Kommentar
13:14 Uhr, 21.09.2024

Altersvorsorgedepot: So viel Geld kannst du vom Staat bekommen

Die Bundesregierung plant ein innovatives Konzept zur Altersabsicherung: das staatlich subventionierte Altersvorsorgedepot. Dieser Vorstoß kommt von Bundesfinanzminister Christian Lindner und der FDP, die sich für eine stärkere private Altersvorsorge einsetzen und das Vorsorgedepot als “Gamechanger” betiteln. Die „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ hat bereits ihren Abschlussbericht mit Reformempfehlungen vorgelegt. Lindner erklärte hierzu: „Die Bürger sollen mehr Verantwortung für ihre Altersvorsorge übernehmen können und dabei von den Chancen des Kapitalmarkts profitieren.“

Das Altersvorsorgedepot soll in den kommenden Jahren eingeführt werden, konkrete Zeitpläne stehen jedoch noch aus. Der Gesetzesentwurf hat bereits positive Signale aus dem Bundestag erhalten, wobei noch letzte Anpassungen und Beschlüsse abgewartet werden müssen. Angestrebt wird eine Einführung im Jahr 2025.

Was ist das Altersvorsorgedepot?

Das Altersvorsorgedepot zielt darauf ab, Bürgern das Investment in ertragsstarke Finanzinstrumente wie Fonds, ETFs und voraussichtlich auch Aktien zu ermöglichen, während sie von staatlichen Förderungen und steuerlichen Vergünstigungen profitieren. Inspiriert von den in den USA etablierten 401(k)-Plänen, soll dieses Modell die eigenverantwortliche private Vorsorge stärken und die Bürger dabei unterstützen, ihre Altersabsicherung flexibler zu gestalten. Ein besonderer Vorteil dieses Systems: Kapitalerträge bleiben während der Ansparphase steuerfrei.

Wir brauchen ein System, das langfristiges Sparen belohnt und den Zinseszinseffekt voll zur Entfaltung bringt.

Christian Lindner, Bundesfinanzminister

Die Einführung des Altersvorsorgedepots wird als Reaktion auf die klaffende Rentenlücke in Deutschland gesehen. Es bietet die Möglichkeit, durch langfristige Investitionen ein robustes finanzielles Fundament für den Ruhestand aufzubauen. Gleichzeitig soll es Bürokratie abbauen und mehr Flexibilität bieten als bisherige Modelle wie die Riester-Rente. “Einfach, flexibel und renditestark – ohne die Einschränkungen der alten Systeme” – so charakterisiert Lindner das Programm. Das Depot sei für alle Altersgruppen konzipiert.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat die Idee für das Altersvorsorgedepot als Gesetzentwurf ins Spiel gebracht. Dieses Altersvorsorgedepot soll eine Alternative zur Riester-Rente sein. Quelle: pixabay.com

Wie viel kann man konkret vom Staat bekommen?

Welche Förderungen sind vorgesehen? Lindner erläutert, dass der Staat für jeden angelegten Euro 20 Cent bis zu einem Betrag von 3.000 Euro pro Jahr beisteuert. Das bedeutet, dass Anleger jährlich bis zu 600 Euro an zusätzlicher Förderung für ihre Altersvorsorge erhalten können. Um diese Förderung zu nutzen, müssen mindestens 120 Euro jährlich in den Vertrag eingezahlt werden.

Mit Vorsorgedepot Millionär werden?

Lindner verwies auf Experten, die schätzen, dass man durch eine monatliche Sparrate von 250 Euro und die volle Ausnutzung der staatlichen Förderung nach 40 Jahren Millionär sein könnte. Um die Förderung zu erhalten, muss man mindestens 120 Euro pro Jahr in den Vertrag einzahlen.

Zusätzliche Förderungen für spezielle Gruppen: Eltern können mit einer Kinderzulage rechnen, die für jeden selbst eingezahlten Euro 25 Cent beträgt, was die Kinderzulage auf bis zu 300 Euro pro Kind erhöht. Für Personen mit einem Einkommen von bis zu 26.250 Euro ist ein Bonus von 175 Euro vorgesehen. Berufseinsteiger unter 25 Jahren haben zudem die Möglichkeit, bis zu drei Jahre lang von einem speziellen Berufseinsteiger-Bonus in Höhe von 200 Euro zu profitieren.

Gesamtaufwand für den Staat: Lindner kündigt an, dass der Staat jährlich bis zu 12 Milliarden Euro in dieses Programm investieren wird, mit einem dynamischen Anstieg bis in die 2030er-Jahre. Ab Ende dieser Dekade soll das Kapitalwachstum genutzt werden, um die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu entlasten.

Was ist mit Steuern?

Die Besteuerung erfolgt erst zum Zeitpunkt der Auszahlung, was einen langfristigen Vermögensaufbau fördert. Der Gedanke dahinter: Langfristige Investitionen in die eigene Vorsorge sollen nicht durch steuerliche Belastung “bestraft” werden. Diese staatliche Unterstützung soll die finanzielle Belastung im Ruhestand mindern. Zwar sind vorzeitige Entnahmen möglich, werden aber steuerlich unattraktiv gestaltet, um zweckfremde Verwendungen zu verhindern.

Ein besonderer Vorteil liegt im steuerfreien Wachstum der Erträge innerhalb des Depots, was die Vermögensbildung optimiert. Zusätzlich sind Einzahlungen steuerlich begünstigt, solange sie eine festgelegte Obergrenze nicht überschreiten.

Um Missbrauch vorzubeugen, werden Entnahmen vor dem 65. Lebensjahr höher besteuert. Bei Auszahlungen ab dem 65. Lebensjahr, im Fall von Berufsunfähigkeit oder im Todesfall ist eine pauschale Besteuerung von nur 10 % vorgesehen.

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Zugelassene Wertpapiere für das Altersvorsorgedepot

Ein großer Vorteil des Vorsorgedepots soll die Freiheit bei der Auswahl der Wertpapiere darstellen. Vorgesehen sind Investitionen in Fonds, ETFs und möglicherweise auch Direktanlagen in Aktien. Diese Flexibilität ermöglicht es Privatanlegern, ihre Anlagestrategie nach individuellen Zielen und der Risikobereitschaft zu gestalten. Ohne die Einschränkungen klassischer Rentenprodukte können Anleger die Renditechancen des Kapitalmarktes voll ausschöpfen.

Umschichtung bestehender Depots?

Ob bestehende ETF-Depots in ein Altersvorsorgedepot umgewandelt werden können oder ob dafür eine Förderung bereitgestellt wird, ist derzeit noch unklar. Die genauen Regelungen für solche Übertragungen und Umwandlungen stehen noch aus.

Wer wird das Depot anbieten?

Zum Start des Altersvorsorgedepots wird erwartet, dass viele Banken und Broker dieses Produkt anbieten werden. Anleger können jedoch bereits jetzt ein reguläres Depot mit einem ETF-Sparplan eröffnen, was viele Anbieter kostenlos anbieten. Das so angesparte Vermögen lässt sich später in ein gefördertes Depot übertragen, sobald das offizielle Produkt verfügbar ist. Dies ermöglicht einen frühzeitigen Start der privaten Altersvorsorge.

By the way: Falls du dich dafür interessierst, welche Broker und Banken die besten Angebote für Privatanleger bieten, schau gerne in unseren kostenlosen Depotvergleich.

Vergleich mit der Riester-Rente

Das Altersvorsorgedepot bietet eine moderne und flexiblere Alternative zur Riester-Rente. Während die Riester-Rente oft durch hohe Verwaltungskosten und komplexe Regelungen gekennzeichnet ist, zielt das neue Depot auf eine einfachere Handhabung ab und eröffnet breitere Anlagemöglichkeiten. Das Altersvorsorgedepot fördert renditestarke Kapitalmarktanlagen, während die Riester-Rente häufig auf konservative Produkte setzt und die Rendite zu wünschen übrig lässt.

Vorteile des Altersvorsorgedepots

  • Steuerliche Begünstigung: Steuerfreies Wachstum während der Ansparphase.
  • Flexibilität: Individuelle Anpassungen der Anlagestrategie ohne steuerliche Nachteile.
  • Renditechancen: Möglichkeit, vom Kapitalmarkt zu profitieren.
  • Geringere Kosten: Weniger Bürokratie im Vergleich zu herkömmlichen Altersvorsorgeprodukten.

Nachteile des Altersvorsorgedepots

  • Marktrisiko: Der Depotwert hängt stark von den Kapitalmarktentwicklungen ab; es gibt keine Kapitalgarantie (was aber niemanden davon abhalten sollte, sein Geld zu investieren).
  • Gesetzesunsicherheiten: Änderungen in der Gesetzgebung könnten die Rahmenbedingungen und die Attraktivität des Vorsorgedepots beeinträchtigen.
  • Vorzeitige Entnahmen: Diese können die Rückzahlung von staatlichen Förderungen nach sich ziehen.

Fazit

Das Altersvorsorgedepot könnte ein Meilenstein in der Privatvorsorge des deutschen Bürgers sein. Es wäre ein Modell, was sich viele Anleger mit neidischem Blick Richtung USA und anderen Ländern bereits sei langem wünschen: eine flexible, steuerbegünstigte und eigenverantwortliche Option, Kapital für die Rente anzuhäufen. Ohne viel Bürokratie und andere Hindernisse, die insbesondere Laien nur abschrecken.

Schritt in die richtige Richtung

Das Vorsorgedepot kombiniert die Vorteile von Kapitalmarktanlagen mit staatlicher Förderung und steuerlichen Anreizen, was die Rieser-Rente alt aussehen lässt. Die Förderungen könnten zwar deutlich höher sein, doch der geplante Vorstoß ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.