Kommentar
16:15 Uhr, 13.09.2018

US-Verbraucherpreise steigen weiter - EZB halbiert Anleihenkäufe - Türkische Notenbank widersetzt sich Erdogan

Immer bestens informiert: Mit dem News-Flash auf Godmode-Trader.de haben Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages auf einen Blick!

  • Moody's: "No-Deal"-Brexit würde britische Wirtschaft massiv schaden
  • Bank of England tastet Leitzins dieses Mal nicht an
  • Beige Book: US-Firmen in Sorge wegen Handelsspannungen
  • Bundesamt: Inflation weiter bei 2,0 Prozent
  • Neue Gesprächsrunde zwischen USA und China
  • Apple setzt auf iPhones mit großen Bildsschirmen
  • China-Investoren zeigen Interesse an Deutscher Bank
  • Solarworld stampft Produktion komplett ein
  • Thyssenkrupp baut wohl Anlagenbau-Sparte um

DAX

  • An den deutschen Börsen trat der DAX bis Mittag weitgehend auf der Stelle. Er blieb somit über der Marke von 12.000. Im Zuge der Zinsentscheidungen der Bank of England, der türkischen Notenbank und der Europäischen Notenbank (EZB) nahm der Aktienindex etwas Fahrt auf. Während die britische Notenbank ihre Zinsen nach der Anhebung im August dieses Mal nicht angetastet hat, erhöhte die türkische Zentralbank im Kampf gegen die Lira-Krise und die hohe Inflation ihren Schlüsselzinssatz stark. Die EZB verkündete wiederum eine Reduzierung ihrer Anleihenkäufe auf 15 Mrd. Euro im Monat. Auch dass US-Präsident Donald Trump im Handelsstreit mit China neue Verhandlungen anstrebt, lässt die Anleger durchschnaufen. Am Nachmittag legte der DAX um 0,55 Prozent auf 12.098 Punkte zu und setzte damit seinen am Vortag begonnenen Erholungskurs fort.

Chartanalysen des Tages

Unternehmensnachrichten

  • Bei den Pharmakonzern Bayer und Sanofi tauschen zwei hochrangige Pharmamanager zum 1. November ihre Plätze. Dieter Weinand, derzeit im Bayer-Vorstand zuständig für das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, wechselt zu dem französischen Wettbewerber und verantwortet dort das globale Diabetes- und Herzkreislauf-Geschäft. Der bei Sanofi verantwortliche Stefan Oelrich wird Nachfolger Weinands und übernimmt bei Bayer die Leitung der Konzernsparte Pharmaceuticals.
  • Zum Weihnachtsgeschäft tritt Apple mit zwei neuen teuren Spitzen-Modellen iPhone Xs (5,8 Zoll) und Xs Max (6,5 Zoll) an. Das neue Spitzenmodell Xs Max ist in der 512-Gigabyte-Ausstattung mit 1.649 Euro so teuer wie kein iPhone zuvor. Das neue iPhone Xr (6,1 Zoll) soll Kunden ansprechen, die es günstiger haben wollen. Auch das Xr bekam nun das Design, bei dem das 6,1 Zoll große Display die gesamte Frontseite ausfüllt. Der iPhone-Hauptchip (A12 Bionic) ist bei allen drei Modellen identisch. Unterschiedlich ist die Qualität des Displays: OLED bei den Xs-Modellen und LCD beim Xr. Außerdem verfügen die Xs-Modelle über eine Kamera mit zwei Linsen. Mit dem iPhone generiert Apple rund zwei Drittel seiner Konzernerlöse.
  • Tesla CEO Elon Musk hat angekündigt, dass ab Donnerstag zwei der sieben Farbvarianten "Obsidian Black" und "Metallic Silver“ nur noch auf speziellen Kundenwunsch und zu einem höheren Preis verfügbar sein werden. Die Abstriche bei der Farbauswahl seien vorgenommen worden, um die Produktion zu entlasten und die geplanten Stückzahlen zu erreichen.
  • Die während des US-Handels angesetzte Apple-Keynote hat die Fitbit-Aktie unter Druck gesetzt. Grund: die neue Apple Watch Series 4, die mit zahlreichen neuen Funktionen ausgestattet ist. Erst vor wenigen Tagen hat Fitbit seinerseits seinen neuen Fitness-Tracker Charge 3 präsentiert, der dadurch ins Hintertreffen gerät.
  • In der Auseinandersetzung um das "Recht auf Vergessenwerden" bei Internetsuchen hat das OLG Frankfurt in einem konkreten Fall zugunsten des Suchmaschinenbetreibers Google entschieden. Die Berufung eines ehemaligen Geschäftsführers einer gemeinnützigen Organisation hatte keinen Erfolg. Es komme auch nach Inkrafttreten der neuen Datenschutzgrundverordnung in jedem Fall darauf an, ob das Interesse des Einzelnen schwerer wiege als das Öffentlichkeitsinteresse.
  • Der US-Industriekonzern General Electric verkauft einen Hersteller mit Triebwerksgondeln für 630 Mio. Dollar an eine Tochtergesellschaft von Singapore Technologies Engineering Ltd. Käufer ist die ST Enineering-Tochter Vision Technologies Aerospace Inc.
  • Der japanische Autobauer Toyota erhöht wegen einer starken Nachfrage seine Produktionskapazitäten. Insgesamt soll die Gruppe inkl. Daihatsu und Hino in diesem Jahr statt der bisher prognostizierten rund 10,4 Mio. nun etwa 10,6 Mio. Wagen fertigstellen.
  • Beim gegenwärtig größten operativen Sorgenkind im Hause von Thyssenkrupp, der Sparte „Industrial Solutions“, stehen laut einem „Handelsblatt-“Bericht personelle und strukturelle Veränderungen an. So sei die Ablösung von Spartenchef Peter Feldhaus und Finanzchef Stefan Gesing beschlossene Sache. Nachfolger an der Spitze der Sparte mit 21.000 Mitarbeitern werde Marcel Fasswald, im Bereichsvorstand bisher für das operative Geschäft verantwortlich. Fasswald solle seine ganze Kraft auf den Anlagenbau fokussieren. Teil des Plans ist demnach, die Werftensparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) auszulagern und direkt als eigene Einheit am Konzernvorstand anzudocken.
  • Der chinesische Mischkonzern HNA muss seine Anteile an der Deutschen Bank wohl verkaufen, um seine finanzielle Krise zu überwinden. Doch nun hat offenbar der Staatsfonds China Investment Corp. (CIC), den Peking mit 200 Mrd. Dollar aus seinen Währungsreserven ausgestattet hatte, Interesse an dem deutschen Institut bekundet, den Anteil des chinesischen Mischkonzerns HNA von 7,6 Prozent zu übernehmen. Dies berichtete jedenfalls das „Wall Street Journal“. Neben CIC seien auch die chinesische Citic Group, die China Merchants Group und die China Everbright Group an der Übernahme der Aktien interessiert.
  • Der frühere Branchenführer Solarworld stellt die Produktion nach der zweiten Insolvenz jetzt komplett ein. Auch im sächsischen Freiberg werden keine Solarmodule mehr gefertigt, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Christoph Niering der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ende vergangener Woche seien die Maschinen abgestellt worden. Im Werk Arnstadt in Thüringen war die Fertigung schon vor einigen Monaten gestoppt worden. Der Insolvenzverwalter sieht dennoch eine Chance, die Produktion in Freiberg wieder hochzufahren. „Wir verhandeln mit einem Investor“, zitierte die FAZ den Rechtsanwalt André Dobiey aus der Kanzlei Nierings. „Er hat Interesse, die Produktion fortzuführen und würde auch die Mitarbeiter weiterbeschäftigen.“ Die Gespräche dauerten noch bis mindestens Oktober.
  • Im Vorstand der Deutschen Bank könnte es laut mehreren Medienberichten unter Berufung auf Finanzkreise in den kommenden Monaten zu mehrere Veränderungen kommen. Auf der nächsten regulären Sitzung Ende Oktober müsse der Aufsichtsrat zunächst entscheiden, ob der Vertrag von Vizevorstandschef Garth Ritchie, der zum Jahresende ausläuft, verlängert werde, berichtete etwa die „Süddeutsche Zeitung“. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll auf der Strategiesitzung an diesem Wochenende über eine Umwandlung des Konzerns in eine Holding gesprochen werden. Eine solche Struktur könnte Fusionen oder Abspaltungen erleichtern. Sie habe aber auch Nachteile und sei daher bislang nicht umgesetzt worden.
  • Der Essenslieferant Delivery Hero hat einen guten Start in das dritte Quartal erwischt. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Start", sagte Unternehmenschef Niklas Östberg bei der Vorlage der detaillierten Zahlen für das erste Halbjahr. In diesem Zeitraum hat Delivery Hero Bestellungen im Volumen von 183,7 Mio. Euro (VJ 126,0 Mio.) entgegengenommen und einen Umsatz der Segmente von 356,9 Mio. Euro (VJ: 241,6 Mio.) erzielt. Der operative Verlust (Ebitda) aus dem fortgeführten Geschäft verringerte sich von minus 214,9 Mio. Euro im Vorjahr auf minus 115,7 Mio.

Konjunktur & Politik

  • Nach Einschätzung der Ratingagentur Moody's würde ein „No-Deal“-Brexit, also ein ungeregelter Rückzug des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union der britischen Wirtschaft massiv schaden und für die Kreditwürdigkeit einer Reihe von Sektoren in Großbritannien und Europa negativ sein. In den vergangenen Monaten sei das Risiko eines ungeordneten Brexit "erheblich" gestiegen, teilten die Kreditwächter laut Dow Jones Newswires mit. „Wir sind aber nach wie vor der Meinung, dass UK und die EU eine Einigung erzielen werden, um viele ihrer derzeitigen Handelsregelungen beizubehalten“, sagte Colin Ellis, Kreditexperte bei Moody's.
  • Die US-Verbraucherpreise sind im August nach Angaben des US-Arbeitsministeriums um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,3 Prozent gerechnet. Dadurch ergab sich eine Jahresteuerung von 2,7 Prozent, nach 2,9 Prozent im Vormonat.
  • In der Woche zum 8. September ist in den USA die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf saisonbereinigter Basis um 1.000 auf 204.000 Anträge gesunken, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 210.000 vorhergesagt.
  • Die Realeinkommen in den USA sind im August gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent gestiegen, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Volumen ihrer monatlichen Anleihenkäufe halbiert. Statt 30 Mrd. wird die Notenbank ab Oktober nur noch 15 Mrd. Euro pro Monat Staats- und Unternehmenspapiere erwerben. Ein komplettes Einstellen des Kaufprogramms zum Jahresende 2018 ist weiterhin geplant, wie der EZB-Rat bei seiner Sitzung in Frankfurt bekräftigte. Auf der Sitzung beschloss der EZB-Rat zudem, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00, 0,25, bzw. minus 0,40 Prozent zu belassen. Der EZB-Rat geht nach eigenen Angaben weiterhin davon aus, dass die EZB-Leitzinsen mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe zwei Prozent auf mittlere Sicht sicherzustellen. Die Projektionen der Volkswirte der Notenbank mit Blick auf das Wirtschaftswachstum wurden leicht nach unten revidiert. Die EZB erwartet nun nur noch ein Wachstum in der Eurozone von 2,0 Prozent (zuvor: 2,1 %) in diesem bzw. 1,8 Prozent (zuvor: 1,9 %) im kommenden Jahr .
  • Die türkische Zentralbank hat im Kampf gegen die Lira-Krise und die hohe Inflation ihren Schlüsselzinssatz stark angehoben und sich damit einer abermaligen Forderung von Staatschef Recep Tayyip Erdogan nach niedrigeren Zinsen widersetzt. Der Zins für einwöchiges Notenbankgeld werde von 17,75 auf 24,00 % erhöht, teilte die Zentralbank in Ankara mit. Experten hatten mit solch einer deutlichen Anhebung nicht gerechnet.
  • Das Monetary Policy Committee (MPC) der Bank of England (BoE) hat auf seiner heutigen Sitzung alle geldpolitischen Instrumente unangetastet belassen. Der Leitzins notiert somit weiterhin bei 0,75 Prozent, nachdem die Rate auf der vorangegangenen Sitzung am 2. August um 25 Basispunkte angehoben worden war. Die Entscheidung war von Volkswirten erwartet worden. Das zugleich mit dem Entscheid veröffentlichte Sitzungsprotokoll zeigt, dass die Währungshüter die Wachstumsdynamik in Großbritannien nun etwas stärker einschätzen als noch zuvor. Gleichzeitig bringen die Ratsmitglieder aber ihre Besorgnis über die Risiken eines „No Deal“-Brexit zum Ausdruck.
  • Deutschlands Maschinenbauer bleiben verhalten zuversichtlich: Für das laufende Jahr bekräftigte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) seine Prognose von preisbereinigt (real) fünf Prozent Produktionssteigerung. 2017 hatte die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent zugelegt. Für 2019 stellt sich der Verband aufgrund wachsender Handelskonflikte auf schlechtere Geschäfte ein. Zwar seien viele Unternehmen bis ins kommende Jahr hinein gut ausgelastet, dennoch erwarte die exportorientierte Industrie nur ein reales Produktionsplus von zwei Prozent im Vergleich zu 2018.
  • Die Verbraucherpreise in Deutschland lagen im August um 2,0 Prozent höher als im Vergleichsmonat des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit erreichte die Inflationsrate den vierten Monat in Folge die Zwei-Prozent-Marke. Im Vergleich zum Vormonat Juli stieg der Verbraucherpreisindex im August um 0,1 Prozent. Die Statistikbehörde bestätigte somit ihre vorläufigen Gesamtergebnisse.
  • Nach Einschätzung der US-Notenbank Fed ist die US-Wirtschaft zuletzt moderat gewachsen. Wie aus dem Beige Book hervorgeht, werden die Firmenlenker trotz der soliden konjunkturellen Entwicklung von Sorgen umgetrieben, dass sich die Handelsspannungen verschärfen und zu negativen Entwicklungen führen. In manchen Fällen hätten diese Sorgen bereits zu Investitionsverschiebungen geführt.
  • Die USA haben China im Handelsstreit eine neue Gesprächsrunde vorgeschlagen, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Peking solle damit die Gelegenheit gegeben werden, die geplanten neuen US-Strafzölle noch abzuwenden. Eine US-Delegation unter Führung von Finanzminister Mnuchin hätte eine Einladung zu einem erneuten bilateralen Treffen an den chinesischen Vizepräsidenten Liu He geschickt, hieß es.

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