Anleger setzen auf Pause in US-Leitzinspolitik
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Hurrikanschäden, uneinheitliche US-Konjunkturdaten und Rekordhoch beim Ölpreis können die Aktienmärkte nicht verstimmen. Die Anleger setzen vor diesem Hintergrund auf eine Pause in der US-Leitzinspolitik.
USA: Börsen trotz der Katastrophe im Süden fest
Der amerikanische Aktienmarkt zeigte sich vergangene Woche in fester Verfassung und widerstand damit dem ungünstigen Umfeld aus Katastrophennachrichten und gemischten Konjunkturdaten. Chicago Einkaufsmanager- und ISM-Index zeigten jeweils eine deutliche Abschwächung der Wirtschaftsdynamik an, während das Verbrauchervertrauen überzeugte. Stattdessen war auch an den Börsen die Verwüstung durch Hurrikan Katrina das beherrschende Thema. In ersten Reaktionen gehen sowohl US-Regierung als auch Notenbank von einer kurzfristigen Beeinträchtigung der Wirtschaftsdynamik aus. Marktteilnehmern spekulierten deshalb auf ein mögliche Unterbrechung der Zinserhöhungspolitik der FED, was den Aktienmarkt unterstützte. Der Ölpreis bewegte sich lange Zeit über 70 USD je Barrel WTI, da insgesamt 58 Ölplattformen und Bohrinseln durch den Sturm fortgerissen wurden und auch die Raffinerien erhebliche Schäden aufweisen. Erst die Ankündigung von Energieminister Samuel Bodman, die Regierung wolle die staatliche Ölreserve anzapfen, um Ausfälle infolge des Wirbelsturms auszugleichen, ließ die Notierungen wieder spürbar sinken.
Die Entwicklung der Aktienkurse zeigte ein uneinheitliches Bild. Während Versicherungstitel wie Allstate aufgrund der Hurrikanschäden deutlich unter Abgabedruck gerieten, waren die Aktien von Ölgesellschaften und Energiekonzernen aufgrund des neuerlichen Ölpreisanstiegs sowie der wohl länger anhaltenden Raffinerieengpässe sehr gefragt. Baumaschinenhersteller Caterpillar wurde zudem von der Erwartung beflügelt, wonach das Unternehmen von den Wideraufbaumaßnahmen in den Südstaaten kräftig profitieren sollte. In schwacher Verfassung zeigte sich hingegen die Aktie von General Motors, nachdem der Autokonzern seine US-Absatzzahlen für den Monat August veröffentlichte. Der weltgrößte Autobauer setzte 16 Prozent weniger Fahrzeuge ab als im Vorjahresmonat. Da half der Aktie auch nicht mehr, dass Multimilliardär Kirk Kerkorian seine Beteiligung an GM weiter aufstocken wird. Aufmerksamkeit zog außerdem die Biotechnologiebranche auf sich, nachdem der Schweizer Pharmakonzern Novartis die US-Gesellschaft Chiron komplett übernehmen will, an der bislang nur eine Minderheitsbeteiligung bestand. Chiron-Aktien kletterten um über 17 Prozent und auch andere Biotechwerte zogen an.
Japan: Nikkei setzt Aufwärtstrend fort
An der Tokioter Börse präsentierten sich die Anleger weiterhin in Kauflaune. Der Nikkei 225 Index hat inzwischen die Marke von 12.600 Punkten überwunden und erreichte damit ein neues Jahreshoch. Insbesondere Banken- und Stahlwerte konnten zuletzt zulegen. Unverändert ist die Marktmeinung von der Zuversicht in eine wirtschaftliche Erholung des Landes geprägt, obwohl die Regierung für Juli einen bereinigten Rückgang der Industrieproduktion von 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat mitteilte. Die am kommenden Wochenende anstehende Parlamentswahl in Japan wirkt sich bislang nicht auf den Aktienmarkt aus. Laut jüngster Umfragen ist mit wohl mit einem Sieg der Regierungspartei LDP unter Ministerpräsident Koizumi zu rechnen.
Europa: Leichte Zuwächse
An Europas Börsen ging es vergangene Woche mit den Kursen wieder leicht bergauf. Die stabilen Vorgaben aus den USA und der zu Wochenschluss wieder leicht nachgebende Ölpreis trugen mit zur Erholung nach der Korrektur der Vorwoche bei. Unterdessen ist der Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar kräftig angezogen. Nach den Meldungen über die möglichen Katrina-Auswirkungen auf die US-Konjunktur kletterte er auf über 1,25 USD, den höchsten Stand seit Ende Mai. Der Hurrikan hatte aber auch auf einige deutsche Einzeltitel spürbare Auswirkungen. So gehörten Aktien von Rückversicherungsgesellschaften zu den Wochenverlierern. Münchner Rück und insbesondere Hannover Rück erwarten aufgrund der Sturmschäden deutliche Auswirkungen auf ihr Jahresergebnis. Dagegen zählten die Energiekonzerne RWE und E.ON zu den Wochengewinnern im DAX. Die hohen Energiepreise, welche mit den gestiegenen Notierungen an den Rohstoffmärkten begründet werden, dürften noch bis auf weiteres für sprudelnde Gewinne in den Kassen der Kraftwerksbetreiber sorgen. Ein Wochenminus von über zwei Prozent verbuchten die Papiere von Deutsche Post. Das Unternehmen führt gegenwärtig Übernahmegespräche mit dem britischen Logistikkonzern Exel, der insbesondere in Amerika und Asien stark vertreten ist. Bei Zustandekommen wäre dies der bislang größte Zukauf des Bonner Ex-Monopolisten.
Ausblick: Intel legt sein Mid Quarter Update vor
In den kommenden Tagen dürften sich die Blicke der Anleger weiter auf die Entwicklung am Ölmarkt richten. Daneben kommen aber sowohl von Konjunktur- als auch Unternehmensseite mehrere wichtige Zahlen. So veröffentlicht der weltgrößte Chiphersteller Intel am Donnerstag seinen Zwischenbericht, der von vielen Marktteilnehmern als Indikator für den gesamten Technologiesektor gewertet wird. Über die amerikanischen Wirtschaftsentwicklung gibt am Mittwoch der Konjunkturbericht Beige Book der Fed Aufschluss. Es bleibt allerdings abzuwarten, in wie weit die jüngsten Ereignisse hier schon ihren Niederschlag finden. Daneben erscheinen in den USA der ISM-Dienstleistungsindex sowie Angaben zur Produktivität. In Deutschland wird am Dienstag bereits der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe bekannt gegeben.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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