Kommentar
16:50 Uhr, 04.04.2007

Auftragseingang – Großaufträge bestimmen das Bild

1. Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie nahmen im Februar spürbar um 3,9 % mom zu. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten ein Plus von 0,5 % mom erwartet, wir prognostizierten eine Zunahme um 0,8 % mom. Der Vormonat wurde um 0,7 Prozentpunkte auf -0,3 % mom nach oben revidiert, so dass das Vorjahresniveau im Februar nunmehr kalender- und saisonbereinigt um 9,5 % übertroffen wird.

2. Das hohe Ausmaß des Anstiegs im Februar ist Großaufträgen aus dem Ausland zuzuschreiben. Diese kamen gleichermaßen aus der Eurozone (6,6 % mom) und dem Rest der Welt (6,9 % mom). Somit konnten die deutschen Unternehmen gegenüber dem Vormonat 6,8 % mehr Auslandorders verbuchen. Die Großaufträge aus dem Ausland gingen zu den Investitionsgüterproduzenten (11,0 % mom) und kamen insbesondere der Automobilindustrie (9,8% mom) und dem Maschinenbau (8,0 % mom) zugute. Schon im Vorfeld hatte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) von außergewöhnlich hohen Großaufträgen gesprochen. Doch auch die anderen Hauptgruppen gingen nicht leer aus: So legten die Auslandsaufträge der Konsumgüterproduzenten um 0,5 % mom und die der Vorleistungsgüterproduzenten um 1,0 % mom zu.

3. Bei aller Freude über die starken Auslandsorders sollte nicht übersehen werden, dass auch die Inlandsaufträge sich gut entwickelten: Sie nahmen um 0,9 % mom zu. Das ist der vierte Anstieg in Folge. Auch bei den Inlandorders freuten sich alle Produzentengruppen über Zunahmen. Hervorzuheben sind die Investitionsgüterproduzenten, deren Auftragsschwäche aus dem Schlussquartal überwunden zu sein scheint: Nach einem Plus im Januar um 2,4 % mom legten ihre Inlandsbestellungen im Februar nochmals um 1,2 % mom zu. Das spricht für eine ungebrochene Investitionsdynamik.

4. Die ebenfalls heute veröffentlichten Industrieumsätze nahmen im Februar um 0,5 % mom zu, nach einem Plus von 2,3 % mom im Vormonat. Dabei setzten die Unternehmen im Ausland 0,4 % mom weniger um, im Inland dafür aber 1,1 % mom mehr.

5. Der Auftragsschub im Februar kam zur rechten Zeit. Seit längerem produzierte und verkaufte die Industrie mehr als an neuen Aufträgen hereinkam. Dies zeigte sich in dem starken Rückgang der Auftragseingangs- Umsatz-Relation (Book-to-Bill-Ratio). Durch die starken Neuaufträge im Februar hat sich die Verschlechterung dieser Kennziffer merklich verlangsamt.

6. Alles in allem stellt sich die Situation der Industrie mit den Februarwerten und der Revision des Vormonats besser dar als noch bis zuletzt zu befürchten war. Statt eines sich damals abzeichnenden schwachen Auftragsplus, wird es wohl nun ein sattes geben: Unterstellt man eine Stagnation der Auftragseingänge im März, so läge dieser Indikator im ersten Quartal um 2,8 % qoq über seinem Vorquartalsstand. Selbst wenn man – realistischer Weise – einen Rückprall auf die Großaufträge unterstellt, wird es zu einer spürbaren Verbesserung kommen. Somit kristallisiert sich das Produzierende Gewerbe immer mehr als der Gegenpol zum schwachen Einzelhandel heraus.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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