Kommentar
13:06 Uhr, 27.01.2021

Alles deutet auf steigende Zinsen hin

Die Zeichen, die für steigende Zinsen sprechen, kann man selbst beim besten Willen nicht mehr ignorieren. Nur eines kann verhindern, dass es zum Problem für den Aktienmarkt wird.

Marktbasierte Indikatoren sprechen eine eindeutige Sprache. Einer der besten Indikatoren, der die Zinsen vorhersagt, ist Kupfer. Genauer gesagt ist es das Verhältnis von Kupfer zu Gold. Gold ist gefragt, wenn das Umfeld unsicher ist. Kupfer hingegen wird gekauft, wenn die Konjunktur besser läuft oder zumindest ein Aufschwung erwartet wird. Das Verhältnis ist daher zuletzt deutlich gestiegen.

Kupfer/Gold
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen

Die Zinsen sind ebenfalls gestiegen, aber deutlich weniger als es die Entwicklung auf dem Rohstoffmarkt erwarten lässt. Diese Divergenz kann auf mehrere Arten geschlossen werden. Der Kupferpreis kann fallen, Gold kann kräftig steigen oder die Zinsen steigen. Letzteres erscheint am wahrscheinlichsten.

Trotz enormer Intervention der Fed ist der Zins von 0,6 % auf ein Hoch von 1,2 % gestiegen. In diesem Jahr wird die Notenbank noch knapp eine Billion an Staatsanleihen kaufen. Das Haushaltsdefizit wird jedoch bei ca. 3,5 Billionen liegen. Der Markt muss also 2,5 Billionen an Anleihen aufnehmen. Das wird ohne steigende Zinsen kaum funktionieren.

Die Notenbank müsste die Käufe deutlich nach oben schrauben. Das ist jedoch unwahrscheinlich. Die Wirtschaft erholt sich und kommt in den USA tatsächlich das nächste Hilfsprogramm im Umfang von 1,9 Billionen Dollar, wird die Wirtschaft noch besser laufen. Je besser es läuft, desto eher lassen sich auch höhere Zinsen verkraften.

Dass es genau so kommen wird, zeigt das Verhältnis von zyklischen zu defensiven Aktien (Grafik 2). Zykliker werden gekauft, wenn man einen Aufschwung erwartet. Es gehören vor allem Konsumwerte zu dieser Kategorie. Da der Staat nur so mit Geld um sich wirft, ist der Konsum gesichert. Auch hier zeigt der Markt, dass höhere Zinsen gerechtfertigt sind.


Haben die Regierung und die Notenbank Erfolg (Wirtschaft wächst wieder), sind höhere Zinsen angebracht. Schon jetzt dürften sie höher sein. Für den Aktienmarkt ist der Erfolg eine zweischneidige Angelegenheit. Höhere Zinsen drücken die Bewertung.

Je mehr Erfolg bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise ausgewiesen wird, desto geringer müssen die Stützungsmaßnahmen der Notenbank sein. Erste Stimmen befürchten, dass die Notenbank die Anleihenkäufe zurückfahren könnte.

Damit der Trend zu höheren Zinsen nachhaltig gebrochen wird, muss sich wohl herausstellen, dass der Impfstoff gegen eine der Virusmutationen nicht wirkt. Sofern es nicht dazu kommt, wird es einen Zinsanstieg geben. Das kann nur verhindert werden, wenn die Fed eine Zinsobergrenze festlegt. In Japan gibt es das bereits. Aber wird sie das tun, wenn die Wirtschaft läuft? Wohl kaum.

Kurzfristig sind die Sorgen über neue Restriktionen zur Pandemiebekämpfung groß. Der Zinsanstieg dürfte daher pausieren. Im Frühjahr und Sommer kann ein überraschend schneller Zinsanstieg folgen. Ein wenig Platz nach oben hat der Markt vermutlich noch. Diesen Spielraum kann man nutzen, um auch einmal Gewinne mitzunehmen.

Clemens Schmale


Tipp: Als Godmode PLUS Kunde sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

3 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Fozzindex
    Fozzindex

    Das würde bedeutet, dass wir eine deutlich höhere Inflation (>3%) erwarten müssen. Denn sonst funktioniert der geplante Schuldenabbau über Financial Repression nicht. Der einzige Weg, wie auch schon mehrfach im letzten Jahrhundert gezeigt, um friedlich die Schulden abzubauen.

    16:49 Uhr, 27.01. 2021
  • all.blacks
    all.blacks

    Die Zinskurvenkontrolle in den USA wird kommen. Deckel z. B. bei 1,5% im 10 Jahresbereich, oder 1,75% bei den 30jährigen. Ansonsten fliegt uns alles um die Ohren.

    13:33 Uhr, 27.01. 2021

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten