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13:56 Uhr, 17.05.2001

Analysten: Zins und Markt - Up or Down?

Die Meinungen über die weitere Entwicklung der Zinsen und Märkte geht wie immer weit auseinander:

Einen Tag nach der erwarteten Zinssenkung der FED um 50 Basispunkte erklärte der Ökonom Bruce Steinberg von Merrill Lynch, daß er glaube, die FED werde auf ihrer nächsten Sitzung am 27.Juni die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken. Ende August soll das Zinsniveau gar bei 3,5% beim Tagesgeldzins liegen, ausgehend von 4% am heutigen Tag. "Wir glauben daß die FED zunächst einen Turnaround in der ökonomischen Nachfragesituation sehen will bevor sie mit der Konjunktur zufrieden sein wird. Bis dahin sind weitere Zinssenkungen wahrscheinlich", begründete Steinberg seine Ansichten. Er fügte hinzu, daß der gewaltige Zinssenkungszyklus um 250 Basispunkte seit Januar vielleicht zu einer starken Wachstumswiederbelebung führen könne.


Als Hinweise auf einen "Anfang vom Ende" der Zinssenkungsrunde bezeichnete der Chefökonom Ian Shepherdson von High Frequency Economics Äußerungen, die die FED gestern nach ihrer Zinssenkung um 50 Basispunkte getätigt hatte. Der Ökonom stellte klar, daß sich die Sprache der Notenbanker gestern klar von dem unterschieden hat, was diese bei den vorherigen Zinsschritten erklärt hatten. Sprach man am 18.April noch von davon, daß der rückläufige Verbrauch eine "unakzeptable Schwäche für das Wirtschaftswachstum" darstelle, so meinte man gestern lediglich, daß der geringe Verbrauch sich weiter "belastend auf die Wirtschaft auswirken könne". Außerdem gebrauchte man zum ersten Mal seit Januar das Wort der "Inflation". Dies deute nach Shepherdson darauf hin, daß die FED nicht mehr an das Worst-Scenario glaube und sich angesichts drohender Infaltionserscheinungen defensiver verhalten wolle. "Obwohl wir weitere Senkungen nicht ausschließen können dürfte dies der Anfang vom Ende gewesen sein", erklärte der Ökonom.


Nach einem aktuellen Bericht des Wall Street Journals ist die Rally der vergangenen Wochen keine nachhaltige Aufwärtsbewegung. Gerade die Tatsache, daß Unternehmen, die keine oder sehr wenige Gewinne aufweisen würden, in den letzten Wochen überdurchschnittlich zulegen konnten, wecke doch erhebliche Zweifel an der jüngsten Kursrally, so das WSJ. Dow Jones-Werte hätten im Schnitt nur knapp 10% zulegen können, während hochspekulative Aktien um mehr als 30% gewinnen konnten. Das zeige, daß nach wie vor in erster Linie Trader die Märkte bewegten, fundamentale Investoren hingegen weiter an der Seitenlinie warteten. Auch die wirtschaftlichen Aussichten könnten sich nun weiter eintrüben, Unternehmen ihre Planzahlen nicht einhalten. Das würde die Indizes schnell wieder zurück treiben, glaubt das WSJ. Sollte die Rally aber weiter anhalten, sollte man sich überlegen, ob man nicht auf die besser performenden spekulativen Aktien umschichten solle.


Ralph Acampora, Chefanalyst bei Prudential Securities, sieht weiterhin Risiken bei den großen Tech-Aktien, da diese sich noch in einem recht frühen Stadium des Bodenfindungsprozesses befänden. Die Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen in diesem Sektor beginnen bereits, sich aus der beeindruckenden Bodenbildung zu erheben, so Acampora. Wir seien zur Zeit noch in einer Periode, wo diese Gegenreaktionen von Bodenbildungen die höchsten Gewinne versprechen würden, so Acampora weiter. Acampora betreibt nebst der negativen Einstellung zur US-Wirtschaft weiterhin genaues Stock Picking, da man langfristig eine Erholung der Advance/Decline Linie im NYSE und auch eine positive Entwicklung um Nasdaq-Subindex OTC beobachtet.

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