Kommentar
15:19 Uhr, 20.05.2005

Amerikaner pushen Direktvertrieb in Deutschland

Fidelity macht es aufgeklärten Fondssparern einfacher, ausgabeaufschlagsfrei zu investieren.

Die Möglichkeit den Ausgabeaufschlag zu umgehen, wird Investoren freuen, die wissen, was sie wollen. Wer seine finanzielle Zukunft selbst in die Hand nimmt, kann hier einiges Geld sparen. Bei Ihrer Bank oder dem Berater müssen Sie 5,25% vorneweg für einen Aktienfonds von Fidelity berappen. Der Ausgabeaufschlag entlohnt die Beratungsleistung Ihres Vermittlers. Wer seine gewünschte Vermögensstruktur oder Neudeutsch: Asset Allokation kennt und von der Leistung der Bostoner Investmentgesellschaft überzeugt ist, kann die Beratung einsparen und eröffnet direkt bei Fidelity ein Depot.

Die Amerikaner wildern damit im Territorium der Online-Banken. Diese konnten wegen fehlender Beratungsleistung den Ausgabeaufschlag reduzieren und den etablierten Vermittlern im Markt preisbewusste Kunden abjagen. Und genau diese selbstständigen, meist gut ausgebildeten und informierten Sparer drohen nun, direkt bei den Amerikanern zu kaufen. Für den konventionellen Vertrieb von Investmentfonds droht kein Ungemach. Deren Kunden werden auch künftig meist schwach und provisionsgetrieben beraten.

Asset Manager zahlen 50% und mehr der Verwaltungsvergütung eines Fonds als eine Art Bestandsprovision an die Vermittler. Banken, Maklerpools, Struktur- und Versicherungsvertriebe rechtfertigen den jährlichen Obulus mit der laufenden Betreuung der Anleger. Zahlt die Fondsgesellschaft nicht diese Kick-backs, werden ihre Fonds einfach nicht verkauft. Fakt ist, dass sich Vermittler oder dessen Mutterhaus zum zweiten Mal - und das jährlich – am Kapitalstock des Sparers laben.

Gegen die Verwaltungsvergütung ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Der Asset Manager muss ja auch Geld verdienen. Allerdings könnte Fidelity den Satz für das Aktienfondsmanagement von 1,25% nochmals senken, weil keine Retrozessionen anfallen. Das ist ein elegantes Wort für die oben genannten Bestandsvergütungen oder Kick-backs. Investoren würden mit einer Management Fee von 0,8% besser fahren und hätten noch mehr Spaß mit den guten bis sehr guten Fidelity Aktienfonds. Da Konkurrenz das Geschäft belebt, ist zu hoffen, dass andere Fondsgesellschaften mit einem Direktvertrieb über die KAG nachziehen. Dann sollten auch hier branchenweit die Verwaltungsvergütungen purzeln. Bestes Beispiel hierfür ist der Wettbewerb unter den in Deutschland zugelassenen Exchange Traded Funds (ETF).

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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