Alles dreht sich ums Geld: Notenbanken im Fokus
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Vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanzmarktkrise stehen die Notenbanken weiter im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zunächst verringerte die amerikanische Notenbank am Mittwoch die beiden wichtigsten Leitzinssätze um jeweils 25 Basispunkte. Die Zielrate für die Fed Funds liegt damit jetzt bei 4,25 Prozent, der für kurzfristige Refinanzierungsgeschäfte wichtige Diskontsatz bei 4,75 Prozent. Damit setzten die amerikanischen Währungshüter den im Sommer begonnenen geldpolitischen Kurs weiter fort. Enttäuschung herrschte jedoch bei denjenigen Marktteilnehmern, die einen noch größeren Zinssenkungsschritt erhofft hatten. Mit dem Hinweis, dass sie die Wachstums- und Inflationsrisiken gleichgewichtig sähe, verzichtete die Fed zudem auf ein Signal für eine Fortsetzung der aggressiven Zinssenkungspolitik.
Neben der US-Leitzinssenkung ließ auch die Ankündigung führender Notenbanken, zusätzlicher Maßnahmen zur Überwindung der Spannungen an den Geldmärkten zu ergreifen, aufhorchen. Fed, EZB sowie die Zentralbanken Großbritanniens, Kanadas und der Schweiz verkündeten am Mittwoch, dass sie in einer abgestimmten Aktion den Märkten zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellten. Insgesamt wollen sie über den Jahreswechsel 64 Mrd. US-Dollar in den Markt geben. Dies ist zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und hat in erster Linie symbolischen Charakter. Angesichts der nach wie vor angespannten Lage an den Finanzmärkten sind aber solche Zeichen durchaus wichtig, signalisieren sie doch, dass die Zentralbanken im Notfall Gewehr bei Fuß stehen und ihre Funktion als Kreditgeber der letzten Instanz (lender of last resort) wahrzunehmen gedenken.
Das Umfeld für die Geldpolitik scheint aber zusehends schwieriger zu werden. Vor allem die US-Notenbank sieht sich vermehrt mit Inflationsrisiken konfrontiert, was die Bereitschaft für eine weitere Lockerung der Zinszügel dämpfen dürfte. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, erreichte die Teuerungsrate im November den höchsten Wert seit eineinhalb Jahren. Im Jahresvergleich stiegen die Preise um 4,3 Prozent. Selbst wenn man volatile Komponenten wie Energie- und Nahrungsmittelpreise herausrechnet, verbleibt eine Kerninflationsrate von immerhin 2,3 Prozent, was kein Ruhekissen für die Geldpolitik darstellt.
Die jüngsten Inflationszahlen aus dem Euroraum dürften den Notenbankern der EZB ebenfalls einiges Kopfzerbrechen bereiten. Mit 3,1 Prozent lag die Jahresrate im November über der ohnehin schon hohen Eurostat-Schätzung. Der EZB-Zielwert von zwei Prozent wird damit deutlich verfehlt. Zwar richtet sich wegen der üblichen Zeitverzögerungen der Geldpolitik der Fokus der Euro-Hüter inzwischen auf die Inflation im Jahr 2009, die aufgrund des Wegfalls diverser Basiseffekte (u.a. Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland) wieder ein Stück zurückkommen sollte. Nicht von der Hand zu weisen ist aber die Gefahr so genannter Zweitrundeneffekte, vor allem in Form erhöhter Lohnforderungen. Zinssenkungen seitens der EZB stehen vor diesem Hintergrund jedenfalls nicht auf der Tagesordnung.
Dollar legt deutlich zu
Die Aussicht, dass die Fed vermutlich weniger als bislang erwartet die Zinsen senken wird, hat dem in letzter Zeit doch arg gebeutelten Dollar wieder etwas Luft verschafft. Im Wochenverlauf konnte der Greenback gegenüber allen wichtigen Währungen kräftig zulegen. So büßte etwa der Euro 1,6 Prozent an Wert ein. Mit 1,44 US-Dollar je Euro hat sich die amerikanische Währung wieder ein gutes Stück von seinem Tiefpunkt entfernt.
Rentenmärkte unter Druck
Nachlassende bzw. fehlende Unterstützung von Seiten der Notenbanken (in Form von Leitzinssenkungen) gepaart mit wachsenden Inflationssorgen ist eine Mixtur, die an den Rentenmärkten gewöhnlich wenig Freude auslöst. So war es auch nicht weiter überraschend, dass Zinstitel in der letzten Woche erneut Kursverluste hinnehmen mussten. Seit Anfang Dezember erhöhten sich in den USA wie im Euroraum die Zehnjahresrenditen um rund 30 Basispunkte von ihren zuvor erreichten Tiefständen. Dies ist zwar nicht besonders Besorgnis erregend nach der vorherigen Kursrallye und eher als Normalisierung zu interpretieren. Doch dürften an den Bondmärkten in nächster Zeit die makroökonomischen Daten genau unter die Lupe genommen werden und vor allem auf Inflationsrisiken abgeklopft werden. Am Realzinsmarkt sind die Inflationserwartungen im Zehnjahresbereich immerhin bereits auf fast 2,3 Prozent geklettert, was durchaus als Warnsignal zu interpretieren ist. In den USA liegt der entsprechende Wert bei 2,4 Prozent.
Am Euro-Geldmarkt hat die konzertierte Aktion der Notenbanken für keine nachhaltige Entspannung gesorgt. Der Dreimonats-Euribor liegt immer noch bei fast fünf Prozent und damit einen ganzen Prozentpunkt über dem Refisatz der EZB. Entspannung ist 2007 nicht mehr in Sicht.
Ausblick
Zwar steuert ein turbulentes Börsenjahr langsam aber sicher auf sein Ende zu. Doch angesichts der immer noch sehr angespannten Lage an den Finanzmärkten kann es selbst in den letzten Tagen noch zu erhebliche Bewegungen kommen. Neben den Quartalsbanken aus dem Bankensektor (u.a. Goldman Sachs, Bear Stearns) dürften vor allem die zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten die Märkte treiben. In den USA sollten vor allem die Zahlen aus dem Immobiliensektor Beachtung finden, während im Euroraum wichtige Frühindikatoren (Ifo, INSEE) Hinweise auf die Konjunkturentwicklung im kommenden Jahr geben.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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