Kommentar
15:56 Uhr, 05.06.2007

Alle Welt liebt deutsche Aktien

Die Aktieninvestoren sind offensichtlich in den DAX verliebt. Kein anderer großer Börsenindex kann mit derartigen Zuwächsen aufwarten - sowohl in den vergangenen zwei Wochen, als auch seit Jahresanfang. Über die Marke von 8.000 hatte er es zuletzt auch schon mal kurz geschafft. Nun lockt das bisherige Allzeithoch bei 8.136 Punkten. Unterdessen hat der marktbreite S&P 500 mit einem neuen Rekord unerforschtes Terrain erschlossen.

USA: Optimistischer Konjunkturausblick

Die Aktienmarktteilnehmer beurteilen die Entwicklung der US-Konjunktur optimistisch. Einen anderen Schluss lässt der "Super-Freitag" nicht zu, an dem neun (!) für die Börse interessante Wirtschaftsdaten veröffentlicht wurden. Vier davon waren von höchster Wichtigkeit. Diesen anstrengenden Tag beendeten Dow Jones und S&P 500 mit jeweils rund 0,3 Prozent im Plus. Der Nasdaq 100 schloss unverändert.

Die meisten Resultate fielen gut aus. Die Zahl der Arbeitsplätze, die im Mai außerhalb der Landwirtschaft neu geschaffen wurden, lag mit 157.000 über den erwarteten 132.000, wobei die beiden Werte der Vormonate um addiert 10.000 herabrevidiert wurden. Der ISM-Einkaufsmanagerindex stieg sogar leicht an, obwohl Experten mit einem spürbaren Rückgang gerechnet hatten. Kursunterstützung kam ferner von Seiten der Inflation, die sich im April etwas entspannte. Die Kernrate befindet sich mit plus zwei Prozent gegenüber Vorjahr wieder in der "comfort zone" der FED. Von der Geldpolitik ist damit kurzfristig kein Störfeuer für den Aktienmarkt zu erwarten.

Das schwache BIP-Wachstum im ersten Quartal, das einen Tag zuvor von 1,3 Prozent auf 0,6 Prozent und damit tiefer als erwartet revidiert wurde, war in diesem Umfeld nur kalter Kaffee. Der Investorenblick ist vorwärts gerichtet und die in die Zukunft gerichteten Daten des Konjunkturpuzzles lassen ein solides Wachstum bei moderater Inflation erwarten.

Interessant ist dabei, dass die Anlegerstimmung höchstens optimistisch ist. Euphorie ist jedenfalls nicht zu spüren. Das macht Hoffnung, dass der Aufwärtstrend nicht am Ende ist und noch Potenzial besteht.

Deutschland: Alle Welt liebt deutsche Aktien

Mit seinem fulminanten Anstieg der vergangenen zwei Wochen hat es der DAX bis an die Marke von 8.000 Punkten geschafft. Damit ist das kühnste Analystenziel vom Jahresanfang bereits erreicht. Zugleich entspricht das einem Plus von 21 Prozent in nur fünf Monaten! Der Dow Jones Euro Stoxx 50 und selbst der einstige Himmelstürmer MSCI Emerging Markets kommen in derselben Zeit "nur" auf 11 Prozent. Die gesamte Aktienwelt liebt Deutschland. Nicht zuletzt auch wegen des festen Euro.

In diesem Tempo kann und wird es aber nicht weitergehen. Der Anstiegswinkel des DAX ist immer steiler geworden. Parallel dazu hat auch die Rückschlagsgefahr zugenommen.

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass die drastischen Kursverluste in China Mitte letzter Woche am deutschen Markt nicht als Signal zum kollektiven Ausstieg genutzt wurden. Ganz im Gegensatz zur Korrektur Ende Februar, als an den chinesischen Börsen das Epizentrum eines weltweiten Kursrückgangs lag.

Die Frage ist nun, ob die Anleger nun besser differenzieren können und auf die zweifellos vorhandene starke Konjunktur- und Gewinndynamik in der Eurozone vertrauen. Oder ob die Stimmung mittlerweile einen Punkt erreicht hat, an dem die Wahrnehmung der tatsächlichen Rahmenbedingungen getrübt ist. Eine eindeutige Antwort ist schwer zu finden. Es wird wohl von beiden Punkten etwas sein, dass den jüngsten Kursanstieg befeuerte. Konjunktur, Gewinne und auch andere Unternehmensmeldungen wie zum Beispiel das Aktienrückkaufprogramm von E.ON über satte sieben Mrd. Euro in den nächsten 18 Monaten unterstützen Aktien fundamental. Hinzu kommt eine sehr gute Anlegerstimmung - immerhin hat der DAX wieder 8.000 Punkte erreicht.

Ausblick: Datenarme Woche steht bevor

Die möglichen Impulse für die Aktienmärkte werden zusehends geringer. Für die kommende Woche sind gerade einmal drei nennenswerte Geschäftsergebnisse terminiert. Und auch der Konjunkturkalender ist deutlich dünner als in der Vorwoche. Die Ratsitzung der Europäischen Zentralbank ist das wichtigste Ereignis, wobei die Zinsanhebung auf 4,0 Prozent schon seit langem sicher ist. Die anschießende Presseerklärung ist wie üblich der spannendere Teil. Auf großes Interesse wird auch noch die deutsche Industrieproduktion im April am Freitag stoßen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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