausrüster mit Erlösen von 21 Mrd. Euro. Die Börsianer befürworten auch diese Ehe, denn beide Titel legten in der vergangenen Woche kräftig zu.

Japan: Ende des Fiskaljahres steht bevor

In Japan neigt sich das Fiskaljahr dem Ende entgegen, 31. März ist Stichtag. Wie hierzulande in den letzten Dezembertagen, so ebbt auch derzeit am Kabutocho das Handelsvolumen spürbar ab. Belebt wurde das Geschehen zeitweilig von der Bodenpreisstatistik, die anzeigte, dass die Immobilienpreise in den japanischen Metropolen steigen, landesweit aber noch leicht rückläufig sind. Die Aktien von Immobilienunternehmen konnten vor diesem doch recht freundlichen Hintergrund zulegen. Auch Eisenbahn-gesellschaften, die traditionell über großen Immobilienbesitz verfügen, gehörten zu den Gewinnern. Auf Banken wirkte sich die Statistik ebenfalls positiv aus, wird dadurch doch das Geschäft mit Immobilienkrediten attraktiver. Papiere von Brokern konnten zuletzt ebenfalls zulegen. Hauptgrund dafür ist die rege Handelsaktivität in den vergangenen Monaten, die zu steigenden Gewinnen und Dividenden führt. Nikko Cordial zum Beispiel hatte bereits vor zwei Wochen angekündigt, die Dividende zu vervierfachen.

Ausblick: FED-Sitzung und Ifo

Die Großkonzerne sind durch, jetzt legen die mittleren und kleineren Unternehmen ihre Bilanzen vor. Außerdem wird voraussichtlich am Freitag mit Patrizia Immobilien das erste große deutsche IPO dieses Jahres über die Bühne gehen. Marktbeobachter rechnen mit einem Emissionsvolumen von knapp 500 Mio. Euro. Der Höhepunkt dieser Woche wird am Dienstag die FOMC-Sitzung sein, auf der aller Wahrscheinlichkeit nach der US-Leitzins von 4,50 auf 4,75 Prozent angehoben wird. Ebenfalls am Dienstag steht der Ifo-Geschäftsklimaindex auf der Agenda. Nach vier Anstiegen in Folge auf zuletzt 103,3 werden laut Bloomberg für März im Schnitt 102,9 erwartet. Ferner werden am Freitag die deutschen Einzelhandelsumsätze für Februar, das Industrievertrauen der EWU und die Auftragseingänge in der US-Industrie für Februar veröffentlicht.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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