Kommentar
15:40 Uhr, 04.08.2006

Auftragseingang - abnehmende Dynamik

1. Die Auftragseingänge im deutschen verarbeitenden Gewerbe haben im Juni unerwartet um 0,5 % mom nachgegeben. Der Vormonat wurde um 0,3 Prozentpunkte auf -1,5 % mom nach unten revidiert. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) mit einem Anstieg um 1,3 % mom gerechnet, wir sogar mit einem Plus von 1,5 % mom. Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt nur noch um 6,5 % übertroffen.

2. Der Rückgang der Industrieaufträge resultierte im Juni aus einer stark rückläufigen Inlandsnachfrage (-1,2 % mom). Die Auslandsorders konnten zwar leicht zulegen (+0,2 % mom), doch nach dem schwachen Vormonat (-3,9 % mom) ist das eher enttäuschend.

3. Unter den Hauptgruppen stachen die Vorleistungsgüterproduzenten positiv hervor. Ihre Auftragseingänge nahmen um 1,5 % mom zu. Die Investitionsgüterproduzenten und stärker noch die Konsumgüterproduzenten mussten dagegen Rückgänge um 1,2 % mom beziehungsweise 4,2 % mom hinnehmen.

4. Was sagen uns diese Daten? Zunächst einmal deutet sich eine Verlangsamung der außenwirtschaftlichen Impulse an. Die Komponente der Exportaufträge ist in der Umfrage unter den Einkaufsmanagern im Trend schon seit März rückläufig. Entsprechend zeigen sich die Auslandsaufträge schwach, die weniger schwankungsanfällige Zweiperiodenveränderungsrate (Juni/Mai vs. April/März) ist nun zum dritten Mal in Folge deutlich rückläufig. In dieses Bild fügt sich der heute veröffentlichte OECD-Frühindikator ein, dessen Sechsmonatsveränderungsrate nun deutlich nach unten weist. Wir haben diesen Indikator an die Struktur des deutschen Außenhandels angepasst: Dieser OECD-Frühindikator der deutschen Handelspartner hat nun ebenfalls gedreht, allerdings noch nicht so deutlich. Die Abschwächung der außenwirtschaftlichen Impulse steht also erst am Anfang.

5. Ferner deuten die Daten auf eine Abschwächung der industriellen Entwicklung hin. Bislang erweist sich die Industrieproduktion als robust. Das ist angesichts der guten Auftragsbestände auch nicht erstaunlich. Doch dürften zunehmend Aufträge abgearbeitet werden, sodass über kurz oder lang auch die Produktionstätigkeit vorerst einmal einen Gang zurückschalten wird.

6. Die Dynamik der Neuaufträge lässt spürbar nach: Nahmen die Auftragseingänge im dritten Quartal 2005 noch mit 4,1 % qoq zu, so sank diese Rate in den folgenden Quartalen kontinuierlich bis auf nunmehr 0,9 % qoq im gerade abgelaufenen Quartal.

7. Die heutigen Daten zu den Auftragseingängen in Deutschland sowie zum OECD-Frühindikator unterstreichen einmal mehr die Risiken für die konjunkturelle Entwicklung im kommenden Dreivierteljahr.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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