Kommentar
12:30 Uhr, 23.08.2007

Alle Welt schaut gebannt auf den japanischen Yen - Greift die Bank of Japan wieder ein?

Bitte werfen Sie einen kurzen Blick auf den EUR/YEN-Chart: Sie werden glauben, live dem Crash einer ehemaligen Neuer Markt-Aktie beizuwohnen. Noch schlimmer sieht das Schaubild des neuseeländischen Dollars vs. Japanischer Yen aus. 10% Verlust innerhalb weniger Tage! Gerade dieses Währungspaar steht exemplarisch für den Mythos Carry-Trades, über den Sie seit geraumer Zeit überall lesen können.

Denn kaum eine Zinsdifferenz zwischen zwei ausgereiften und stabilen Industrie-Staaten ist höher. Neuseeland lockt mit Leitzinsen von 8,25% und entsprechenden Renditen am Geld- und Kapitalmarkt. Das geographisch nicht weit entfernte Japan steht immer noch bei läppischen 0,5%. Was liegt da näher, als billig an der einen Stelle Geld zu leihen und an der anderen hochprofitabel anzulegen? Und es hat lange hervorragend geklappt – nun scheint das Spielchen aber erstmal vorbei.

Interessanterweise ist das BIP-Wachstum in beiden Staaten ziemlich ähnlich: Neuseeland und Japan werden dieses Jahr beide in der Gegend um 2,3% wachsen. Damit ist auch eines völlig klar: Die Zinsschere wird sich mittelfristig mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schließen. Eigentlich war ja bereits für die japanische Notenbanksitzung am 23. August allgemein mit der überfälligen Erhöhung der Leitzinsen auf 0,75% gerechnet worden, was immer noch sehr wenig ist. Aber angesichts der jüngsten Entwicklungen am Markt und der massiven Kapitalspritzen in den letzten Tagen wird das eher unwahrscheinlich. Dabei läuft den Japanern eigentlich die Zeit weg:

Denn der Wirtschafts-Boom läuft nun schon seit fünf Jahren (und damit so lang wie noch nie nach dem Krieg), und im Gegensatz zu den anderen Industrienationen hat Japan kein Zinspolster aufgebaut, sollte es wieder zu einem zyklischen Abschwung kommen. Die Fed kann von 5,25% Leitzins aus einer Rezession gegensteuern. Die EZB immerhin von 4,0% aus (möglicherweise 4,25% im September). Und die Japaner? Von 0,5% aus kann man nicht mehr viel senken. Deswegen wäre die BoJ (Bank of Japan) gut beraten, die aktuellen Finanzstürme zinspolitisch außen vor zu lassen. Dass der Yen womöglich dann noch weiter steigt muss man hinnehmen – das würgt zwar den Export etwas ab, aber sorgt auch dafür dass die Inflation (über günstigere Importe) auch weiterhin kaum eine Rolle spielt.

Autor: Daniel Kühn - Chefredakteur vom Forex-Report.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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