Kommentar
09:00 Uhr, 06.05.2008

Anleihen von Ostschuldner bringen wieder höhere Renditen

Die Renditen der Staatsanleihen haben sich in Deutschland und Amerika in den vergangenen Monaten deutlich nach unten bewegt. Das ist deswegen erstaunlich, weil gleichzeitig die Inflation sowie die Inflationserwartungen gestiegen sind. Bei dieser Konstellation wünscht man sich als Sparer als Ausgleich eigentlich höhere statt fallende Renditen.

Doch nicht alle Staatsanleihen profitierten zuletzt von der wegen der Kreditkrise gesunkenen Risikobereitschaft der Anleger so sehr wie die Staatspapiere in Deutschland in Amerika. Vielmehr haben sich im Zuge sich ausweitender Risikoprämien die Renditen bei etlichen Staatsanleihen aus anderen Ländern deutlich erhöht.

So sind beispielsweise die Renditeaufschläge für Euro-Staatsanleihen aus Osteuropa auf den höchsten Stand seit vier Jahren gestiegen. Im Schnitt belaufen sie sich auf fast 100 Basispunkte. Durch diese Kursbewegungen bieten einige dieser Anleihe jetzt wieder einen attraktiven Renditevorsprung.

Gefahren wie Leistungsbilanzdefizite und Inflation beachten

Allerdings müssen auch die im Vergleich mit dem Kauf von deutschen Bundesanleihen höheren Risiken beachtet werden. Wobei es hier aber auch zwischen den einzelnen Ländern stärker zu differenzieren gilt. Schließlich können nicht alle Ostländer über einen Kamm geschoren werden.

Generell lässt sich aber als Einwand anführen, dass alle diese Staaten (Russland wird hier bei der Betrachtung allgemein ausgeklammert) durch die Bank Defizite in der Leistungsbilanz aufweisen (siehe Tabelle). Als Gegenargument kann hier zwar angeführt werden, dass die Lücken durch die noch immer sprudelnden ausländische Direktinvestitionen gedeckt werden können. Allerdings ändert das nichts daran, dass die gravierende Schwachstelle Leistungsbilanz in schwierigen Zeiten wie aktuell viel stärker als früher von den Marktteilnehmern wahrgenommen und bestraft wird.

In keiner Weise beschönigen lässt sich inzwischen die Tatsache, dass sich in Osteuropa ein Inflationsproblem breit gemacht hat. So wiesen im Februar mit Lettland (16,7 Prozent), Bulgarien (13,2 Prozent), Estland (11,3 Prozent) und Litauen (10,8 Prozent) gleich vier Staaten Teuerungsraten von mehr als zehn Prozent auf. Und angesichts der expansiven Geldpolitik in Amerika und der Koppelung vieler Ostwährungen an den Euro fällt ein aktiver Kämpf gegen die Teuerung schwer, weshalb das Thema bis auf weiteres auf der Tagesordnung bleiben dürfte.

EU-Anker bringt eine gewisse Sicherheit

Bei Anlageentscheidungen für oder gegen eine Staatsanleihe müssen volkswirtschaftliche Ungleichgewichte wie Leistungsbilanzdefizite und Inflationsgefahren ebenso berücksichtigt werden wie die Tatsache, dass Osteuropa noch immer ein dynamischeres Wirtschaftswachstum aufweist als etwa Westeuropa (Die Volkswirte bei der Unicredit rechnen in Osteuropa in diesem Jahr im Schnitt mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 5,7 Prozent nach 6,8 Prozent im Vorjahr).

Unabhängig von diesen Überlegungen können wir uns momentan aber nicht vorstellen, dass ein mit dem Stabilitätsanker Europa versehenes EU-Mitglieds- oder Anwärterland in Zinszahlungsverzug kommt oder seine Schulden nicht zurückzahlt. Und wenn diese Annahme stimmt, dann sind Anleihen wie die bis Januar 2013 laufende Bulgarien-Euro-Anleihe (ISIN: XS0138888689, Rendite: 4,90 Prozent, Renditevorsprung: 122 Basispunkte gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen), die bis März 2011 laufende Kroatien Euro-Anleihe (ISIN: XS0126121507, Rendite: 5,00 Prozent, Renditevorsprung: 147 Basispunkte) oder die bis Juli 2010 laufende Rumänien Euro-Anleihe (ISIN: XS0171638330, Rendite: 4,9 Prozent, Renditevorsprung: 143 Basispunkte) eine durchaus interessante Renditeprämie auf.

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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