Alle Augen auf die EZB gerichtet
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Die Notenbankpolitik steht weiter im Zentrum der Aufmerksamkeit. Waren es in den letzten Wochen vor allem liquiditätspolitische Maßnahmen, die im Vordergrund standen, so richten sich jetzt die Blicke wieder vermehrt auf die Zinspolitik. Die EZB tagt dabei an diesem Donnerstag, die Fed am 18. September.
Alle Augen auf EZB gerichtet
Die Turbulenzen der letzten Wochen an den Finanzmärkten haben unter den Marktteilnehmern zu veränderten Erwartungen im Hinblick auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank geführt. Galt es bis vor kurzem noch als ausgemachte Sache, dass die EZB im Herbst den Leitzins auf 4,25 Prozent anheben wird, so stufen viele professionelle Marktauguren die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt inzwischen als sehr gering ein.
Aber auch wenn die Währungshüter bei ihrer regulären Sitzung am Donnerstag keine Leitzinsänderung verkünden sollten und den Hauptrefinanzierungssatz auf dem derzeitigen Niveau belassen werden, könnte die Pressekonferenz von EZB-Chef Trichet dennoch Aufschluss über das weitere zinspolitische Vorgehen geben. Nicht wenige Investoren vertreten mittlerweile die Meinung, dass bei den derzeitigen 4,0 Prozent der Zinsgipfel bereits erreicht sei. Wir halten es aber durchaus für möglich, dass die EZB noch einen weiteren Schritt nach oben vornimmt, zumal die Konjunkturdaten nach wie vor überwiegend fest ausfallen.
In der letzten Woche wurde unter anderem der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Mit 105,8 Punkten gab er wie von Analysten prognostiziert gegenüber dem Vormonat zwar leicht nach. Allerdings befindet sich das wichtigste Konjunkturbarometer des Euroraums trotz etwas nachlassender Dynamik immer noch auf einem hohen Niveau. Einer Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufschwungs steht demnach nichts im Wege. Nach dem verhaltenen Wachstum im zweiten Quartal (+0,3 Prozent gegenüber Vorquartal) sollte die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal demzufolge wieder stärker zunehmen.
Die europäischen Rentenmärkte präsentierten sich zuletzt in fester Verfassung. Auf Wochensicht gaben die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen um 3 Basispunkte nach. Eine ähnliche Bewegung war am kurzen Ende zu beobachten. Der für europäische Staatsanleihen repräsentative JP Morgan EMU Bond Index setzt vor diesem Hintergrund seine Aufwärtsbewegung weiter fort. Seit Mitte Juni verzeichnete er damit eine Wertsteigerung von beachtlichen 3,1 Prozent. Die im ersten Halbjahr entstandenen Verluste konnten dadurch vollständig wettgemacht werden.
Bush und Bernanke versuchen zu beruhigen
Die Reden von US-Präsident George W. Bush und Notenbank-Chef Ben Bernanke am Freitag dienten in erster Linie dazu, Pflöcke gegen die weit verbreitete Verunsicherung unter Anlegern, Hausbesitzern und Konsumenten einzuschlagen. Zur Überwindung der Immobilienkrise kündigte Bush eine Reihe von Maßnahmen an, darunter Unterstützung für in Zahlungsschwierigkeiten steckende Hausbesitzer, strengere Regeln bei der Kreditvergabe sowie Steuererleichterungen für diejenigen Banken, die angeschlagenen Hauseigentümern großzügigere Refinanzierungsmöglichkeiten einräumen. Ob dieses Paket mehr als Kosmetik ist, darf angesichts der Größe des Problems aber bezweifelt werden. Bush betonte zudem, dass es nicht Aufgabe der Regierung sei, Spekulanten und risikofreudigen Hauseigentümern aus der Klemme zu helfen.
Bernanke stellte ebenfalls darauf ab, dass die Fed Hausbesitzer und Anleger nicht vor den Folgen individueller Fehlentscheidungen abzuschirmen gedenke. Sollten aber die finanzwirtschaftlichen Turbulenzen auf die Realwirtschaft übergreifen, sehe sie sich in der Verantwortung, die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Die Marktteilnehmer interpretierten letzteres als wenig verklausulierte Ankündigung für eine Zinssenkung am 18. September.
Am amerikanischen Rentenmarkt setzte sich der freundliche Trend fort. Im Wochenverlauf reduzierte sich die Rendite zehnjähriger Schatzanweisungen erneut um 9 Basispunkte. Verglichen mit dem Renditehoch von 5,3 Prozent am 12. Juni liegt die Zehnjahresrendite inzwischen nicht weniger als 80 Basispunkte tiefer. Der Abstand zu Bundesanleihen verringerte sich dadurch auf 30 Basispunkte, Tendenz weiter fallend. Die geschmälerte Zins- und Renditedifferenz übt am Devisenmarkt weiter Druck auf den US-Dollar aus. Es scheint momentan nur eine Frage der Zeit, bis die Höchststände von Mitte Juli erneut getestet werden.
Ausblick
Eine spannende Woche liegt vor uns. Neben der schon angesprochenen EZB-Sitzung kommt es zu Zusammenkünften weiterer Notenbanken (Großbritannien, Schweden, Australien, Kanada). Darüber hinaus wird ein ganzer Strauß wichtiger Konjunkturdaten veröffentlicht. Große Beachtung dürften dabei insbesondere die amerikanischen Arbeitsmarktdaten sowie der ISM-Index finden. Die große Frage ist dabei, ob die Finanzmarktturbulenzen Spuren im Konjunkturverlauf hinterlassen werden.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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