Kommentar
09:15 Uhr, 09.09.2020

AstraZeneca stoppt Impfstoff-Tests – Aktienmärkte in entscheidender Phase

Es sind solche Nachrichten wie die von AstraZeneca über einen Rückschlag in der Impfstoff-Entwicklung, die der ohnehin leicht angeschlagene Aktienmarkt derzeit so gar nicht brauchen kann. In der Testphase der Briten mit ihrem erfolgsversprechenden Coronavirus-Impfstoff ist bei einem Patienten möglicherweise eine gravierende Nebenwirkung aufgetreten.

Der vorübergehende Stopp der Tests ist in einem solchen Fall ist zwar das Standardvorgehen und man kann man sagen, es ist nur AstraZeneca. Allerdings haben die Chefs von sechs führenden forschenden Unternehmen eine gemeinsame Erklärung abgegeben, dass die Sicherheit bei der Entwicklung eines Impfstoffs an erster Stelle stehe und nicht von der Hoffnung, zeitnah einen Wirkstoff finden zu können, überlagert werden dürfe.

Die Rally an den Börsen aber wurde in den vergangenen Wochen von genau dieser Hoffnung getragen, dass bald sehr viele Menschen immun gegen das Coronavirus geimpft werden können. Wenn das nun aber nicht so schnell passiert – auch vielleicht, weil andere Unternehmen ihre Tests stoppen müssen – dann dürfte dies für den Aktienmarkt gravierende Folgen haben.

Noch geht lediglich die Bereinigung der Überbewertungen bei großen Technologieaktien wie Tesla oder Apple weiter. Der Nasdaq Composite ist mehr als zehn Prozent von seinem Hoch zurückgekommen. Das ist in nur drei Tagen passiert. So schnell ging es noch nie abwärts. Die gute Nachricht ist, dass sich diese Verkäufe bisher nicht als toxisch für den Gesamtmarkt erweisen. Sie breiten sich noch nicht im gleichen Maß auf die moderater bewerteten, zyklischen Aktien aus.

Gleichzeitig ist die schlechte Nachricht für den Gesamtmarkt, dass die US-Notenbank dieses gesunde Verhalten wahrscheinlich nicht als Beginn von neuer Volatilität am Kapitalmarkt ansehen wird. Im Vorfeld der Sitzung kommende Woche hoffen einige Anleger geradezu auf eine ordentliche Korrektur bei Aktien, auf die hin Fed-Chef Jerome Powell neue geldpolitische Maßnahmen verabschieden und die Kurse erneut mit frischem Geld aus der Notenpresse befeuern wird.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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