Kommentar
15:06 Uhr, 29.04.2011

Alles ist relativ!

Erwähnte Instrumente

Manch ein Beobachter mag sich seit Monaten verwundert die Augen reiben: Hiobsbotschaften aus Wirtschaft und Politik zu den Themen Finanz- und Immobilienkrise, Staatsverschuldung und Geldentwertung, Bonitätskrise, explodierende Lebensmittelpreise -um nur ein paar Stichwörter in den Raum zu werfen- scheinen von den Börsen weltweit schlicht ignoriert zu werden. Anstatt eines Kurseinbruchs ob der offensichtlichen "Systemkrise", wie man den aktuellen Zustand durchaus bezeichnen kann, sehen wir eine massive Rally. Dow Jones, S&P 500 und DAX ziehen unbeirrt nach oben und nähern sich wieder ihren Allzeithochs. Der Dow Jones Transportation Index, der als Frühindikator der US-Konjunktur gilt, notiert sogar als erster großer Index wieder am Allzeithoch.

Auf die fundamentalen Hintergründe des aktuellen Geschehens möchte ich an dieser Stelle gar nicht genauer eingehen, die Meinungen gehen in den Medien sehr weit auseinander. Es ist nicht einfach in diesen Tagen, sich ein adäquates Urteil zu bilden. Während den "Mainstream-Medien" Schönreden und Verharmlosen der global heiklen Situation nachgesagt werden, überschlagen sich die selbsternannt "kritischen" Medien mit Weltuntergangsszenarien. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Blättert man in diesen Tagen durch die Wirtschaftsseiten der Medien, drängen sich Fragen auf wie: Wird die Gemeinschaftswährung Euro auf Grund der "Pleitestaaten" zerfallen? Werden die USA ihre Bonität verlieren und an ihren Schulden ersticken?

Fakt ist: Wir haben eine System- und durchaus auch eine globale Sinnkrise, das weltweite Finanzsystem steht vor seiner wohl härtesten Prüfung. Die Schere zwischen Arm und Reich wird weltweit immer größer, die Wut der Bürger auf das ungerechte System wächst. Das ökonomische und ökologische Bewusstsein scheint bei manchen Menschen zu verkümmern, was früher oder später zu gravierenden gesellschaftspolitischen Umwälzungen führen wird. Was zuvor noch in welchem Ausmaß und in welchem Zeitrahmen passieren wird, bleibt im Dunkeln. Wünschenswert wäre eine schnelle Rückkehr von Moral und Solidarität in Politik und Wirtschaft, um die Kluft zwischen Arm und Reich endlich zu verkleinern. Aber das ist ein anderes Thema.

Während sich der Großteil der Weltbevölkerung angesichts explodierender Lebensmittelpreise und steigender Arbeitslosigkeit Sorgen um ihr tägliches Brot macht, haben die wenigen "Glücklichen" der reichen Industriestaaten - zu denen wir Deutsche uns zweifelsfrei zählen können - ganz andere Sorgen: Was passiert mit meinem Geld, wird es zu einer starken Entwertung kommen? Soll ich Gold oder Immobilien kaufen? Die Entwertung haben wir bereits, bestes Beispiel dafür ist der Verfall des US-Dollars. Der Euro hält sich im Vergleich dazu noch wacker. Am deutlichsten zeigt sich die Geldentwertung am Beispiel der Edelmetalle, deren Kurse auf Allzeithochs notieren. Nimmt man die Edelmetalle als Gegensatz zum wertlosen Papiergeld als "Basiswährung", relativiert sich auch die Rally an den Aktienmärkten.

Unten angehängt sehen Sie den Kursverlauf des Dow Jones Index seit Ende 2000, als die Rally der Edelmetalle nach der Bodenbildung ihren Anfang nahm. Dargestellt ist der Dow Jones Index dabei in drei Varianten:

1.) Als "echter" Index (schwarze Linie), dessen Berechnung sich aus den Kursen der enthaltenen Aktien ergibt, also de facto in US-Dollar. Hier sehen wir in den vergangenen 10 Jahren quasi eine volatile Seitwärtsbewegung, im Vergleich zu Ende 2000 notiert der Index mit knapp 13 % im Plus.

2.) Dann sehen wir den Dow Jones in Gold berechnet (blaue Linie), der sich in einem starken Abwärtstrend befindet. Dieser Abwärtstrend ist seit 2009 durch eine Seitwärtsbewegung unterbrochen, die starke Rally des "echten" Dow Jones Index seit März 2009 ist beim Dow in Gold lediglich eine Seitwärtsbewegung, eine Stabilisierung auf sehr tiefem Niveau. Seit Ende 2000 hat der Dow in Gold fast 80 % an Wert verloren.

3.) Am krassesten fällt dieser Vergleich des Dow Jones in Silber aus (rote) Linie, wo wir seit August 2010 einen massiven Kursrutsch sehen. Der explodierende Silberpreis lässt den Dow in Silber crashartig einbrechen. Seit Ende 2000 hat der Dow in Silber gerechnet fast 90 % an Wert verloren.

http://img.godmode-trader.de/charts/46/2011/4/dda9948dowrelative.gif

Was bringt dieser Vergleich nun? Er relativiert die Rally an den Aktienmärkten und widerspricht den Pessimisten, die sagen, die Aktiemärkte wären stark überkauft und Aktien deutlich überbewertet. Das Gegenteil ist der Fall. Meiner Meinung nach werden Aktien in den kommenden Jahren weiterhin gute Anlagemöglichkeiten bieten. Eher dürfte die überhitzte Rally bei den Edelmetallen innehalten und dort eine stärkere Korrektur folgen. Kann sich der Dow Jones dann halten bzw. weiter ansteigen, würden sich auch in den Charts von Dow in Gold und Silber gesunde Gegenbewegungen nach oben hin einstellen.

Für weiter steigende Aktienkurse sprechen auch die zahlreichen, starken charttechnischen Kaufsignale, die wir bei den Indizes weltweit in den vergangenen Monaten und auch jetzt in den vergangenen Tagen gesehen haben. Setzt sich die Geldentwertung weltweit weiter fort, was einerseits gut im Sinne des Abbaus des astronomischen Schuldenbergs der Weltbevölkerung wäre, aber andererseits dem "kleinen Manne" weitere, harte Jahre abverlangen würde, dürften Aktien letztlich stark steigen. Das wäre auch im Hinblick auf die langfristige Rally des Dow Jones aus charttechnischer Sicht zu erwarten: Die fast 70Jahre alte Rally war jetzt 11 Jahre lang durch eine Seitwärtsbewegung unterbrochen, welche letztlich nur eine Fortsetzungsformation im Aufwärtstrend darstellt. Somit bleiben Aktien in meinen Augen weiterhin attraktiv auf mittel- bis langfristige Sicht. Zumindest so lange, bis mir der Chart etwas anderes sagt... :)

http://img.godmode-trader.de/charts/46/2011/4/dda9948dowlongterm.gif

In diesem Sinne alles Gute und viel Optimismus,
André Rain - Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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