Kommentar
10:08 Uhr, 30.11.2012

Anleger in einer monokausalen Welt

Eine lange Kette von Ereignissen sorgte in den letzten Jahren an den Börsen für heftige Ausschläge in die eine oder andere Richtung. Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers, diverse Rettungsaktionen für Banken, Griechenland-Krise, Notenbank-Programme oder die Fiskalische Klippe sind nur eine kleine Auswahl von Themen, die zu starken Anstiegen bzw. Verlusten an den Märkten führten. Regelmäßig zeichnete sich ein Muster ab: Das nächste Ereignis wird als dominierend, ja sogar als allein ausschlaggebend für den aktuellen Trend interpretiert. Gegenwärtig dominiert die holprige Entscheidungsfindung zur Überwindung der Fiskalischen Klippe in Amerika. Gibt es kritische Aussagen, sorgt dies für große Unruhe. Laufen jedoch hoffnungsvolle Statements über den Ticker, wie am Mittwoch um 16.37 Uhr geschehen, als der Republikaner Boehner sich optimistisch äußerte, dass die Fiskalklippe vermieden werden kann, drehten innerhalb von Minuten weltweit Aktienmärkte ins Plus, der Euro gewann und Rentenmärkte (die sicheren Häfen) verzeichneten Verluste.

Börsenwelt von kurzfristigem Geld dominiert

In was für einer Börsenwelt leben wir denn eigentlich mittlerweile, fragt man sich unweigerlich. Zählt das Geschäftmodell und die Aussichten des einzelnen Unternehmens nichts mehr? Dominiert nur noch immer ein Thema das Geschehen? Aus unserer Sicht ist dies ein Zeichen, dass sehr viel kurzfristig orientiertes Geld den Tagesablauf dominiert, das permanent sein Fähnchen in den Wind hängt und schaut wohin die Reise geht, aber beim nächsten Aufmacher in den Medien bereits die Richtung ändert. Das strategische Anlagekapital von großen Kapitalsammelstellen ist in solchen Phasen nur schwer zu finden. Dieses ist entweder bereits in den Märkten und sitzt die Schwankungen aus, was den geringen Anstieg des Volatilitäts-DAX (V-DAX) in der jüngsten Schwächephase seit der Wiederwahl Obamas erklären würde, oder es wartet ab bis die wichtigsten Leitindices sich charttechnisch freigeschwommen haben und neue Hochs zu erwarten sind.

Wichtige charttechnische Marken im Blick

Die bedeutendsten Indices stehen unmittelbar davor, wichtige charttechnisch relevante Hürden zu nehmen oder ein weiteres Mal an diesen zu scheitern. Der DAX steht bei 7.400 Punkten sowohl exakt am kurzfristigen Abwärtstrend seit September sowie am mittelfristigen Abwärtstrend seit Januar 2008. Der EuroStoxx50 – der strategisch am stärksten verkaufte Aktienmarkt der letzten Jahre – steht noch 1 Prozent vor der 2.600- Marke, was einen Ausbruch aus der über ein Jahr dauernden Konsolidierungsformation bedeuten und den Weg auf die 3.000 eröffnen würde. Die US-Indices haben die Wahl Obamas zunächst verdaut und schicken sich an neue Aufwärtstrends zu finden. Wichtige Marken sind die 13.340 im Dow Jones und die 1.430 im S&P 500. Flankiert wird dies von einem relativ starken Euro zum Dollar, der über 1,30 seinen Abwärtstrend seit Mai 2011 knacken und in Richtung 1,35 laufen könnte. Viele Einzelwerte spiegeln natürlich die spannende Ausgangssituation in den Indices wider. Wir gehen davon aus, dass ein Ausbruch auf neue Jahreshochs noch in diesem Jahr, insbesondere in den europäischen Indices, nahezu niemand auf der Rechnung hat und deshalb weitere Käufe nach sich ziehen würde. Einen DAX-Stand von rund 7.800 Punkten halten wir deshalb zum Jahresende für nicht unrealistisch.

Unter Renditeaspekten sind Aktien alternativlos

Über die fundamentale Verfassung des Aktienmarktes insbesondere in Deutschland haben wir an dieser Stelle des Öfteren berichtet. Auf jeden Fall unterstützt die Bewertung von Aktien eine mögliche technische Ausbruchsformation voll und ganz. Deutsche Aktien sind sowohl absolut als auch relativ zu anderen Anlageklassen günstig. Man kauft sich eine Eigenkapitalrendite von rd. 10 Prozent, davon werden 3,6 Prozent als Dividende ausgeschüttet. Dies vor dem Hintergrund, dass die Unternehmensgewinne seit 2001 um 450 Prozent gewachsen sind, der DAX jedoch nur um das 1,4-fache anstieg. Den politischen Problemen der vergangenen Jahre sei Dank! Ein Rückgang des Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 20 auf 10 war die Folge. In einer weiter wachsenden Weltwirtschaft, von deren Dynamik die deutschen Unternehmen mit an vorderster Front partizipieren, ist das schon eine sehr ambitionierte Unterbewertung.

Aber auch im Vergleich zu anderen Assetklassen stehen Aktien hervorragend da. 10- jährige Bundesanleihen bieten 1,38 Prozent, nach Steuern und Inflation eine negative Realrendite von – 0,9 Prozent. Gold, Silber und Immobilien stehen aktuell hoch im Kurs, sind deshalb aber auch teuer. Konnte man damit aber Rendite erzielen? Studien über die letzten 100 Jahre belegen, dass diese Sachwerte lediglich den Inflationsanstieg ausgeglichen haben, aber keinen realen Vermögenszuwachs lieferten.

Über den Jahreswechsel gehen wir von einem freundlichen Marktumfeld für Aktien aus und haben uns auch entsprechend positioniert. Sollte die Europäische Zentralbank wider Erwarten vieler Marktteilnehmer mit ihren Maßnahmen Erfolg haben und nachhaltig Kapital in die Peripherieländer Südeuropas zurückfließen, steht auch einem perspektivreichen Jahr 2013 nichts im Wege.

Quelle: GECAM

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