Auf der Suche nach dem Ende der Finanzkrise
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Nach dem bisherigen Jahrestiefstand Mitte Juli hatten sich die Aktienmärkte zunächst erholt. Eine vermeintlich attraktive Bewertung sowie durch die gesunkenen Öl- und Rohstoffpreise etwas abnehmende Inflationssorgen hatten die Kurse wieder steigen lassen. Seit Anfang September sind nun die Sorgen wieder zurückgekehrt und in bestimmten Marktsegmenten sogar zu Panik mutiert. Risikoprämien für Eigen- und Fremdkapital sind dramatisch gestiegen: Die entwickelten Aktienmärkte haben im September ca. 10% an Wert verloren, einige Emerging Markets noch deutlich mehr. Bear Stearns gerettet, Fannie Mae und Freddie Mac in der Not ver staatlicht: Bis zuletzt haben die Finanzmärkte im Geheimen damit gerechnet, dass US-Notenbank und Finanzministerium mit aller Kraft in Schwierigkeiten geratene Finanzinstitute stützen. Lehman Brothers musste als erster prominenter Fall Konkurs anmelden. Kaum wurde mit der amerikanischen Versicherung AIG der nächste Kandidat zumindest vorübergehend staatlich unterstützt, wurde im Markt bereits wieder die Frage nach den nächsten Kandidaten gestellt. Weitere Konkurse, Notübernahmen und staatliche Hilfen folgten und haben Ende des Monats sogar auch Kontinentaleuropa erreicht. Weitere staatliche Hilfen sowie eine signifikante Neuordnung des Bankensystems und deren Regulierung stehen im Raum. Woran kann man nun die weitere Entwicklung ausmachen?
Es klingt wie eine Plattitüde, sollte aber auch jetzt nicht in Vergessenheit geraten: Jede Krise kommt zu einem Ende. Es geht also für die Anleger nicht nur darum zu analysieren, wie unangenehm die aktuelle Situation ist. Je nach vorhandenem Risikobudget bietet auch die aktuelle Krise Chancen für langfristige Engagements. Wie viele Firmen in dieser Finanzkrise gekauft, zwangsübernommen oder liquidiert werden, wird nach einiger Zeit wieder in Vergessenheit geraten. Solange das Finanzsystem als Ganzes weiterhin funktionstüchtig bleibt, könnte die im Oktober anstehende Quartalsberichtssaison einen guten Anlass bieten, zumindest vorübergehend wieder auf die langfristig entscheidende Entwicklung der Gesamtwirtschaft zu schauen. Diese ist sicher nicht besonders erfreulich, es sollte aber auch wieder Lichtblicke geben, die zumindest kurzfristig als positiver Katalysator für ein Ende der Panik dienen könnten.
Nach unserer taktischen Anlagesteuerung scheint ein Einstieg in den Aktienmarkt momentan noch nicht das Risiko potenzieller weiterer Rückschläge zu rechtfertigen. Trotz bereits attraktiver Bewertung überwiegt die negative wirtschaftliche Dynamik bei gleichzeitig noch immer eingeschränktem Handlungsspielraum für die Zentralbanken. Sentimentindikatoren, die wir als sogenannte „Contrarian“-Signale einsetzen, zeigen allerdings mittlerweile, dass bereits ein Großteil der schlechten (erwarteten) Nachrichten in den Aktienkursen enthalten scheint. Der Moment mit der schlechtesten Stimmung am Markt ist ja bekanntlich der Wendepunkt, in der Umsetzung aber natürlich ein schwer zu bestimmender und durchzusetzender Zeitpunkt. Die Märkte für internationale Staatsanleihen sehen aktuell noch attraktiv aus, allerdings scheint ein Großteil der abzusehenden negativen wirtschaftlichen Entwicklung bereits in den Kursen enthalten. Aufgrund der zuletzt dramatischen Flucht aus risikobehafteten Anleihen haben sich die Bondmärkte schneller erholt als unter normalen Umständen zu erwarten war.
Disziplinierte Investmentansätze und klar definierte Risikobudgets sind auch in Krisen zeiten sehr leistungsfähig und sollten weiterhin die Anlageentscheidungen treiben. Erkenntnisse aus dem Bereich Behavioral Finance spielen in diesem Zusammen hang eine wichtige Rolle, da sie vor emotional getriebenen Fehlentscheidungen schützen.
Quelle: INVESCO
INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit. Zusammen mit den Schwesterunternehmen verwaltet INVESCO weltweit über 470 Milliarden Euro (Stand: 31.5.2008). Über 5.000 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 19 Ländern im Einsatz.
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