Kommentar
09:10 Uhr, 05.10.2005

Asiens bietet langfristig attraktives Potenzial

Die Aktienmärkte der asiatischen Schwellenländer verzeichneten 2005 bisher eine solide Wertentwicklung. Die nachlassenden Befürchtungen über eine starke Erhöhung der US-Leitzinsen hatten sich günstig ausgewirkt, während die im Juli veröffentlichten erfreulichen US-Konjunkturdaten sowie günstige Inflationszahlen auch die US-Märkte beflügelten. Wie sind die Aussichten der asiatischen Schwellenmärkte zu beurteilen, da sie in diesem Jahr bereits so gut gelaufen sind?

Das Hauptargument für ein Investment in diese Märkte lautet, dass sie auf lange Sicht aufgrund ihres stärkeren Wirtschaftswachstums und ihrer schnelleren Entwicklung im Vergleich zu westlichen Volkswirtschaften weiterhin erstklassige Erträge liefern werden. Die Reformen, die seit der Asien-Krise Ende der 90-er Jahre umgesetzt wurden, bedeuten auch, dass Anleger nunmehr mit größerer Wahrscheinlichkeit in vollem Umfang von den außerordentlichen Wachstumsraten der asiatischen Schwellenländer profitieren werden. In der Vergangenheit war dies nicht immer der Fall. Damals wurden die Interessen der Aktionäre von den Unternehmensführungen häufig missachtet.

Das Management der Unternehmen beachtet die Interessen der Aktionäre nun stärker. Dies wird u. a. dadurch deutlich, dass die Aktienmärkte Asiens in den letzten Jahren zu einer realistischen und nachhaltigen Renditequelle geworden sind. Die Dividenden sind in den letzten 5 bis 10 Jahren eindrucksvoll angestiegen. Wir rechnen auch künftig mit einem soliden Dividendenwachstum an den Märkten Asiens. Tatsächlich hat die Dividendenrendite der asiatischen Märkte insgesamt nun die Dividendenrendite des britischen Aktienmarkts erreicht und setzt sich zudem aus unterschiedlichsten Quellen der Region zusammen. Seit der Asienkrise haben die Unternehmen in der Region ihre Bilanzen saniert (die Verschuldungsquote befindet sich derzeit auf einem historischen Tiefststand) und sich auf Gewinnmaximierung konzentriert. Dies bereitete u. a. das Fundament für eine nachhaltigere Dividendenzahlung in der Zukunft.

Um dies noch weiter zu verdeutlichen: Der Spread zwischen den Renditen 10-jähriger Anleihen und den Dividendenrenditen der Märkte - einschließlich Koreas und Taiwans - verringerte sich in den letzten Jahren zusehends. Zwar erwarten wir nicht, dass asiatische Anleger ihre Portfolios zugunsten von Aktien massiv umschichten werden, aber wir gehen doch davon aus, dass sich die gestiegene relative Attraktivität von Aktien allmählich auf das Verhalten von Privatanlegern in der Region auswirken wird. Überdies ging das Dividendenwachstum an den asiatischen Aktienmärkten nicht zulasten der Dividendendeckung, die vergleichsweise solide ist, jedoch von Markt zu Markt innerhalb der Region variiert. Allgemein tendieren die entwickelten Märkte mit vergleichsweise niedriger Gewinnvolatilität, wie z.B. Hongkong, zur niedrigsten Dividendendeckung. Dagegen weisen die asiatischen Schwellenmärkte mit höherer Gewinnvolatilität - u. a. Korea, Philippinen und Thailand - normalerweise eine höhere Dividendendeckung auf.

Wir sind vom Erfolg eines langfristigen Investment in die asiatischen Schwellenmärkte überzeugt. In Bezug auf die kurzfristigen Aussichten sind wir nach den jüngsten starken Gewinnen an diesen Märkten allerdings zurückhaltend. Insbesondere über die Aussichten für China für die kommenden 18 Monate sind wir besorgt. Wir glauben, dass die Investment-Blase der letzten vier Jahre im produzierenden Gewerbe zu stärkerem Druck auf die Margen führen dürfte. Dies könnte - zusammen mit einem potenziellen starken Rückgang der Immobilienpreise - zu einer neuen Runde von faulen Krediten bei chinesischen Banken führen. Für diese Märkte bestehen zudem Risiken durch den hohen Ölpreis. Dieser wird sich auf viele asiatische Schwellenländer, die per Saldo Öl importieren, negativ auswirken. Die vollen Auswirkungen der höheren Ölpreise sind noch nicht erkennbar. Zusätzlich bestehen Befürchtungen über die künftige Preisfestsetzungsmacht von Unternehmen, die (vergeblich) versuchen werden, ihre gestiegenen Kosten auf die Verbraucher umzuwälzen. Wir wären auch besorgt, wenn das Wirtschaftswachstum in den USA so stark wäre, dass es zu unerwartet hohen Zinsen und einer merklichen Verknappung der Liquidität führen würde.

Insgesamt sind wir jedoch überzeugt, dass die Aktienmärkte der asiatischen Schwellenländer langfristig ausgezeichnete Aussichten bieten, da sie Anlegern Zugang zu den außerordentlichen Wachstumsraten dieser Unternehmen ermöglichen. Die seit der Asienkrise Ende der 90-er Jahre umgesetzten Reformen, sowie die zunehmende Ausrichtung auf Aktionärsinteressen von Seiten der Unternehmensführungen bedeutet auch, dass Anleger künftig mehr als in der Vergangenheit davon profitieren dürften. Wer nach einem äußerst selektiven Ansatz vorgeht, gestützt auf ein ausführliches Research auf Unternehmensebene, sollte in der Lage sein, dieses Investment-Potenzial sinnvoll und bestmöglich zu nutzen.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2005 rund 158,2 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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