Alle tun es, nur die Deutschen nicht
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In globalen Wettbewerbsfragen sind Deutsche Musterschüler: Kaum ein anderes Land beherzigt das Diktum des freien Marktes so konsequent.
Die Amerikaner tun es, die Franzosen schon immer und die Italiener machen es auch. Unsere Freunde und Nachbarn schützen ihre Nationalwirtschaften vor dem freien Markt. Natürlich würden dies US-Amerikaner nie zugeben. Sie predigen die Vorzüge des freien Handels und der ungezügelten Kapitalmärkte. Die ständigen Streitereien in der Welthandelsorganisation zeigen allerdings das Gegenteil. Zudem hat die US-Administration jüngst direkt in einen chinesisch-amerikanischen Übernahmekampf eingegriffen und nationale Interessen vor das Dogma des freien und globale Waren- und Finanzverkehrs gestellt: Der US-Kongress vereitelte mit einem Prüfgesetz die Übernahme des US-Ölkonzerns Unocal durch den staatliche chinesischen Ölförderer CNOOC. Ebenfalls an Unocal ist der US-Ölkonzern Chevron-Texaco interessiert. Das Groteske: Die Chinesen bieten eine Milliarde US-Dollar mehr und sind durchaus bereit, noch einen drauf zu setzen, bekommen aber nicht den Zuschlag. Die politisch heikle Übernahme im Energiesektor widerspricht der nationalen Sicherheit. Punkt aus.
Franzosen stehen grundsätzlich unter dem Generalverdacht, ihre Wirtschaft vor feindlichen Invasoren zu schützen. Die Fernsehbilder wütender Demonstranten auf Paris Straßen sind einprägsam. Der französische Staatsbürger fordert von der Politik den Schutz vor der Globalisierung und Ökonomisierung der Gesellschaft. Zumindest möchte er die Illusion davon aufrecht erhalten wissen. Marktgerüchten zufolge zeigt der Getränkeriese Pepsi Interesse an Danone und der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal Mart schnuppert an Carrefour. Die Stimme der Regierungsverantwortlichen war klar und deutlich: „Non!“. Warum hat Sanofi eigentlich Aventis übernommen und nicht Aventis Sanofi?
Zeigen europäische Banken Ambitionen in den italienischen Markt einzusteigen, bleibt dies trotz eines grenzenlosen Wirtschaftsraums - die Ursprungsidee der Europäischen Union - unmöglich. Die italienische Politik ist nach wie vor solide mit der Notenbank verbunden. Der Kauf der Regionalbank Antonveneta durch die holländische Bank ABN Amro wurde von einem nationalen Bankenbündnis mit wortgewaltiger Unterstützung des Notenbankchefs vereitelt. Auch die spanische Großbank BBVA kam in einer anderen Transaktion nicht zum Zug. Gleichzeitig kauft der Unicredito ohne jeglichen politischen Widerstand die Münchner HVB. Hat ein Politiker die Sicherung der Arbeitsplätze in München gefordert oder die öffentliche Debatte beeinflusst?
Den Deutschen muß bei der Standortsicherung des Finanzplatzes Frankfurt ein ausländischer Hedgefonds zu Hilfe springen. Zwar interessieren angelsächsische Spekulanten sich nicht für den Standort Deutschland, sie verfolgen andere Ziele. Stein des Anstoßes war eine geplante Fusion mit dem Londoner Börsenplatz. Letztendlich waren die prall gefüllte Kasse der Deutschen Börse AG und große unternehmerische Risiken bei der Übernahme London Stock Exchange ausschlaggebend für den Kauf der Deutschen Börse Aktien. Die Abwanderung der Deutschen Börse ist erst mal vom Tisch. Und das ist gut so. Die Politik hätte deutlichere Signale aussenden müssen. Wie hätten wohl Amerikaner, Italiener oder Franzosen reagiert?
Die deutsche Politik ist bei der Durchsetzung nationaler Wirtschaftsinteressen päpstlicher als der Papst. Das ist löblich, bringt den Bundesbürgern aber nicht viel und schürt das Gefühl der Machtlosigkeit, das Demagogen wie Lafontaine oder Gysi ausnützen.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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