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10:49 Uhr, 14.06.2005

Anleger fürchten Schieflage von Hedge-Fonds

Hedge-Fonds verunsichern die Anleger. Vor allem Profis sind beunruhigt und sehen im Fall einer Schieflage Probleme auf die weltweiten Finanzmärkte zukommen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage bei knapp 700 privaten und institutionellen Investoren, die die Investmentstrategen von Sentix erstmals in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt durchgeführt haben.

Danach halten 40 Prozent der privaten und fast die Hälfte der 135 befragten Institutionellen Anleger Hedge-Fonds für ein marktbewegendes Thema. Gut 30 Prozent der Anleger seien in Hedge-Fonds investiert. Bei den Professionellen schätzt ein Drittel die aktuelle Wahrscheinlichkeit für eine Schieflage mit mehr als 70 Prozent als sehr hoch ein. Über die Hälfte der Anleger fürchtet bei Finanzschwierigkeiten eines Hedge-Fonds auch Probleme für die Märkte in aller Welt.

Insbesondere die möglichen Auswirkungen auf die Finanzmärkte beunruhigen Investoren, so das "Handelsblatt". Weit über die Hälfte der Befragten rechnet laut der Umfrage mit sinkenden Kursen bei Aktien und Unternehmensanleihen geringer Bonität, falls ein Hedge-Fonds in eine Schieflage geraten sollte.

Wie stark so eine Schieflage die Märkte bewegt, hätten Anleger vor sieben Jahren erfahren. Im Herbst 1998 habe die US-Notenbank aus Furcht vor einer negativen Kettenreaktion an den Börsen eine Rettungsaktion organisiert, bei der Investmentbanken 3,65 Mrd. Dollar zahlten, um den Fonds LTCM vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Nach Angaben vom "Handelsblatt" verwalten inzwischen 8.000 Hedge-Fonds mit über einer Billion Dollar dreimal so viel Geld wie damals. Das Risiko werde noch verschärft, weil die Fonds zuletzt stark auf Kredit spekuliert hätten. Nach Berechnungen der Hennessee Group setzen die Fonds für 100 eigene Dollar durchschnittlich 48 Dollar auf Pump ein, hieß es.

Bundeskanzler Gerhard Schröder habe daher gefordert, Hedge-Fonds stärker zu regulieren. Wiederholt habe auch US-Notenbankchef Alan Greenspan gewarnt, dass Hedge-Fonds nicht zuletzt wegen der niedrigen Anleihe-Renditen immer höhere Risiken eingehen müssten, um erfolgreich zu sein.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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