Analyse
16:16 Uhr, 18.10.2024

ALZCHEM - Gute Gelegenheit für Gewinnmitnahmen!

Die Aktie des Spezialchemieherstellers Alzchem haussierte in den vergangenen Wochen und legte dabei in einem Monat um satte 53 % zu! Warum das eine gute Gelegenheit für Gewinnmitnahmen ist.

Erwähnte Instrumente

  • AlzChem Group AG
    ISIN: DE000A2YNT30Kopiert
    Kursstand: 59,400 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • AlzChem Group AG - WKN: A2YNT3 - ISIN: DE000A2YNT30 - Kurs: 59,400 € (XETRA)

Hintergrund dieses fulminanten Kursanstiegs war offenbar eine Meldung, wonach Alzchem plant, seine Nitroguanidin-Produktion zu verdoppeln.

Die verteidigungspolitische Bedeutung eines Small Caps

Alzchem produziert hauptsächlich Nitroguanidin, ein Grundstoff für die Sprengstoffproduktion, und Guanidinnitrat, ein Vorprodukt von Nitroguanidin. Laut Unternehmensangaben kommt Nitroguanidin "im Pflanzenschutz, als Treibmittel für Airbags und in zunehmendem Umfang auch in der Wehrtechnik" zum Einsatz.

Die Reihenfolge der Nennung spiegelt die bisherige Bedeutung der Einsatzfälle für Alzchem wider: Bisher war Alzchem in die Munitions- bzw. Sprengstoffherstellung nur dadurch involviert, weil das Unternehmen seine Produkte für die Herstellung von Airbag-Sprengkapseln lieferte. "Wehrtechnik" wird als Begriff erstmals im Geschäftsbericht 2023 erwähnt.

Das soll sich aber ändern, denn Alzchem ist der weltweit einzige Anbieter von Nitroguanidin außerhalb Chinas. Nitroguanidin – und damit Alzchem – haben also strategische Bedeutung für die Munitionsherstellung und die Verteidigungspolitik Deutschlands und Europas – und das erklärt Volumen und Geschwindigkeit der neuen Projekte.

Die Pläne werden nun konkret

Bereits im Frühjahr hatte Alzchem bekanntgegeben, die Produktion von Guanidinnitrat zu erhöhen und dafür ein Investitionsvolumen von 76 Mio. EUR vorzusehen. Nun wird es also auch bei Nitroguanidin konkret. Ganz neu ist das alles nicht, denn Alzchem hatte die grundsätzlichen Pläne dazu schon angekündigt.

Nun hat Alzchem diese Pläne konkretisiert – und das hat offensichtlich die Anleger in Feierlaune versetzt. Denn Alzchem wird seine Produktionskapazitäten nicht nur verdoppeln, sondern die Investitionen dafür auch noch liquiditätsschonend über Fördermittel der EU-Kommission sowie Kundenanzahlungen finanzieren.

Das größte Investitionsprojekt – liquiditätsschonend finanziert

Der Ausbau der Nitroguanidin-Kapazitäten erfordert Investitionen in gleicher Größenordnung wie für Guanidinnitrat, sodass sich für Alzchem nun Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 150 Mio. EUR ergeben. Das macht die Erweiterungen zum größten Investitionsprojekt der Unternehmensgeschichte.

Finanziert werden sollen die Projekte laut Alzchem nicht aus den eigenen liquiden Mitteln bzw. entsprechend erhöhten Kreditlinien, sondern vollständig über liquiditätsschonende Drittmittel: zum einen aus EU-Investitionszuschüssen im Rahmen des Förderinstruments ASAP ("Act in Support of Ammunition Production") in Höhe von 34,4 Mio. EUR, zum anderen über Anzahlungen, die von Kunden aus dem Verteidigungssektor geleistet werden. Letzteres ist eine Praxis, die unter anderem aus dem Automobilsektor bekannt ist. Dort allerdings müssen die Unternehmen sie zurückzahlen, in der Regel über Preiszugeständnisse bei den späteren Lieferungen.

Im Fall von Nitroguanidin sind die Verhältnisse jedoch anders: Der Grundstoff ist knapp und Munition ebenfalls. Beides wird aber dringend gebraucht. Daher wohl die schnelle Projektplanung und -finanzierung durch alle Beteiligten – bis hin zur EU, die nicht eben als unbürokratische Entscheidungsinstanz gilt.

Alzchem hat folglich eine gewisse Preissetzungsmacht, sodass man mit einiger Berechtigung annehmen kann, dass bei den späteren Lieferungen an die Kunden die vorgesehenen Anzahlungen nicht mit allzu großen Preiszugeständnissen "erkauft" werden müssen.

Wieder einmal werden Vorschusslorbeeren verteilt

Wie auch immer – in jedem Fall verteilen die Börsianer mit dem aktuellen Kursanstieg wieder einmal Vorschusslorbeeren, denn die Inbetriebnahme der neuen Produktionskapazitäten ist erst im zweiten Halbjahr 2026 geplant. Die Umsatz- und Ertragslage wird daher dadurch erst ab 2027 signifikant beeinflusst.

Es sind also noch rund zwei Jahre Zeit, bis die aktuellen Pläne ergebniswirksam werden. Bis dahin kann viel passieren, zumal auch für Alzchem selbst Projekte in dieser Größenordnung völlig neu sind. Das muss man erst mal "wuppen" – auch angesichts der bekannten Ressourcenknappheiten bei Maschinen, Material und Personal der Auftragnehmer. Darüber hinaus ist angesichts der strategischen Bedeutung dieses Projekts auch der Sicherheitsaspekt zu bedenken, der vermutlich hohe Aufmerksamkeit erfordert.

Mit anderen Worten: Das Projekt ist noch längst nicht in den sprichwörtlichen trockenen Tüchern. Und nach dem jüngsten Kurssprung auf fast 62 EUR ist die Aktie selbst unter Berücksichtigung der späteren höheren Umsätze und Gewinne sportlich bewertet. Aber diese Umsätze und Gewinne sind noch Zukunftsmusik mit rund zwei Jahren Vorlauf.

Warum nun Gewinnmitnahmen sinnvoll sind

Daher ist es sinnvoll, auf dem aktuellen Niveau über (Teil-)Gewinnmitnahmen nachzudenken. Angesichts der Vorlaufzeit der Projekte ist damit zu rechnen, dass der Kurs noch einmal deutlich zurückkommt – aus welchen Gründen auch immer.

So bietet sich z.B. ein Rücklauf bis auf 52,60 EUR an, das jüngste Ausbruchsniveau (dicke grüne Linie im folgenden Chart).

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Darauf weist auch die Kerze vom Dienstag hin, die ein massiver sogenannter Shooting Star ist, der einen kurzfristigen Kursrückgang einleiten könnte. Zudem hat die Aktie das Aufwärtspotenzial der laufenden Aufwärtswelle seit Mitte September inzwischen mehr als ausgeschöpft, sodass dadurch ebenfalls eine Konsolidierung zu erwarten ist.

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Torsten Ewert hat nach dem legendären Crash von 1987 die Welt der Börse für sich entdeckt – und nach und nach alle Möglichkeiten ausprobiert, die sich engagierten Privatanlegern im Lauf der Jahre anboten: Zunächst neben Aktien also vor allem Hebelprodukte, wie Optionsscheine und Zertifikate, später dann auch Futures, Optionen und CFDs. Seit inzwischen mehr als 15 Jahren arbeitet er erfolgreich als hauptberuflicher Trader, hauptsächlich mit Aktien und Aktienoptionen. Torsten Ewert macht seinen reichen Erfahrungsschatz auch anderen Anlegern zugänglich. So betreut er seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zwei Börsenbriefe für langfristige, strategische Geldanlagen, die sich nach wie vor hoher Wertschätzung durch seine Leserinnen und Leser erfreuen. Darüber hinaus gibt Torsten Ewert auch Seminare und hält Vorträge zu verschiedenen Börsenthemen. Bei stock3 wird Torsten Ewert sein geballtes Wissen als Trademate mitbringen und im Service das Depot Supertrend-Aktien führen.

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