Kommentar
08:00 Uhr, 14.07.2008

Alles schon mal da gewesen oder etwa nicht ?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (Cboe)
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Das war es nun also: Am Freitag kurz nach der Mittagspause rauschte der DAX unter die wichtige Marke von 6.200 Punkten und markierte mit 6.139 Zählern ein neues Jahrestief. Der haussierende Ölpreis, 146 US-Dollar kostet das Barrel mittlerweile, hatte dem Deutschen Aktienindex den Garaus gemacht. Doch damit nicht genug: Nach einem Bericht der New York Times sollen die beiden angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae (US-Kürzel FNM) und Freddy Mac (US-Kürzel FRE) unter staatliche Obhut gestellt werden. Dies würde bedeuten, dass die beiden Konzerne faktisch pleite sind und dass die Steuerzahler die Zeche bezahlen müssen. Und es wäre ein Signal dafür, wie kritisch die Lage auf dem US-Finanzsektor tatsächlich ist.

Eine derart immense Zusatzbelastung für den US-Staatshaushalt würde auch den Dollar weiter schwächen – was am Freitag den Euro beflügelte, der am frühen Nachmittag 1,5934 Dollar kostete. Wie auch immer die Lösung bei den Hypothekenriesen ausfällt, sie dürfte auf Kosten des US-Staatshaushalts gehen. Die krisenhafte Zuspitzung trieb den Goldpreis erstmals seit mehr als drei Monaten über die Marke von 960 Dollar pro Feinunze.

Besuchen Sie GodmodeTrader.de gerne auch am Wochenende. Am Wochenende ist samstags und sonntags die Weekendedition freigeschalten, in deren Rahmen unter anderem auch diese Marktkommentare aus antizyklischer Sicht veröffentlicht werden.

Man könnte es so sagen: Eigentlich muss man sich wundern, dass die Börsen bei einem solchen Nachrichtencocktail nicht längst in den freien Fall übergegangen sind. Der S&P 500 jedenfalls hielt sich am Freitag vergleichsweise wacker, ein Minus von einem Prozent ist angesichts der neuesten Horrormeldungen kaum der Rede wert.

Uns bestätigt das in unserer Meinung, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Börsen zu einer größeren Erholung ansetzen werden. Seit sechs Wochen rauschen die Kurse in den Keller. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis Schnäppchenjäger die verprügelten Aktien einsammeln und dann kann alles sehr schnell gehen.

Aber Vorsicht:
Die launische Diva neigt dazu, erst einmal alle ordentlich an der Nase herum zu führen, bevor sie sich wieder von ihrer freundlichen Seite zeigt. Wer also plant, die Kurse jetzt antizyklisch zum Einstieg zu nutzen, der sollte dies etappenweise tun.
Sollte der Dax jetzt abtauchen und die nächste wichtige Haltezone bei 5.500 Punkten ansteuern, dann könnte dies in ein Szenario münden, das bislang so gut wie niemand auf der Rechnung haben dürfte: Eine Seitwärtsbewegung, bei der fast alle Börsianer am Ende völlig entnervt und mit leerem Geldbeutel dastehen.

Stagflation...

So weit hergeholt, wie es auf den ersten Blick erscheint ist die Idee nicht. In einem Umfeld, wie es sich gerade andeutet gab es schon einmal eine zermürbende Seitwärtsphase an den Börsen. Fakt ist: Weltweit lässt das Wirtschaftswachstum nach, doch wegen der Rekorde beim Ölpreis springen die Verbraucherpreise dennoch in die Höhe.

In den USA ist bereits von Stagflation die Rede, wirtschaftlicher Stagnation bei gleichzeitiger Inflation. In Europa ist das Problem nicht ganz so dramatisch, trotzdem steckt die EZB in der Zwickmühle: Soll sie die Zinsen anheben oder senken? Kürzlich wurde entschieden, den Leitzins im Euro-Raum um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent anzuheben. Als Grund führte die Zentralbank die hohe Inflation an: Die Gefahr der Geldentwertung sei größer als die eines konjunkturellen Abschwungs. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen: Je mehr Geld wegen höherer Euro-Zinsen aus dem Dollar-Raum abfließt, desto höher steigt der Ölpreis – was wiederum die Inflation anheizt....

Hohe Ölpreise und weltweit wachsende Inflationsraten im Einklang mit einer wirtschaftlichen Flaute - all das gab es schon einmal in den 1970er und 1980er Jahren. Es war eine der schwierigsten Börsenphasen der jüngeren Geschichte.

Und die Gemeinsamkeiten sind damit noch nicht zu Ende: Die Wirtschaftswunderzeit, die sich bis in die frühen 1970er Jahre fortsetzte, endete an den Börsen in einer fast 16jährigen Seitwärtsbewegung. Seinerzeit versetzten der Vietnamkrieg und die Kuba-Krise die Menschen in Angst und Schrecken. Heute sind ebenfalls militärische Konflikte greifbar. Im Iran werden Raketenversuche unternommen, Israel und die USA stehen Gewehr bei Fuß.

Erleben wir also gerade die Rückkehr der schwierigsten Börsenphase des 20. Jahrhunderts? Wie sich der Dow Jones seinerzeit entwickelt hat, das sehen Sie hier:

Verständlich, dass sich nach dieser Zeit irgendwann niemand mehr mit Aktien befassen wollte. Die Leute hatten die Nase voll von dem ewigen Hin und Her. Davon sind wir derzeit noch ein gutes Stück entfernt, leider muss man aus antizyklischer Sicht hinzufügen...

Ende der 1970er Jahre gipfelte das Ganze in einer Aussage der angesehenen Business Week, die unter dem Titel "The Death of Equities" den Tod der Aktienanlage verkündete. Das war im Sommer 1979. Im Chart oben sehen Sie, dass der Dow Jones wenig später von 800 auf 1.000 Punkte nach oben schnellte. Und es kam noch besser: 1982 startete der größte Bullenmarkt der Geschichte, der erst im Jahr 2000 sein Ende fand. Es zahlte sich also auch damals schon aus, genau das Gegenteil von dem zu tun, was gerade besonders populär war.

Zu viele Trendfolger...?
Eine Seitwärtsbewegung hat noch aus einem anderen Grund gute Aussichten, Realität zu werden. Die Zahl derjenigen Anleger, die sich ausschließlich am Trend orientieren, ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Es war ja auch alles recht einfach: Kaufen und liegen lassen, um den Rest musste man sich nicht groß kümmern.

Doch eines ist sicher: Es werden wieder Zeiten kommen, da diese Methode nicht mehr funktioniert. Das ist im Übrigen immer so an der Börse: Jede Vorgehensweise funktioniert immer nur so lange, bis genügend Anleger auf dem gleichen Pfad unterwegs sind. Im Moment sind viele Trendfolger etwas ratlos, denn so recht glücklich wird man seit einiger Zeit ja nicht mehr mit dieser Vorgehensweise.

Und noch etwas ist wichtig: Die meisten Anleger rechnen entweder mit einer Baisse oder sie sind optimistisch und gehen von steigenden Kursen aus. Aber kennen Sie jemanden, der eine jahrelange, zähe und zermürbende Seitwärtsbewegung ernsthaft auf der Rechnung hat? Dass so etwas in den Köpfen der allermeisten Anleger nicht existiert, ist ein Grund mehr, dass genau das passieren könnte.

Einige erfolglose Vermögensverwalter, darunter auch einige der großen Aktienclubs in Deutschland, versuchen ihre Kunden jetzt mit hoffnungsvollen Aussage bei der Stange zu halten, wonach es nach der zurückliegenden schwachen Börsenphase demnächst aufwärts gehen wird. Das ist gut möglich, auch wir glauben das – aber darüber wie es dann weiter geht, werden sich viele vielleicht noch sehr wundern.

Geht man davon aus, dass steigende Inflationsraten, eine schwache wirtschaftliche Entwicklung und um sich greifende militärische Konflikte ähnlich wie in den 1970er Jahren zu einer zähen Seitwärtsphase an den Börsen führen, dann würden fast alle Anleger in den kommenden Jahren leer ausgehen.

Nur drei Gruppen würden das Ganze vermutlich „überleben“:

1. überzeugte Antizykliker, die sich immer dann aus dem Markt verabschieden, wenn der Optimismus überhand nimmt - und die erst wieder kaufen, wenn Anzeichen von Verzweiflung erkennbar sind. So wie derzeit.
2. talentierte Stockpicker, die in der Lage sind, die wenigen Aktien aufzuspüren, die sich auch in einem schwierigen Umfeld positiv entwickeln. Denken Sie nicht, das sei einfach, man müsse ja wieder nur dem Trend folgen: Natürlich würde man "rechtzeitig" ausgestoppt werden...
3. wirklich begabte kurzfristig agierende Trader.

Alle anderen würden mit leeren Händen dastehen, also ungefähr 90 Prozent aller Anleger. Und dann käme sicherlich irgendwann auch wieder ein schlaues Magazin auf die Idee, auf dem Titelblatt den „Tod der Aktienanlage“ zu verkünden.

DAS wären dann die wahren Einstiegskurse. Übrigens würde auch der Fiskus mit seiner Abgeltungssteuer im Falle einer mehrjährigen Seitwärtsbewegung an den Börsen weitgehend leer ausgehen. Denn wo keine Gewinne anfallen, da gibt es nichts zu versteuern. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Galoppierende Inflation...?
Womit man sich einmal ernsthaft beschäftigen könnte, das ist die Frage, ob steigende Inflationsraten im Einklang mit der aktuellen Finanzkrise womöglich gerade die Zutaten bereiten für ein Ereignis, das nur unsere Großeltern noch selbst miterlebt haben.
Namhafte Finanzprofessoren und Mathematiker sehen im Zuge der gegenwärtigen Finanzkrise nach 1923 und 1948 erneut eine Währungsreform heraufziehen. Ob so etwas tatsächlich erneut passiert, das weiß natürlich kein Mensch. Es liegt uns auch fern, Panik zu schüren, doch Ideen, die auf den ersten Blick völlig abwegig erscheinen, sind uns sozusagen von Berufs wegen besonders sympathisch.

Unserer Ansicht nach kann es nicht schaden, sich mit dieser Thematik einmal ausführlich zu beschäftigen. Was man hierzu generell wissen sollte: Zu den wenigen Gewinnern früherer Währungseinschnitte zählten Aktionäre und Immobilienbesitzer. Größte Verlierer waren Sparer und Eigentümer von Lebensversicherungen...

Am 20. und 21. September findet zum Thema „Währungsreform und Selbstvorsorge“ ein Seminar in Kassel statt. Namhafte Experten gehen dabei der Frage nach, ob es erneut zu einer Währungsreform kommen könnte und was man im Vorfeld tun kann, um sich dagegen abzusichern.

Wichtig noch für unsere Gesellschafter und Abonnenten:
Die Leser des Antizyklischen Börsenbriefs erhalten auf den Seminarpreis von 378,- Euro einen Rabatt in Höhe von fünf Prozent. Gesellschafter des Antizyklischen Aktienclubs (AAC) erhalten einen Preisnachlass in Höhe von 20 Prozent. Selbstverständlich gilt der Rabatt auch für neue AAC-Gesellschafter, sofern uns die Anmeldeunterlagen bis Ende August vorliegen.

Hier ist der Link mit allen wichtigen Informationen:

http://data.boerse-go.de/bilder/abb/seminar_waehrungsreform_selbstvorsorge.pdf

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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