Angst vor Inflation belastet US-Märkte
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
In der letzten Woche schlossen die US-Märkte durchweg im Minus. Auslöser waren zunehmende Bedenken mit Blick auf die Inflation, was höhere Zinsen mit sich bringen könnte, um dem verstärkten Preisauftrieb Einhalt zu gebieten. Am Dienstag zog die US-Notenbank (Fed) zum siebten Mal in Folge die Zinsschraube um 0,25% an. Zwar hatte der Markt größtenteils mit dieser Zinserhöhung gerechnet, für Beunruhigung aber sorgte der Begleitkommentar der Fed. Hierin gibt sie zu bedenken, dass „die Inflationserwartungen langfristig zwar begrenzt sind, der Inflationsdruck in den letzten Monaten aber spürbar zugenommen hat und die Preismacht deutlicher zutage tritt“. Weiter erschüttert wurde das Anlegervertrauen durch die Nachricht vom Mittwoch, derzufolge der Verbraucherpreisindex (CPI) im Februar stärker als erwartet gestiegen war. Damit stieg die Angst der Anleger vor einem stärkeren Anziehen der Zinszügel, was im Umkehrschluss das Gewinnwachstum der Unternehmen bremsen würde.
Auch an den japanischen Aktienmärkten gaben die Kurse in der letzten Woche nach. Höhere US-Zinsen, so die Angst der Anleger, könnten die Nachfrage nach japanischen Exporten bremsen. Japans Wirtschaft ist nach wie vor stark vom Export abhängig, und dass die Binnennachfrage weiter auf tönernen Füßen steht, wurde anhand der Nachricht über rückläufige Verbraucherpreise im Februar unterstrichen.
Die meisten europäischen Märkte konnten sich in der letzten Woche behaupten. Der DAX verbesserte sich um 0,4% und der französische CAC-40 Index um 0,7%. In Großbritannien trat der FTSE 100 auf der Stelle. Die Rallye beim US-Dollar sowie rückläufige Ölpreise (siehe Kommentar zu Devisen- und Rohstoffmärkten weiter unten) zerstreuten etwas die durch höhere US-Zinsen ausgelösten Bedenken der Anleger.
Die asiatisch-pazifischen Aktienmärkte schwammen im Fahrwasser der großen Märkte. Der Hang Seng verlor 1,7%, während der koreanische Aktienmarkt um 1,5% und der taiwanesische um moderate 0,4% nachgaben.
Eine weitere schwierige Woche durchlebten die Emerging Markets, denn sie leiden besonders unter dem Kapitalabfluss bedingt durch das „Ende der Carry-Trades“ (siehe unten).
Einen kräftigen Renditeanstieg bei US-Treasuries gab es am letzten Dienstag an den Staatsanleihemärkten zu verzeichnen, denn Anleger interpretierten den Begleitkommentar der Fed dahingehend, dass eine 0,5%-Zinserhöhung in greifbare Nähe gerückt ist. Die Verkäufe setzten sich am Mittwoch als Reaktion auf die Zahlen zum Kernverbraucherpreisindex fort, aus denen ein Anstieg der Kernpreise hervorging. Der weiter steigende Ölpreis tat ein Übriges, um die Inflationssorgen anzuheizen.
An den Devisenmärkten kam es zu einer Rallye beim US-Dollar, der von der anhaltenden Risikoscheu der Anleger und der Erwartung auf weiter steigende US-Zinsen profitierte.
Über weite Strecken der letzten Woche kletterte der Ölpreis an den Rohstoffmärkten weiter nach oben, nur um im weiteren Verlauf als Reaktion auf deutlich höhere Ölvorräte wieder zu fallen. Befürchtungen, die Explosion in einer BP-Raffinerie in Texas (der drittgrößten in den USA) könnte zu Unterbrechungen der Ölversorgung führen, erwiesen sich als unbegründet. Wegen des stärkeren US-Dollar verbilligte sich Gold in der letzten Woche.
Das Ende der Carry-Trades?
Im Februar bereits warnte uns die MLIM Strategic Investment Group vor dem bevorstehenden „Ende des Carry-Trades“. Hierbei handelt es sich um Geschäfte, bei denen kurzfristig Fremdmittel aufgenommen werden, um risikobehaftetere Anlagen mit einer vermeintlich höheren Rendite zu kaufen. Nun, so scheint es, sind die düsteren Prognosen eingetreten. Zwar war auch im Fed-Begleitkommentar der letzten Woche noch von „gemäßigten“ Zinsschritten die Rede. Viel wichtiger aber war die Einschränkung, dass „die Inflationserwartungen langfristig zwar begrenzt sind, der Inflationsdruck in den letzten Monaten aber spürbar zugenommen hat und die Preismacht deutlicher zutage tritt“. Und weiter ging es mit der Äußerung, dass „angemessene geldpolitische Maßnahmen“ vonnöten seien, um ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Preisauftrieb herzustellen. Nach Lesart der Märkte ist das eine deutliche Änderung gegenüber der bisherigen Haltung der Fed, so dass die Renditen zehnjähriger US-Treasuries und der US-Dollar nach oben kletterten, während US-Aktien Federn lassen mussten.
Besonders von dem neuen Wortlaut der Fed betroffen sind die „Carry-Trades“, die mit jeder Zinserhöhung an Attraktivität einbüßen, erst recht dann, wenn die Fed in den nächsten Monaten das Wort „gemäßigt“ aus ihren Kommentaren streichen sollte.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.