An den Börsen dominieren die Minuszeichen
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Das Geschehen an den Aktienmärkten bleibt volatil. Jüngst dominierten wieder Minuszeichen. Am härtesten traf es einmal mehr die Eurozone, wo ein Wochenverlust von fast drei Prozent verbucht werden musste. Aktien befinden sich voll im Griff der Geldpolitik. Erfreuliche Konjunkturdaten werden als Auslöser für weitere Zinserhöhungen gesehen. Schwächere Daten lindern diese Angst zwar etwas. Basis für eine nachhaltige Kurserholung sind sie aber per se nicht.
USA: Warten auf die FOMC-Sitzung Ende Juni
An den US-Aktienbörsen, die den Takt für die übrigen Handelsplätze dieser Erde vorgeben, werden momentan alle Neuigkeiten mit Blick auf mögliche Konsequenzen für die Geldpolitik analysiert. Wird das FOMC auf der Zinstreppe am 28. / 29. Juni um weitere 25 Basispunkte auf dann 5,25 Prozent höher steigen? Oder vielleicht doch eine Pause einlegen, um die Daten eines längeren Zeitraums als Entscheidungsgrundlage heranzuziehen? Denn die bislang 16 Zinsschritte, die noch dazu etwa im Monatsrhythmus erfolgten, machen sich mittlerweile bemerkbar. Die Revision des BIP-Wachstums von plus 4,8 auf plus 5,3 Prozent vor zwei Wochen ist da kein Widerspruch. Hier muss das schwache vierte Quartal 2005 berücksichtigt werden. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten jedenfalls zeigen eine Abkühlung an. Im Mai ging die Zahl der neu geschaffenen Stellen zum dritten Mal in Folge zurück. Statt der im Mittel erwarteten 175.000 Jobs entstanden tatsächlich nur 75.000. Schon im Vormonat lagen die Analysten mit ihrer Konsensprognose von 200.000 deutlich über den revidierten 126.000. Rückgänge beim ISM-Index für den Dienstleistungssektor und das vom Conference Board gemessene Konsumentenvertrauen deuten ebenfalls auf ein moderates Nachlassen der wirtschaftlichen Aktivität hin. Mit Blick auf die Konjunktur scheint also eine Pause durchaus gerechtfertigt. Dafür spricht auch die Gewinnwarnung von Pulte Homes, mit knapp 15 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz ein großer amerikanischer Hausbauer, der als Kompassnadel für die Verfassung des US-Immobilienmarktes genommen werden kann. Die Nachfrage nach Häusern sei im April und Mai geringer als erwartet ausgefallen, was Folge eines zunehmenden Häuserangebots und höherer Zinsen sei, teilte die Firma mit. Die jüngste Preisentwicklung lässt indes kein klares Urteil zu, ob ein Zinspause möglich ist. Laut dem Protokoll zur Sitzung am 10. Mai diskutierten die FOMC-Mitglieder die Inflationsgefahren ausführlich. Betont wurde, dass die jüngste Entwicklung die Inflationsrisiken erhöht habe. Zusätzlicher Inflationsdruck gehe auch vom schwächeren US-Dollar aus, so das FOMC.
Europa: Gerangel um Euronext ist entschieden
Europäische Aktien hingen in den vergangenen Tagen mehr denn je an der Entwicklung der Börsen in den USA. Impulse, die den Märkten theoretisch mehr Eigenleben einhauchen hätten können, verpufften. Denn die Wirtschaft in der Eurozone befindet sich mitten im Aufschwung, wie die zweite BIP-Schätzung unterstreicht. Der private Konsum ist im ersten Quartal 2006 der maßgebliche Wachstumstreiber zum BIP-Wachstum von 0,6 Prozent gewesen. Neuere Daten bestätigen ebenfalls den Aufwärtstrend. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Mai unerwartet gestiegen und auch das EWU-Konjunkturklima legte zu. Die EU-Kommission erwartet nun sogar in den kommenden beiden Quartalen ein höheres Wachstum. Statt ursprünglicher Zuwächse zwischen 0,2 und 0,8 Prozent sind es nun zwischen 0,5 und 0,9 Prozent, um die das BIP voraussichtlich expandieren wird. Schade, dass dieser freundliche Ausblick schon jetzt einen Makel aufweist: Für 2007 wird bereits mit einer Abschwächung gerechnet, nicht zuletzt aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone.
Bei den Unternehmen blieben in der abgelaufenen Woche die Börsenbetreiberinnen im Blickpunkt. Die New York Stock Exchange (NYSE) hat das Rennen um Euronext gewonnen. 7,8 Mrd. Euro zahlt die NYSE, davon etwa zwei Drittel in eigenen Aktien, um zusammen mit Euronext die mit Abstand weltgrößte Börsengesellschaft zu formen. Die Deutsche Börse geht damit schon wieder als Verlierer aus einer von ihr angeregten Fusion / Übernahme hervor: Zweimal London Stock Exchange (LSE), einmal Schweizer Börse und eben jetzt Euronext. Die Handlungsoptionen der Deutschen Börse sind damit erheblich eingeschränkt, da die LSE mit der Beteiligung der Nasdaq quasi auch schon vergeben ist. Ihr Blick schweift damit nach Asien. Am Donnerstag hat sie mit dem China Foreign Exchange Trade System & National Interbank Funding Center vereinbart, gemeinsam moderne Interbanken- und Devisenmärkte in China zu entwickeln. Vodafone gab am Dienstag einen Strategiewechsel bekannt. Größere Akquisitionen soll es künftig nicht geben, dafür eine Portfoliooptimierung. Ausdruck dessen ist u. a. auch der Rekordverlust von 21,8 Mrd. Pfund, der hauptsächlich aus Goodwill-Abschreibungen auf die Töchter in Deutschland und Italien resultiert. Umfangreich sparen will Vodafone künftig ebenfalls. Das auf Druck der Investoren geschnürte Paket enthält schließlich auch noch eine Dividende, die um die Hälfte steigt sowie eine Sonderausschüttung in Höhe von satten neun Mrd. Pfund. Diese speist sich hauptsächlich aus dem Verkauf der japanischen Tochter an Softbank. BASF ist unterdessen nach hartnäckigen Verhandlungen bei Engelhard am Ziel. Das Management des Katalysatorenherstellers stimmte der 5,6 Mrd. US-Dollar schweren Übernahme zu.
Japan: Widriges Umfeld
Die Anleger am japanischen Aktienmarkt werden im laufenden Jahr auf eine harte Probe gestellt. Nach der vierten Minuswoche in Folge schlägt mittlerweile ein Verlust seit Jahresanfang von fast drei Prozent zu Buche. Neben dem geldpolitischen Kurswechsel, der Stärke des Yen gegenüber dem US-Dollar und den eher zurückhaltenden Unternehmensprognosen für das laufende Jahr sorgen dort auch Manipulationen für Verunsicherung. Nach Livedoor und Bilanzskandalen bei kleineren Immobilien- und Versicherungsgesellschaften wurde nun ein Investment-Guru wegen Insiderverdachts festgenommen. Alles zusammen schwere Hypotheken für den Nikkei-Index.
Ausblick: Impulsarme Woche
Die ohnehin schon verkürzte Woche hält nur wenig Neuigkeiten bereit. Geplante Unternehmensmitteilungen sind rar gesät. Bei den ungeplanten dürfte ebenfalls Ebbe herrschen, da wichtige Übernahmeschlachten (Börsen, BASF / Engelhard) ausgefochten sind. Auch die wenigen Konjunkturdaten können das nicht aufwiegen. Die EZB-Sitzung am Donnerstag sowie Industrieproduktionen für April in Frankreich und Deutschland am Freitag sind die Höhepunkte einer insgesamt impulsarmen Woche.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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