Anleiherenditen geben Rätsel auf
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Zum Wochenauftakt machten die US-Aktienmärkte einen Sprung nach oben. Als Reaktion auf die enttäuschenden Beschäftigungszahlen vom Freitag fielen sie zum Wochenschluss jedoch wieder zurück. Im Mai schwächte sich das Beschäftigungswachstum auf den niedrigsten Stand seit 22 Monaten ab und schürte damit erneut die Angst vor einer Konjunkturabkühlung. Den Beschäftigungszahlen waren Meldungen über US-Lohnkosten vorausgegangen, die im 1. Quartal deutlich höher als erwartet gestiegen waren. Auch das verstärkte die Angst vor steigender Inflation und rückläufiger Rentabilität in den Firmen. Zusätzlich drückten die höheren Ölpreise auf die Stimmung der Anleger. IT-Aktien profitierten vom optimistischen Ausblick von Intel, dem weltweit größten Computer-Chip-Hersteller.
Starke Zugewinne verbuchten die japanischen Aktienmärkte über weite Strecken der letzten Woche, die sie wegen Gewinnmitnahmen aber nicht ganz ins Wochenende hinüberretten konnten. Die starken Zahlen zur Binnenkonjunktur setzten sich fort. Im April stiegen die Einzelhandelsumsätze auf Vorjahresvergleichsbasis, während die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit 1998 sank.
Im Wochenverlauf legten die europäischen Märkte zu. Sie konnten sich trotz der politischen Turbulenzen nach dem Nein der Franzosen und Holländer zur EU-Verfassung behaupten. So hatten die Märkte ein Nein bereits größtenteils eingepreist, und Exportwerte profitierten von der anschließenden Euro-Abschwächung. In Großbritannien verbesserte sich der FTSE 100 um 0,3% trotz anhaltender Sorge mit Blick auf Ausgaben und Vertrauen der Verbraucher.
Auch an den asiatisch-pazifischen Aktienmärkten zogen die Kurse im Wochenverlauf an. Koreas Aktienmarkt stieg um 1,6%, während Taiwans Markt 1,9% höher schloss, angeführt von IT-Nebenwerten. Singapurs Aktienmarkt markierte ein Fünf-Wochen-Hoch, an die Spitze setzten sich IT- und Bankenwerte.
Emerging Markets schlossen die letzte Woche mit Zugewinnen ab. Die Unsicherheit in puncto EU-Mitgliedschaft nach der Ablehnung der EU-Verfassung durch Franzosen und Holländer wurde etwas durch Äußerungen von EU-Vertretern zerstreut, die Abstimmung habe keinen Einfluss auf die Beitrittsaussichten der Türkei. Türkische Aktien konnten deshalb leicht zulegen. Während der brasilianische Bovespa-Index um 4,4% stieg, verbesserte sich der mexikanische Bolsa-Index um 0,6%. Unter den europäischen Emerging Markets schloss der russische RTS-Index mit einem Plus von 0,7%, die Warschauer Börse erzielte einen Anstieg um 1,0%.
An den Staatsanleihemärkten stürzte die Rendite von US-Treasuries ab. Ursachen waren die uneinheitlichen Konjunkturdaten und Spekulationen um ein Aussetzen der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank (Fed). In der letzten Woche markierten die Renditen von Anleihen aus der Eurozone wegen schwacher Konjunkturdaten ein neues Rekordtief, während sich das gedrückte Geschäftsklima und die lahmende Konjunktur fortsetzten. Von der Rallye an den globalen Rentenmärkten wurden auch japanische Staatsanleihen (JGB) erfasst.
Die Devisenmärkte standen ganz im Zeichen der Euro-Schwäche nach den beiden Referenden in Frankreich und den Niederlanden. Vom Euro-Verkaufsdruck profitierte vor allem der US$, der deutlich gegenüber dem Euro zulegte.
Rohstoffe verteuerten sich in der letzten Woche. Wegen befürchteter Versorgungsengpässe schoss der Ölpreis nach oben, und das trotz der Meldung über US-Rohölvorräte, die so hoch sind wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Ungeachtet des stärkeren US$ verteuerte sich Gold im Wochenverlauf.
Anleiherenditen geben Rätsel auf
Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries trotzt weiter den Erwartungen, denn ungeachtet der schrittweisen Zinserhöhungen setzt sie ihren Rückgang fort. Zwar hat sich die Renditekurve bereits markant abgeflacht, eine weitere Abflachung aber ist nicht ausgeschlossen. Eine flache Renditekurve könnte uns längere Zeit begleiten, eine vollständige Umkehrung der Kurve – wie in einer Rezession üblich – halten wir jedoch für unwahrscheinlich. Die jüngste Bewegung bei Treasuries ist unseres Erachtens vor allem mit steigender Risikoaversion und weniger mit Fundamentaldaten zu erklären. Deshalb erwarten wir, dass die nächste deutliche Bewegung bei den Renditen am langen Ende nach oben geht.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 473 Mrd. US-Dollar (per 31. März 2005). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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