Kommentar
10:29 Uhr, 26.03.2019

Anleger sind unentschlossen wie nie

Der Trend an den Aktienmärkten war zumindest bis vor wenigen Tagen ziemlich eindeutig. Trotzdem sind Anleger unentschlossen wie nie und diese Unentschlossenheit wirkt so langsam auf die Kurse.

Aktienkurse erzählen eine ganz klare Story. Es wirkt überhaupt nicht wie Unentschlossenheit. Eine Rallye von 20 % an den US-Märkten innerhalb weniger Wochen ist sogar wild entschlossen. Die Abgaben in den letzten zwei Tagen ändern daran nichts. Eine kleine Konsolidierung ist ganz normal. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass Anleger insgeheim eine abwartende Haltung einnehmen.

Der Aktienmarkt kann steigen und fallen, ganz ohne wesentliche Gründe. Etabliert sich erst einmal ein Trend, kann dieser sich schnell selbst tragen. Nach Weihnachten stiegen die Kurse schnell und dynamisch an. Innerhalb von wenigen Tagen rannten Anleger dem Markt schon hinterher.

Mit jedem Punkt, den der Markt stieg, ließen sich mehr Anleger von der Rallye überzeugen. Alle strömten zurück in den Markt, nicht etwa, weil die Welt und Wirtschaft plötzlich so rosig aussah, sondern einfach, weil es alle taten. Alle kauften, Herdentrieb eben.

Dahinter verbirgt sich allerdings eine massive Unsicherheit. Diese Unsicherheit über die konjunkturelle Zukunft wird von der Zinskurve zum Ausdruck gebracht. Es ist hinlänglich bekannt, dass sich diese seit Monaten auf 0 % zubewegt und dass eine Inversion (wie bei dem Zinsspread der 10-jährigen zu den 3-monatigen Anleihen letzte Woche geschehen) Böses für die Wirtschaft erahnen lässt.

Noch ist der Hauptzinsspread (10 minus 2 Jahre) aber positiv. Viel wichtiger als der eigentliche Wert des Zinsspreads ist aber etwas anderes. Der Spread bewegt sich seit Monaten in einer sehr engen Range, die weniger als 10 Basispunkte (0,1 %) beträgt (siehe Grafik).

So tief war die Range nur ein einziges Mal in der Vergangenheit. Die Ähnlichkeit ist kein Zufall. Mitte der 90er Jahre hob die Notenbank die Zinsen erst relativ schnell an, was den Markt verschreckte. Das gleiche haben wir Ende 2018 gesehen.

Danach pausierte die Notenbank. Über Quartale hinweg blieb der Leitzins in einer engen Range. Mal wurde dieser etwas gesenkt, mal etwas angehoben. Unterm Strich tat sich aber wenig. Auch jetzt ist eine Pause zu erwarten.

In der Folge waren Anleger etwas ratlos. Sie konnten nicht ausmachen, ob die Wirtschaft nun weiter wachsen würde oder in einen Abschwung übergeht. Auch heute ist das absolut nicht klar. Die Zinskurve verharrt daher regungslos knapp über 0 %.

Es fehlt einfach am nächsten Hinweis, was wirtschaftlich geschehen wird. Noch ist alles absolut offen. Eine Rezession innerhalb der nächsten 12 Monate ist ebenso denkbar wie eine erneute Beschleunigung des Wachstums. Erst dann, wenn klarer wird, wohin sich das Wachstum bewegt, wird auch der Markt wieder klarer sehen.

Da Anleger im Dunkeln tappen und die Konjunktur neutral bewerten, wird nach der Entscheidung, wie sich das Wachstum entwickeln wird, ein massiver Impuls ergeben. Dieser kann in beide Richtungen gehen, nach unten oder nach oben. Solange keine Klarheit herrscht, ist zum jetzigen Zeitpunkt an der Börse wenig zu gewinnen (und zu verlieren).

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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