Kommentar
20:55 Uhr, 18.03.2010

Auf die Trefferquote kommt es an!

Die Trefferquote ist eine der am meisten beachteten Kenngrößen wenn es darum geht, die Performance eines Systems oder eine Strategie zu beurteilen. Eine hohe Trefferquote bedeutet schließlich, dass die Positionen häufig richtig liegen und mit Gewinn geschlossen werden können, der Markt also meist richtig eingeschätzt wird. 50 %-Trefferquote lässt sich schließlich auch per Zufall generieren denn die Kurse können nur steigen oder fallen. 60 % sollten es wenigstens sein und erst darüber wird es wirklich interessant. Zählt man die Trades zusammen und erreicht dabei 70 % Gewinntrades bei 30 % Verlusttrades, muss es sich schon um eine herausragende Strategie handeln. Ganz so einfach ist es leider nicht.

Die Trefferquote braucht einen Bezug zur Performance der einzelnen Positionen. Die reine Trefferquote hat nahezu überhaupt keine Aussagekraft. Die Frage stellt sich nämlich, was denn im Einzelnen ein Treffer bedeutet. Wenn die Strategie darauf hinaus läuft, dass ein Gewinn von beispielsweise 10 Punkten angestrebt wird bevor ein Verlust von 10 Punkten auftritt, dann ist eine Trefferquote von ca. 50 % gerade soeben dem zufälligen Einstieg entsprechend. Geht es darum, 5 Punkte zu Gewinnen bevor 10 Punkte verloren werden, dann ist es bedeutend leichter, eine hohe Trefferquote zu erreichen. Dies muss dann aber auch zwingend der Fall sein, um überhaupt mit dieser Strategie etwas zu verdienen.

Angenommen dies ist bei einer vermeintlich sehr hohen Trefferquote von 70 % der Fall. Das bedeutet, dass bei 70 von 100 Trades 5 Punkte gewonnen und bei 30 von 100 Trades 10 Punkte verloren werden. Dann stehen einem Gewinn von 70x5=350 Punkten ein Verlust von 30*10=300 Punkten gegenüber. Die hohen 70 % relativieren sich so sehr schnell. Es wird dabei aber auch jeweils mehr riskiert als gewonnen werden soll. Eine schwache Tradephase kann in einem solchen Fall den ungünstigen Effekt der notwenigen hohen Trefferquote noch verstärken da hohe Drawdowngrößen wahrscheinlich werden wenn prozentual die Positionsgrößen festgelegt sind.

Anders verhält es sich, wenn beispielsweise das 2,5fache bei einem Gewinntrade heraus kommt was innerhalb eines Verlusttrades verloren wird. Hier genügt schon eine Trefferquote unter 50 % um gut in den Gewinn zu kommen. Bei einer Quote von 40 % werden beispielsweise 60 von 100 Trades verloren, was einem Verlust von 60x10=600 Punkten entspricht. 40 Trades werden gewonnen, was in der Summe 40x25= 1.000 Punkte bedeutet. Schwache Tradephasen lassen sich, auch wenn sie länger andauern, aufgrund der prozentual deutlich höheren Gewinne schneller ausgleichen.

Wie dieses einfache fiktive Beispiel zeigt, kann eine Trefferquote von 40 % deutlich besser sein als eine Trefferquote von 70 %, bei welcher nur knapp ein positives Ergebnis erreicht wurde. Obwohl der durchschnittliche Verlustrade in beiden Fällen gleich ist, entspricht der Ertrag der Strategie mit geringer 40 % Trefferquote dem 8fachen der Strategie mit 70 % Trefferquote.

Was dieses Beispiel zeigen soll: Ein Vergleich oder die Beurteilung der Trefferquote für die Qualität eines Handelssystems oder einer Strategie ist völlig unmöglich. Es wird nur sinnvoll, wenn ein Bezug zum durchschnittlichen Gewinn und durchschnittliche Verlusttrade hergestellt werden kann. Erst in diesem Fall ist eine sinnvolle Beurteilung möglich. Eine hohe Trefferquote muss nicht gut sein während eine niedrige Trefferquote eine hervorragende Performance generieren kann. Insbesondere trendfolgende Systeme oder ähnliche Handelsansätze besitzen häufig Trefferquoten sehr deutlich unter 50 %, kompensieren dies aber mit einem im Vergleich zum Verlusttrade gravierend höheren Gewinntrade.

Häufig sieht sich beispielsweise ein Handelssystem oder eine Strategie, welche eine 50 % Trefferquote aufweist, der Kritik ausgesetzt, dass diese Quote ja bereits nach dem Zufallsprinzip erreicht werden könnte. Das wäre sicherlich auch der Fall wenn es darum ginge, dass ein Gewinntrade genauso viel gewinnt wie ein Verlusttrade verliert. Wird aber doppelt so viel durchschnittlich gewonnen wie durchschnittlich verloren, dann wird aus einer 50 % Trefferquote plötzlich ein hervorragendes System. Würde man einen solchen Handelsansatz zurückrechnen auf Basis gleich großer Gewinne und Verluste, dann ergäbe sich eine dem ersten Fall entsprechende Trefferquote von hohen 66 %.

Eine 40 % Trefferquote kann sehr viel sein und 60 % Trefferquote sehr wenig. Es bietet sich deshalb an, innerhalb des eigenen Tradings nicht darauf hin zu zielen, möglichst viele Gewinntrades zu erreichen. Dies ist natürlich ein wichtiges Ziel, aber nicht um jeden Preis. Wenn es bei diesem Ziel darauf hinausläuft, Gewinne zu früh mitzunehmen und das Verhältnis zu den Verlusttrades dabei kippt, dann rutscht das Depot zwangsläufig ab. Entscheidend ist nur, dass die Summe der Gewinne die Summe der Verluste überwiegt.

Viele Grüße,
Ihr Marko Strehk - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Marko Strehk
Marko Strehk
Technischer Analyst und Trader

Marko Strehk blickt auf intensive langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Strategien des auf Charttechnik basierenden Tradings zurück. Als versierter Allrounder handelt Strehk Aktien und Indizes im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster mit bestechender Präzision. Überragende Fähigkeiten in Trend- und Kursmusteranalysen, bei der Anwendung von Risiko- und Moneymanagementstrategien sowie ein umfassendes theoretisches Wissen zu unterschiedlichen Tradingmethoden und Tradinginstrumenten wie beispielsweise Hebelzertifikate, Optionsscheine, CFDs und Anlagezertifikate zeichnen ihn aus. Auf GodmodeTrader.de betreut Strehk als Headtrader die Produktpakete „Aktien Premium Trader“ und „CFD Trader Services“.

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