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11:26 Uhr, 10.02.2023

Alphabet-Aktie bricht nach Vorstellung von KI-Software ein, Investoren fahren auf Uber-Zahlen ab, PayPal-Chef kündigt Rücktritt an

stock3 Techreport: Beim Börsenwert von Alphabet haben sich innerhalb von zwei Tagen fast 200 Mrd. Dollar in Luft aufgelöst. Hingegen haben Anleger die Ergebnisse des Fahrdienstleisters Uber umso kräftiger gefeiert.

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Seit der Einführung von ChatGPT im November ist Künstliche Intelligenz (KI) das Hype-Thema schlechthin. Zuletzt hat Microsoft angekündigt, Milliarden von Dollar in OpenAI, dem Konzern hinter dem Chatbot ChatGPT, zu investieren. Einige der Aktien aus dem Bereich, wie C3.ai, sind in den vergangenen Monaten kräftig nach oben geschossen.

Dass es dabei auch mal Rückschläge geben kann, mussten die Aktionäre von Alphabet zuletzt schmerzlich erfahren. Nachdem die Vorstellung des neuen hauseigenen Chatbots Bard am Mittwoch nicht gerade gut gelaufen war, ist die Aktie eingebrochen, womit sich an dem Tag ein Börsenwert von rund 100 Mrd. Dollar in Luft aufgelöst hat, tags darauf waren es fast weitere 100 Mrd. Dollar. Der Grund: Bard hatte eine Frage zum James-Webb-Weltraumteleskop falsch beantwortet.

Das hat bei Experten und Investoren Sorge vor der Zuverlässigkeit der Antworten von KI-Systemen geschürt. Alphabet war gezwungen zu reagieren und betonte, dass Bards falsche Antwort „die Bedeutung eines rigorosen Testprozesses“ verdeutliche. Bard basiert auf Googles Sprachmodell für Dialoganwendungen LaMDA und soll gestützt auf Informationen aus dem Internet „aktuelle, qualitativ hochwertige Antworten“ liefern. Die Software will die Alphabet-Tochter Google „bald“ in ihre Suchfunktion integrieren.

Investoren fahren auf Uber-Zahlen ab

Hingegen reagierte die Aktie von Uber Technologies mit einem Kurssprung nach oben auf die Vorlage der Rekordzahlen für das abgelaufene Quartal am Mittwoch. Der Konzern hat im vierten Quartal den Umsatz um 49 Prozent auf 8,6 Mrd. Dollar gesteigert. Das lag leicht über den Schätzungen der Analysten von 8,5 Mrd. Dollar.

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Wachstumsmotor war der Bereich mit Fahrdienstleistungen, dessen Einnahmen um 82 Prozent auf 4,14 Mrd. Dollar nach oben geschossen sind. „Die Auswirkungen der Pandemie auf unser Fahrdienstleistungsgeschäft liegen nun wirklich hinter uns“, sagte Vorstandschef Dara Khosrowshahi. Allerdings expandierte das Geschäft mit Essenslieferungen um nur 21 Prozent auf 2,93 Mrd. Dollar. Hingegen bekommt das Frachtgeschäft die schwache Nachfrage im Logistiksektor zu spüren.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schoss auf 665 Mio. Dollar nach oben und übertraf damit die Erwartungen von 619,4 Mio. Dollar deutlich. Dazu trug vor allem die deutliche Senkung der Bonuszahlungen an die Fahrer, sowie das florierende Werbegeschäft im Bereich Essenslieferungen bei.

Überzeugt hat Investoren zudem der Ausblick. So sollen die Bruttobuchungen im ersten Quartal auf 31 bis 32 Mrd. Dollar zulegen, was einem Zuwachs um 20 bis 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im vierten Quartal 2022 stand ein Plus von 19 Prozent auf 30,7 Mrd. Dollar zu Buche. Außerdem soll das bereinigte Ebitda im laufenden Quartal zwischen 660 und 700 Mio. Dollar erreichen.

PayPal-Chef kündigt Rücktritt an

Tags darauf am Donnerstagabend hat PayPal die Ergebnisse präsentiert, woraufhin die Aktie auf eine kleine Berg- und Talfahrt gegangen ist. Der Konzern bekommt die hohe Inflation bei gleichzeitig deutlicher Abschwächung der Weltwirtschaft zu spüren, weshalb das Zahlungsvolumen im vierten Quartal um lediglich 5 Prozent auf 357,4 Mrd. Dollar gestiegen ist und damit die Schätzungen von 365,4 Mrd. Dollar verfehlt hat. Währungsbereinigt lag das Plus allerdings bei 9 Prozent.

Zudem ist der Umsatz um 7 Prozent auf 7,4 Mrd. Dollar geklettert, hat damit allerdings die Erwartungen erreicht, währungsbereinigt stand ein Zuwachs von 9 Prozent zu Buche. Der bereinigte operative Gewinn legte um 12 Prozent auf 1,7 Mrd. Dollar zu.

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Für Erleichterung bei Investoren hat der Ausblick gesorgt. Der Erlös soll im laufenden Quartal um 7,5 Prozent zulegen, währungsbereinigt um 9 Prozent. Wegen des schwierigen Konjunkturumfelds drückt Vorstandschef Dan Schulman deutlich auf die Kostenbremse und hat im Januar den Abbau von 2.000 Mitarbeitern angekündigt, dass sind rund 7 Prozent der Belegschaft. Die Restrukturierung soll im laufenden Quartal Belastungen von rund 100 Mio. Dollar verursachen.

Allerdings soll der bereinigte Gewinn je Aktie um 23 bis 25 Prozent auf 1,08 bis 1,10 Dollar nach oben schießen. Das übertraf leicht die Erwartungen von 1,07 Dollar. Für Gesamtjahr stellte Schulman einen Sprung um 18 Prozent auf 4,87 Dollar in Aussicht, das lag über dem Konsens von 4,75 Dollar.

Zudem hat der Firmenlenker, der PayPal seit 2014 leitet, seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt. Das dürfte etliche Investoren ein wenig verunsichert haben, steckt der Konzern doch in einer Phase der Wachstumsabschwächung, zumal Kunden der ehemaligen Mutter eBay Zahlungen verstärkt über andere Anbieter abwickeln.

Wie geht es weiter mit den Aktien?

Der Rückschlag bei Bard könnte die Alphabet-Aktie kurzfristig weiter belasten, womit sich die Korrektur ausweiten könnte. Denn die Sorgen der Investoren könnten sich verstärken, dass die Entwicklung von Bard möglicherweise längst nicht so weit fortgeschritten ist, wie der Konzern gehofft hatte.

Alphabet Inc. (Class C)
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Für zusätzlichen Gegenwind bei der Alphabet-Aktie im Speziellen und bei US-Techs im Allgemeinen könnte sorgen, falls die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen vor der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Dienstag, 14. Februar (14.30 Uhr) weiter deutlich klettern sollten. Bei steigenden Zinsen werden die künftig stark steigenden Gewinne der US-Techs umso stärker abdiskontiert.

Hingegen sollte die Uber-Aktie nach den überzeugenden Zahlen und dem Ausblick auf Erholungskurs bleiben, wenngleich das Unternehmen meiner Meinung nach weiterhin extrem hoch bewertet ist. So beläuft sich der Börsenwert von 71,6 Mrd. Dollar auf das 21,7-Fache des von Analysten für 2023 vorgesagten Ebitda (3,3 Mrd. Dollar). Da ist also eine Menge, Menge Wachstum eingepreist. Nach Abzug der Abschreibungen gehen die Finanzprofis von einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von nur rund 260 Mio. Dollar aus. Damit beläuft sich der Börsenwert auf das 275,4-Fache des operativen Gewinns – eine astronomische Bewertung! Und das bei einer operativen Marge von erwarteten mickrigen 0,7 Prozent!

Das PayPal-Papier dürfte hingegen kurzfristig seitwärts tendieren. Während die Prognose etwas über den Erwartungen lag, könnte der geplante Abschied von Vorstandschef Schulman erst einmal für Verunsicherung sorgen. Und mit einem KGV von 16,3 ist die Aktie kein Schnäppchen, wenngleich sich die erwartete operative Marge von 22,4 Prozent gut sehen lassen kann.

Investoren warten auf die nächsten Quartalszahlen der US-Techs. Am Mittwoch, 15. Februar legen Cisco und Shopify die Ergebnisse vor, tags darauf zieht Applied Materials nach. Wie sich die Aktien in den darauf folgenden Tagen entwickeln, dürfte allerdings nicht nur von den Zahlen und Ausblicken der Unternehmen abhängen, sondern gerade auch von der oben erwähnten Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Dienstag.

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