Kommentar
15:18 Uhr, 07.01.2005

Auftragseingänge - schwacher November

1. Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im November unerwartet stark um 2,3 % mom zurückgegangen. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) mit einem Rückgang um 0,5 % mom gerechnet, wir hatten einen Rückgang um 0,6 % prognostiziert. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt nur noch um 1,3 % mom übertroffen.

2. Mit einem Rückgang um 2,7 % mom nahmen die Inlandsaufträge stärker ab als die Auslandsaufträge (-1,9 % mom). Maßgeblich hierfür war der starke Einbruch der inländischen Investitionsgüteraufträge (-6,0 % mom), der allerdings auf einen Rückprall gegenüber dem durch Großaufträge überzeichneten Vormonat (+5,5 % mom) darstellt. Auch die Vorleistungsgüteraufträge aus dem Inland, die im Vormonat ebenfalls zugelegt hatten (1,0 % mom), gaben nun mit 0,4% mom nach. Erfreulich ist der zweite Anstieg der Konsumgüteraufträge in Folge (0,7 % mom). Möglicherweise wurden im Vorfeld des Weihnachtsgeschäftes verstärkt Bestellungen getätigt.

3. Die Auslandsaufträge wurden durch eine starke Nachfrage nach Konsumgütern gestützt. Diese stieg zum dritten Mal in Folge an, im November sogar um 6,5 % mom. Auch wenn dahinter ein Großauftrag stecken mag, so ist die Grundtendenz dennoch positiv. Dagegen schwächelt die Investitionsgüternachfrage aus dem Ausland: Nach einem Rückgang um 2,0 % mom im Oktober sank diese Teilkomponente nun sogar um 3,1 % mom. Die Auslandsorders der Vorleistungsgüterproduzenten sanken zum dritten mal in Folge, im November sogar beschleunigt um 2,0 %.

4. Die Schwäche der Auslandsaufträge auf die Aufwertung des Euro zurückzuführen, greift zu kurz. Innerhalb von drei Monaten nach Beginn der jüngsten Aufwertungswelle ist noch nicht mit deren Auswirkungen zu rechnen. Die Unternehmen sind in der Regel auf kurze Sicht gegen Wechselkursschwankungen abgesichert und werden, bevor sie ihre Exportpreise erhöhen, kurzfristig eher eine Kürzung der Gewinnmargen hinnehmen. Stärker ins Gewicht fiel im November die temporäre Schwäche der Weltwirtschaft. Die Schwäche der Inlandsaufträge, die sich im Jahr 2004 tendenziell nur seitwärts bewegten, kann eindeutig auf die schwache Konsumgüternachfrage zurückgeführt werden. Während die Inlandsaufträge insgesamt von Januar bis November im Vorjahresvergleich um 2,7 % anstiegen, sanken die Konsumgüterinlandsaufträge um 2,2 %.

5. Im Dezember ist schon wieder mit einer Gegenreaktion zu rechnen. Darauf deuten die Einkaufsmanagerindizes wie auch die entsprechenden Komponenten des ifo-Geschäftsklimas hin. Dennoch wird das vierte Quartal der Industrie kaum mehr Aufträge bescheren als das dritte Quartal. Der Dezember muss einen Anstieg der Auftragseingänge um 2 % mom bringen, damit im Quartalsvergleich eine Stagnation erreicht wird. Weiterhin deutet sich an, dass im vierten Quartal die Inlandsnachfrage sich besser entwickelt hat als die Auslandsnachfrage. In den ersten beiden Monaten stiegen die Inlandsaufträge gegenüber den ersten beiden Monaten des dritten Quartals um 0,3 % an, während die Auslandsaufträge in diesem Zeitraum um 1,0 % sanken. Dieses Bild ist konsistent mit der von uns diagnostizierten Wachstumsverlangsamung der Weltwirtschaft.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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