Kommentar
14:14 Uhr, 08.11.2024

Auch der DAX profitiert von Euphorie

Euphorie ist nicht das Wort, was häufig mit dem DAX in Verbindung gebracht wird. Und doch steckt im DAX mehr Euphorie als viele wahrhaben wollen.

Euphorie sieht im Normalfall nicht so aus wie der DAX. Seit Mai hat sich beim Kurs unterm Strich nicht viel getan. Auch die Bewertung des DAX wirkt nicht euphorisch. An diesem Punkt beginnen die Probleme. DAX-ETFs geben die Bewertung im Rahmen des KGVs derzeit mit 14 an. Das ist eigentlich nicht hoch, schon gar nicht im Vergleich zu US-Indizes.

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Liest man das Kleingedruckte, stellt man fest, dass bei der Berechnung Verluste von Unternehmen nicht berücksichtigt werden. Ebenso werden die KGVs von Unternehmen, die hohe Werte erreichen, gekappt. Ohne Berücksichtigung dieser Faktoren liegt das KGV plötzlich bei 18.

Die Gewinne der DAX-Unternehmen sind zudem stark konzentriert. Die höchsten Gewinne erwirtschaften Autohersteller (Grafik 1). Diese sind mit sehr niedrigen KGVs bewertet. Alles andere ist folglich sehr viel höher bewertet. Ohne Autowerte und Unternehmen, die Verluste schreiben, liegt das DAX-KGV bei 22. Das ist nicht mehr so billig wie immer gesagt wird.

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In fast allem, was keine Autos produziert, steckt eine hohe Bewertung. Die Bewertung ist nur ein Teil der Rechnung. Der andere Teil ist das wirtschaftliche Umfeld. Deutschland ist seit Ende 2019 um 0,2 % gewachsen. Das ist in Europa ganz weit hinten (Grafik 2). Die Jahre 2020 bis Frühjahr 2024 hätte man sich auch sparen können. Das Wachstum von 0,2 % entspricht genau dem Wachstum, welches im zurückliegenden Quartal erreicht wurde (Grafik 3).

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Dass die Wirtschaft überhaupt wuchs, sollte niemanden beruhigen. Wachstum und Kontraktion wechseln sich seit Langem ab (Grafik 4). Mit einem positiven Quartal ist nichts gewonnen. Vielmehr erinnert die Zeit an die Periode, als Deutschland als kranker Mann Europas galt (Grafik 5).

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Auch vor 20 Jahren machte die Wirtschaft einen Schritt vor und einen zurück. Im Gegensatz zu damals steigt der DAX allerdings. Von 2001 bis 2004 machte der DAX einen Bärenmarkt durch. Dieser war nicht zuletzt dem Platzen der Internetblase geschuldet. Die Performance passte jedenfalls zur wirtschaftlichen Entwicklung. Das kann man heute nicht behaupten (Grafik 6).

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Viele DAX-Unternehmen sind nicht zu Schnäppchenpreisen zu haben. Autobauer drücken das KGV, welches durch Berechnungstricks in den meisten Ausweisen geschönt wird. Gleichzeitig stagniert Deutschland. Im DAX steckt mehr Euphorie als allgemein angenommen wird.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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