Kommentar
14:38 Uhr, 06.09.2016

Am Ziel vorbei

Die Inflation ist wieder zum Leben erwacht – zumindest im Profifußball. Allein die Clubs aus der britischen Premier League haben in der gerade beendeten Transferperiode mehr als eine Milliarde Pfund in neue Spieler investiert. „Mehr Geld aus Fernsehrechten und Sponsoringverträgen trifft auf ein begrenztes Angebot guter Spieler – das bedeutet, die Preise müssen steigen“, erklärt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. In der Gesamtwirtschaft allerdings funktioniert dieser Mechanismus derzeit nicht in gleichem Maße: Der Verbraucherpreisindex ist in Großbritannien zwischen Januar und Ende Juli um gerade einmal 0,23 Prozent gestiegen. Die Bank of England hat mithin ihr Inflationsziel deutlich verfehlt. Damit setzt sich eine schon seit Mitte des Jahres 2013 bestehende Tendenz fort.

„Die Inflation war in diesem Jahr in der entwickelten Welt praktisch nicht existent“, so Iggo. „Dennoch haben sich inflationsindexierte Anleihen sehr gut entwickelt, wenn man auf die Gesamterträge schaut – und nirgendwo so gut wie im Vereinigten Königreich. Dies ist vor allem auf niedrigere reale Renditen zurückzuführen und spiegelt sowohl das gestiegene Interesse an Anleihen mit hoher Duration als auch das Bedürfnisse nach Absicherung gegen steigende Inflationsraten in der Zukunft wider.“ Der Bank of America/Merrill Lynch index-linked Gilts Index verzeichne im bisherigen Jahresverlauf ein Plus von 29,8 Prozent. Der Index für inflationsindexierte Anleihen mit Laufzeiten von 15 Jahren und mehr liege sogar 39 Prozent im Plus. Langfristig derart hohe Erträge zu erzielen, sei allerdings nicht möglich.

Andererseits dürften auch die Inflationsraten langfristig wieder steigen. Der handelsgewichtete Außenwert des Britischen Pfunds sei im vergangenen Jahr um 13 Prozent gesunken. Die Auswirkungen spiegelten sich bereits in den aktuellen Daten über das produzierende Gewerbe wider, so Iggo. „Einerseits gibt es einen deutlichen Anstieg der Bestellungen aus dem Ausland. Andererseits steigen die Inputkosten so schnell wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das nach dem Schock des positiven Brexit-Votums im Juni wieder aufgenommene Quantitative Easing der Bank of England könnte in dieser Hinsicht zusätzliches Öl ins Feuer gießen.“ Wie sollten sich Investoren angesichts dieser Rahmenbedingungen positionieren? Iggo hat eine klare Meinung: „Meiner Ansicht nach sollten Anleger ihre Portfolios weiterhin gegen steigende Inflationsraten absichern, aber dabei vermeiden, zu viel Durationsrisiko auf sich zu nehmen. Inflationsindexierte Anleihen mit kurzen Laufzeiten könnten in dieser Hinsicht ein guter Kompromiss sein.“

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