Kommentar
07:00 Uhr, 14.11.2008

Altbewährt und doch vergessen!? - Es funktioniert so gesehen auch jetzt.

Es ist gar nicht so einfach im Angesicht tausender Indikatoren, Kursmuster, Sentimentindikatoren und Marktkorrelationen den Überblick als Trader zu behalten und noch schwieriger, diesen Überblick dann noch erfolgreich im eigenen Trading umzusetzen. Aber ist es denn wirklich nötig, jedem charttechnischen Trend zu folgen, um sein Ziel, dem Markt kontinuierlich Gewinne entlocken zu können, zu erreichen?

Auch ich kann mich noch sehr gut an eine Zeit erinnern, in der ich vor lauter Indikatoren, Trendlinien, Unterstützungen und Widerständen, Kursmustern und Candlestickformationen den Kurverlauf als solches gar nicht mehr erkennen konnte. Dies hatte im Nachgang nur wenig mit dem eigentlich Ziel, kontinuierlich zu gewinnen zu tun, sondern entsprang vielmehr dem Wunsch, die Märkte in den Griff zu bekommen und möglichst präzise prognostizieren zu können. Schließlich wäre es doch mehr als perfekt, im Trading auf Verlustgeschäfte verzichten zu können und sich nur noch mit den Gewinntrades „rumzuärgern“.

Bei diesem Wunsch ist es aber auch geblieben und nach meinem Ausflug auf die Suche nach dem „heiligen Gral im Trading“, den wohl jeder Trader früher oder später einmal beschreiten wird, besann ich mich einem wohlbekannten Prinzip, dem KISS. Im Mittelpunkt dessen steht nichts anderes als die Forderung, alles überflüssige zu eliminieren und das anvisierte Ziel mit möglichst einfachen Mitteln zu erreichen. Mit der Fokussierung auf mein, und sicherlich auch Ihr Ziel, dem Markt kontinuierlich Gewinne entlocken zu können, warf ich „alles über Board“, was mich daran hinderte bzw. nicht weiter brachte. Am Ende dieses Sondierungsprozesses blickte ich auf etwas, was mir sehr wohl aus meiner Anfangsphase im Trading bekannt vor kam, dem reinen Chart und einer bereits vor 1900 entwickelten Idee, der klassischen Trendanalyse.

In dieser wird ein Aufwärtstrend als Folge höherer Hochs und höherer Tiefs definiert und ein Abwärtstrend vice versa als Folge tieferer Hochs und tieferer Tiefs. Die beiden Charts in B1 und B2 verdeutlichen dieses Prinzip grafisch.

B1: Dax Tageschart während des Crashs seit Mai diesen Jahres

B2: Dax Tageschart während der Rallye 2007

Interessant an diesem einfachen Prinzip sind vor allem drei Umstände. Zum einen zeigen sich solche Kursverläufe fallender bzw. steigender Hochs und Tiefs in jedem Chart und in jedem Zeitfenster. Gleichzeitig ist das Prinzip altbewährt und hat den Crash 1929 genau so erfolgreich gemeistert, wie auch die aktuelle Finanzkrise. Und letztlich lassen sich auf Basis dieser einfachen Marktphilosophie sehr gute Tradingregeln und -taktiken, sowie Einstiege und Ausstiege ableiten.

Der Trend bestimmt die Richtung des nächsten Trades

Im Trading ist es wichtig, zu wissen, ob Sie im nächsten Trade kaufen oder leerverkaufen, also Short gehen sollen. Mit der Trendanalyse über die Lage von Hochs und Tiefs im Chart zueinander lässt sich hier eine ebenso einfache wie logische Regel ableiten: Sobald ein Trend identifiziert werden kann (Punkt 1 in B3), sind alle folgenden Kurse potenzielle Einstiegsgelegenheiten in Richtung des laufenden Trends und zwar so lange, so lange der Trend nicht gebrochen wird (Punkte 2 in B3 als Trendwechsellevel).

B3: schematischer Aufwärtstrend als Folge steigender Hochs und Tiefs

Der Einstieg in eine Position und das Anfangsstopp

Natürlich ist es nun aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten heraus nicht sinnvoll, willkürlich im Trend einzusteigen, sondern seinen Einstieg auch innerhalb dessen zu timen. Grundsätzlich bieten sich zwei grundlegende Einstiegsvarianten, das Ausbruchstrading und das Pullbacktrading an, wovon zunächst das einfachere Ausbruchstrading im Vordergrund stehen soll.

Wie der Name schon sagt, wird im Ausbruchstrading eine Longposition eröffnet, sobald der Markt über ein altes Hoch nach oben ausbricht, während eine Shortposition eröffnet werden kann, wenn der Markt unter ein altes Hoch zurückfällt. Abgesichert werden sollte ein solcher Einstieg mit einem Stopploss auf dem letzten sichtbaren Tief bei Longpositionen bzw. auf dem letzten sichtbaren Hoch bei Shortpositionen. Die Grafik B4 zeigt dies am Beispiel des Dax-Futures im kurzfristigen 5 Minutenchart.

B4: exemplarische Ausbruchseinstiege (grüne Linien) und Stoppabsicherungen ( (1), (2), (3) ) im 5 Minutenchart des F-Dax

B5: exemplarische Ausbruchseinstiege (rote Linien) und Stoppabsicherungen ( (1), (2), (3), (4) ) im 5 Minutenchart des F-Dax

Der Ausstieg aus einer Position

Grundlegend muss sich der Trader entscheiden, welches Ziel mit dem Trade verfolgt wird. So ist ein Trendtrader an einer großen Bewegung interessiert und möchte die Position so lange halten, bis der Trend beendet ist. Für diesen Trader bietet sich ein nachgezogenes Stopploss auf die jeweiligen Hochs (bei Shortpositionen) oder Tiefs (bei Longpositionen) an. Der Trader überlässt es dann dem Markt, wann und bei welchem Preis der Trade geschlossen wird. Im Gegensatz dazu ist ein Swingtrader eher an einem kurzfristigen Bewegungsschwung interessiert und meist nicht bereit, größere, gegen seine Position gerichtete Bewegungen zuzulassen. Diese Trader wollen sich nur ein Stück aus dem Trend für sich herausschneiden und werden damit ihre Ausstiegstaktiken aggressiver wählen. Für diese Trader bietet sich verschiedene Möglichkeiten an, Kursziele zu bestimmen.

So ist die gleichbemessene Bewegung ein geeignetes Mittel, um ein erstes Profitziel auszumachen. In dieser wird die Größe des Stopploss nach oben an das Kaufssignal abgetragen und so ein erstes Kursziel bestimmt. Auch Zeitstopps, bspw. Ausstieg mit der dritten bis fünften Kerze nach dem Einstieg sind hier interessante Kurszielbestimmungen, mit denen der Trader auch auf die speziellen Charakteristika des gehandelten Marktes eingehen kann. Letztlich bilden auch Vielfache des anfänglichen Risikos, also Vielfache der Entfernung zwischen anfänglichem Stopploss und Einstiegspreis (=anfängliche Risiko) ein geeignetes Kursziel. So werden in den Märkten bspw. relativ häufig Kursgewinne zwischen dem einfachen und dem eineinhalbfachen des anfänglichen Risikos erreicht. Beträgt Ihr Stopploss beim Kauf von Daimler bspw. 2,00 Euro, so können Sie einen Gewinn von 2,00 (einfache Risiko) bis 3,00 (1,5 fache Risiko) erwarten.

Das Bild B6 zeigt die unterschiedlichen Tradingziele noch einmal exemplarisch.

B6: gleichbemessene Kursbewegung=rote Markierung, Risikovielfache=grün, Zeitstopp=Kerzenzählung

Tradingtaktiken und -erweiterungen

Das oben gezeigte Tradingprinzip lässt sich in der Praxis um eine ganze Reihe, auf den Trader zugeschnittener Taktiken erweitern. Die Kombination von Ausbruchs- und Pullbacktrading wird von mir dabei genau so angewendet, wie die Kombination von Trend- und Swingtrading. Aggressivere Stopptaktiken erlauben eine Verbesserung des Chance-Risiko-Verhältnisses und in Verbindung mit Wiedereinstiegen in eine Position lässt sich das Tradingrisiko weiter reduzieren. Auch marktspezifische Besonderheiten wie bspw. die Festlegung sinnvoller Handelszeiten beim Daxtrading können und sollten in dieses Prinzip eingeflochten werden, um sich unserem Ziel, erfolgreich zu traden, wieder ein Stück näher zu kommen.

Viel Erfolg
Rene Berteit - Technischer Analyst und Coach bei GodmodeTrader.de

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Rene Berteit
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Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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