Kommentar
12:31 Uhr, 29.06.2006

Arbeitsmarkt im temporären Aufwind

1. Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich weiter verbessert und glänzt mit positiven Nachrichten. Mit dem stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Juni seit 1991, das heißt seit es gesamtdeutsche Daten gibt, sank die Anzahl der Arbeitslosen um 138 Tausend auf 4,397 Millionen Personen. Das ist der niedrigste Bestand seit November 2004. Saisonbereinigt betrug der Rückgang im Juni 49 Tausend Personen nach abwärts korrigierten 83 Tausend Personen im Mai.

2. Die Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt ist erfreulich und spiegelt die derzeitige Stimmung in Deutschland wider. Der Optimismus, den die deutsche Wirtschaft zurzeit ausstrahlt, kommt auch auf dem Arbeitsmarkt an. Die stetig ansteigende Beschäftigungskomponente in den Einkaufsmanagerindizes findet in den Arbeitsmarktzahlen ihren Niederschlag. Zudem ist speziell der Impuls aus dem jahrelang darbenden Baugewerbe für den Arbeitsmarkt beachtlich. Doch ein Teil des als sehr gut zu bezeichnenden Auftragseingangs im Baugewerbe ist aus dem kommenden Jahr geliehen. Die Vorzieheffekte der Mehrwertsteuererhöhung in 2007 beflügeln private und gewerbliche Bauherren bei ihrer Auftragserteilung. Ein weiterer Grund für den starken Rückgang der Arbeitslosigkeit in diesem Monat dürfte die gerade laufende Fußballweltmeisterschaft sein. Der Handel sowie das Gast- und Beherbergungsgewerbe dürften ihr Personal dem Ereignis entsprechend aufgestockt haben. Das zeigt zugleich ein Dilemma: Der Arbeitsmarkt wird in diesem Jahr durch temporäre Ereignisse gepuscht und dadurch bis Ende dieses Jahres einen günstigen Verlauf nehmen. Die Ernüchterung wird sich spätestens in 2007 einstellen, wenn die Folgen der Wirtschaftspolitik (Mehrwertsteuererhöhung) die Oberhand gewinnen und sich der Pulverdampf des Reformgezerres (Beitragsbemessungsgrenzen, Gesundheitswesen) verzogen hat.

3. Nicht saisonbereinigt ist die Arbeitslosenquote von 10,8 % auf 10,5 % und saisonbereinigt von 11,0 % auf 10,9 % gefallen. Die vom Statistischen Bundesamt auf Basis einer Telefonbefragung ermittelte ILO-Erwerbslosenquote ist im Mai überraschend auf 8,0 % angestiegen (nach 7,9 % im April). Die Telefonbefragung orientiert sich am weltweit verwendeten Labour-Force-Konzept der International Labour Organization (ILO), welches auch bei der EU-standardisierten Erwerbslosenquote angewandt wird. Die EU jedoch greift bei der Ermittlung ihrer Quote auf Ergebnisse der für alle EU-Länder standardisierten Arbeitskräfteerhebung zurück. Die Telefonbefragung des Statistischen Bundesamtes basiert auf einer rollierenden Stichprobe von 30.000 Personen.

4. Die Anzahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) in Deutschland ist im Mai um saisonbereinigt 36 Tausend auf 38,8 Millionen Personen angestiegen. Auch nicht saisonbereinigt setzte sich der im April begonnene Beschäftigungsaufbau (+46 Tausend Personen im Mai) fort, nachdem zuvor 13 Monate lang Beschäftigung abgebaut worden war. Wie im letzten Monat schon angedeutet, hat sich die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im April mit 26,1 Millionen Personen (nsa) stabilisiert und unterschritt damit das Vorjahresniveau nicht mehr.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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