Am Hochzinsmarkt gehen Zombies um
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Am Markt für europäische Hochzinsanleihen hat das großzügige Liquiditätsumfeld etliche „Zombieunternehmen“ hervorgebracht. Diese seien zwar im Moment noch überlebensfähig. „Fraglich ist jedoch, ob sie bei der einsetzenden Konjunkturerholung angesichts der höheren Verschuldung und der Dynamik der Erholung in der Lage sein werden, ausreichend Cashflow zu generieren, um ihre Betriebskosten und Verbindlichkeiten zu decken“, schreibt Roman Gaiser, Leiter europäische Hochzinsanleihen und Fondsmanager des Threadneedle (Lux) European High Yield Bond, in einem aktuellen Kommentar. „Wir meiden diese Unternehmen, indem wir uns verstärkt auf Cashflows, solide Bilanzen, operative Risiken, strategische Werte usw. konzentrieren.“
Insgesamt betrachtet, verspreche das Jahr 2021 nach der Achterbahnfahrt der europäischen Hochzinsmärkte im Jahr 2020 mehr Stabilität. Die Befürchtungen über eine Welle von Unternehmensinsolvenzen hätten sich als unbegründet herausgestellt. „Zwar bremsen die zweite Corona-Welle und die neue Mutation die Erholung, doch sobald die Ausbreitung des Virus durch Impfungen unter Kontrolle gebracht wurde, sollte in der Wirtschaft und am Hochzinsmarkt wieder eine gewisse Normalität einkehren“, schreibt Gaiser.
Allerdings hat sich die Marktlandschaft nach Ansicht von Columbia Threadneedle verändert. So sei das Volumen des europäischen Hochzinsmarktes um etwa 100 Milliarden Euro gewachsen, sprich um ein Viertel. „Das lag hauptsächlich an den Herabstufungen von Unternehmen mit Investment-Grade-Ratings zu sogenannten ‚Fallen Angels‘“, erklärt Gaiser. Eine ganze Reihe von großen, etablierten Qualitätsunternehmen wie Ford und Renault seien inzwischen im Hochzinssegment zu finden, und eine Hochstufung sei vorerst nicht in Sicht.
Die Renditeaussichten bei europäischen Hochzinsanleihen hält der Experte für vergleichsweise attraktiv. „Unseren Schätzungen zufolge könnte der Gesamtmarkt eine Rendite von ca. 3,5 Prozent erzielen“, schreibt Gaiser. Darin berücksichtigt seien die aktuelle Rendite von knapp über 3 Prozent, der „Roll-Down-Effekt“ von Anleihen, die schon vor längerer Zeit emittiert wurden, und Ausfälle bei der Rückzahlung von Anleihen durch einige wenige Unternehmen sowie die Möglichkeit einer leichten Verengung der Kreditaufschläge nach Abflauen der Corona-Krise. „Die erwartete anhaltende geld- und fiskalpolitische Unterstützung und der Marktoptimismus im Hinblick auf Verbesserungen im Zuge der Impfstoffeinführung sprechen dafür, dass dem Hochzinsmarkt ein gutes Jahr bevorsteht.“
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