Kommentar
17:53 Uhr, 01.05.2013

Auf die „sanfte“ Tour den Markt shorten

Erwähnte Instrumente

  • Reverse-Deep-Express-Zertifikat auf DAX
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen
  • Reverse Express-Zertifikat auf DAX
    Aktueller Kursstand:   (HSBC)
    VerkaufenKaufen

Die Märkte befinden sich aktuell noch in der Findungsphase. So wurde das verlorene Terrain, das durch die Konsolidierung im DAX Mitte April bis unter die Marke von 7.500 Punkten entstanden war, in der vergangenen Woche trotz diverser Negativ-Nachrichten mit einem Plus von etwa fünf Prozent ganz locker wieder wettgemacht. Als Begründung wurde vor allem die Hoffnung auf eine weitere kleine Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte von 0,75 auf 0,50 Prozent angeführt. Sollte diese am Donnerstag nun doch nicht kommen, bestünde zumindest wieder ein gewisses Rückschlags-Potential. Darüber hinaus beginnen jetzt im Mai die historisch eher schwächeren Börsenmonate und so mancher Anleger könnte die alte Börsenregel „Sell in may and go away…“ durchaus zum Anlass nehmen und die im vergangenen Jahr reichlich erzielten Gewinne erst einmal realisieren, von den vielen Risikofaktoren, über die bislang noch ganz großzügig hinweggesehen wird, ganz zu schweigen.

Anleger könnten vor diesem Hintergrund durchaus zu dem Mittel des sanften „Shortens“ des Marktes greifen. Eine Möglichkeit, die nur der Zertifikatemarkt insbesondere über sogenannte Reverse-Bonus-Zertifikate bietet, bei denen auch dann noch positive Renditen erzielt werden können, wenn der Basiswert wider Erwarten doch noch weiter moderat nach oben läuft. Wer längerfristig mit eher fallenden als steigenden Notierungen rechnet, könnte auch an eines der wenigen Reverse-Express-Zertifikate denken, von denen HSBC Trinkaus gerade ein neues Exemplar auf den DAX mit Zeichnungsende am 17. Mai emittiert. Der Vorteil gegenüber der Short-Variante im Bonusmantel: Wie bei Express-Produkten üblich, gilt auch hier das Stichtagsprinzip. Sollte es also infolge der überbordenden Liquidität in den nächsten bis zu fünf Jahren zu einer zwischenzeitlich starken Übertreibung an den Märkten kommen, bleibt die Struktur dennoch bis zum letzten Stichtag im Mai 2018 weiter intakt.

Die Funktionsweise ist für Investoren, die ansonsten eher in Long-Papiere investieren ähnlich wie bei Reverse-Bonus-Produkten etwas gewöhnungsbedürftig, da auch hier alles spiegelverkehrt betrachtet werden muss. So kommt es dann zur vorzeitigen Fälligstellung, wenn die Benchmark an einem der jährlichen Stichtage dem Start-Level entspricht oder diesen unterschreitet. In diesem Fall wird dem Anleger neben der Nominalzahlung ein jährlicher Zusatzbetrag von indikativ mindestens sechs Euro bezogen auf den Nennbetrag von 100 Euro erstattet. Je nachdem, in welchem Jahr die Kündigung erfolgt, erhöht sich die Expresszahlung entsprechend. Sollte es beispielsweise erst am finalen Bewertungstag bei Endfälligkeit soweit sein, würde sie sich auf den Maximalbetrag von 30 Euro belaufen, was zu einer Gesamtrückzahlung von 130 Euro führen würde.

Hat der Index am regulären Laufzeitende allerdings auch nur einen einzigen Punkt zugelegt, muss der Investor die Rendite-Chance komplett begraben. Gleichzeitig kommt aber die bei 130 Prozent des Auflageniveaus fixierte Barriere ins Spiel. Notiert der Basiswert maximal auf dieser Marke, die aus aktueller Sicht bei über 10.200 Index-Punkten liegen würde, erhält der Anleger zumindest noch den Nennwert zurück und müsste, wenn er über die Zeichnung eingestiegen wäre, lediglich den 1,50-prozentigen Ausgabeaufschlag abschreiben. Hätte er den Index stattdessen direkt leer verkauft, müsste er von weiteren Kosten einmal abgesehen, den vollständigen Verlust von 30 Prozent tragen. Erst wenn der DAX am Ende über die Barriere hinaus angestiegen sein sollte, muss auch der Besitzer des Reverse-Express-Papiers die Segel streichen und sich den Indexgewinn in voller Höhe als Verlust anrechnen lassen.

Der BörseGo Tipp:

Das neue Produkt der Düsseldorfer eignet sich beispielsweise zur Absicherung für Anleger, die normalerweise eher auf der Long-Seite zuhause sind und sich psychologisch betrachtet mit einer ungepufferten Short-Position im Depot nicht so recht wohl fühlen. Da hier aber nur dann eine Rendite erzielt werden kann, wenn der Index nicht über das Startniveau hinaus angestiegen ist, lohnt ein Blick auf das im vergangenen Oktober von der Landesbank Baden-Württemberg emittierte Reverse-Express-Papier (LB0M9B) auf den DAX, bei dem die Barriere bei 10.102,61 Punkten fixiert wurde. Denn im Gegensatz zur HSBC wird der Investor bei der schwäbischen Variante am Ende schon bei Einhaltung dieser Marke mit der maximalen Auszahlung von ebenfalls 130 Euro belohnt. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, zumal das Zertifikat aktuell mit einem Briefkurs von 93,91 Euro gehandelt wird und die Maximal-Rendite damit sogar auf über 38 Prozent ansteigt. Allerdings erscheint hier eine vorzeitige Rückzahlung aus heutiger Sicht weniger wahrscheinlich, da das Produkt der LBBW bei einem Indexstand von 7.216,15 Punkten aufgelegt wurde und auch hier der Start-Level der Tilgungsschwelle entspricht.

WKN

Emit.

Basis-

wert

Tilgungs-

Level 1-4/5

Tilgungs-

Level 5/6

(final)

Jahres- Kupon

Fälligkeit

Seitwärts-Rendite max.

Auszahlung max.

TB52DD (in Zeich.)

TUB

DAX

100%

130%

6%

24.05.18

30% (ohne Agio)

130 €

LB0M9B

LBBW

DAX

7.216,15 (100%)

10.102,61 (140%)

5%

28.09.18

38,43% (bereits ab Barriere!)

130 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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