Kommentar
09:45 Uhr, 10.10.2016

Auf aktive oder passive Anlageformen setzen?

Immer mehr Privatanleger greifen zu passiven Anlageprodukten. Über die Vorteile von ETFs sprechen wir mit Markus Jordan, Chef des ETF-Infoportals www.extra-funds.de.

„Anleger sollten auf transparente Produkte mit niedrigen Kosten setzen“

Herr Jordan, worin unterscheiden sich aktive und passive Anlageformen?

Passive Investments, wie beispielsweise ETFs, bilden einen bestehenden Index ab. Dieser Index wird nach einem festen Regelwerk zusammengestellt. Diese klaren Vorgaben senken auf Seiten des passiven Produkts signifikant den Aufwand – der ETF muss schließlich nur den Index möglichst exakt abbilden. Um dies umzusetzen, ist kein aktives Fondsmanagement notwendig.

Bei aktiven Anlageprodukten hingegen trifft der Fondsmanager aktive Anlageentscheidungen…

Genau. Auch bei diesen Fonds gibt es Investmentrichtlinien. Beispielsweise die, in europäische Standardwerte oder in Titel aus einer bestimmten Branche zu investieren. Bei der Umsetzung der Investmententscheidung sind aktive Anlageprodukte aber wesentlich freier bei der Auswahl der Wertpapiere, die in den Fonds gekauft werden. Um diese Freiheit auszunutzen, ist eine Menge Recherche notwendig. Unternehmen müssen auf Herz und Nieren überprüft und Konjunkturdaten interpretiert werden. Am Ende geht es auch noch darum, aus den gewonnenen Erkenntnissen ein gut abgestimmtes Portfolio zu formen. Doch dieser Aufwand kostet. Aufwände für Analysten, Fondsmanager und nicht zuletzt den Vertrieb fallen bei aktiv verwalteten Fonds deutlich ins Gewicht. Gesamtkostenquoten von mehr als zwei Prozent sind daher nicht selten.

Hier sind passive Produkte wie ETFs klar im Vorteil?

Einfache Indexfonds gibt es bereits ab 0,1 Prozent im Jahr. Komplexere Portfoliolösungen, die mehrere ETFs mit unterschiedlichen Anlageklassen kombinieren und sich daher für langfristige Sparer besonders gut eignen, gibt es schon ab 0,5 Prozent, wobei hier Fonds- und Produktkosten zusammengerechnet sind. Vor allem in Zeiten niedriger Renditen zahlen sich passive Produkte aus.

Wie unterscheiden sich aktive und passive Produkte mit Blick auf ihre Performance?

Werden die Kosten mit einberechnet, haben viele aktiv verwaltete Produkte Mühe, eine Überrendite gegenüber passiven Produkten zu erwirtschaften. Auch Investment-Profis liegen nicht selten daneben. Passive Anlagelösungen entwickeln sich dafür immer im Gleichschritt mit dem Markt. Wer in den DAX investiert hat, bekommt ziemlich genau das, was der DAX auch erwirtschaftet. Bei aktiven Fonds ist das schon komplexer. Der Fondsmanager setzt auf Aktien, die aus seiner Sicht mehr steigen werden als der restliche Markt. Dabei gibt es nur wenige Fondsmanager mit einem goldenen Händchen, die den Markt auf lange Sicht schlagen können. Viele Fondsmanager erzielen trotz der höheren Kosten nur Ergebnisse, wie sie auch die Indizes erreichen. Im schlimmsten Fall liegen sie sogar darunter.

Was würden Sie vor diesem Hintergrund Privatanlegern raten?

Für Privatanleger bedeutet das: Hat man einen aktiv verwalteten Fonds im Depot, sollte man sich nicht zu lange zurücklehnen. Da aktive Manager bei ihren Investments frei sind, muss man deren Handeln auch laufend überwachen und schlecht laufende Fonds gegebenenfalls austauschen. Dies kostet Zeit und unter Umständen fallen bei jedem Wechsel Kosten an.

Auf der Jagd nach Rendite ist es daher vielleicht besser, sich auf transparente Produkte mit niedrigen Kosten und der Chance auf eine faire Marktrendite zu fokussieren, statt nach hohen Zielen zu streben und dafür zusätzlich Risiken und Kosten einzugehen.

Die Fragen stellte Helge Rehbein.

Markus Jordan ist seit 20 Jahren im Wertpapierbereich aktiv und ausgewiesener Experte für Exchange Traded Funds (ETFs) und darauf basierende Anlagestrategien. Auf dem Internetportal www.extra-funds.de veröffentlicht er regelmäßig Fachbeiträge und News zum Thema passive Anlagestrategien. In zahlreichen Vorträgen und Webinaren wirbt er bei Anlegern für die Vorteile passiver Anlageinstrumente. In seinem Expertendesktop auf Guidants gibt er Tipps zu Portfoliostrukturierungen mit ETFs und bietet Wissen und Strategien für einen langfristigen Kapitalaufbau.

Dieses Interview ist in der aktuellen Sonderpublikation der BörseGo AG "Welche Fonds und ETFs kommen für mich infrage?" erschienen. Sie können die Sonderpublikation hier kostenlos herunterladen.

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