Alan Greenspan verlässt die FED
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Leitung der FED geht von Alan Greenspan an Ben Bernanke über. US-Zinserhöhung um 25 Basispunkte gilt als sicher. EZB dürfte dagegen noch stillhalten. Vielzahl wichtiger Konjunkturdaten wird die Rentenmärkte beeinflussen.
Time to say goodbye: Alan Greenspan verlässt die FED
Die US-Notenbank steht vor einem epochalen Wechsel. Nach 18 Jahren an der Spitze verlässt Alan Greenspan die amerikanische Notenbank. Bei der Sitzung am Dienstag übergibt der Magier den Stab an seinen Nachfolger Ben Bernanke. Kurzfristig dürfte sich dies aber nicht auf die Geldpolitik der Federal Reserve Bank auswirken. Allgemein wird erwartet, dass die Währungshüter die Zielrate für die Fed Funds erneut um 25 Basispunkte auf dann 4,5 Prozent erhöhen werden. Dies wäre der 14. Zinsschritt nach oben in Folge seit dem Tief bei 1,0 Prozent.
Doch was kommt danach? Für ein bis zwei weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten spricht die Tatsache, dass die Teuerungsrate nach wie vor auf einem beachtlichen Niveau verharrt. Zwar hat die um Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigte Kerninflationsrate mit 2,2 Prozent noch keine Besorgnis erregende Höhe erreicht. Für eine verstärkte Aufmerksamkeit der Notenbanker dürfte es aber allemal reichen. Hinzu kommt, dass Bernanke eventuell eine gewisse Kontinuität zu Greenspan verdeutlichen will und deshalb die Leitzinsen nochmals anheben wird, um so bei den Finanzmarktteilnehmern Reputation zu gewinnen. Zeiten des Übergangs an der Fed-Spitze waren in der Vergangenheit häufig mit größeren Schwankungen an den Finanzmärkten verbunden. Ein Vorschuss an Glaubwürdigkeit könnte hier dem neuen Notenbankchef sicherlich nicht schaden.
Auf der anderen Seite scheint die ökonomische Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen an Bedeutung zu verlieren. Darauf lassen jedenfalls die am Freitag veröffentlichten Zahlen zum US-Wachstum im vierten Quartal 2005 schließen. Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt hat nach vorläufigen Schätzungen auf Jahresbasis lediglich um 1,1 Prozent zugenommen, dem niedrigsten Wert seit drei Jahren. Im dritten Quartal lag die Wachstumsrate noch bei 4,2 Prozent. Neben der außenwirtschaftlichen Schwäche erwiesen sich die Unternehmensinvestitionen als Belastungsfaktor, während der private Konsum seine Dynamik beibehielt.
Der Rentenmarkt ließ sich durch die unerwartet schwachen Wachstumszahlen nicht beeindrucken. Auf Wochensicht zogen die Zehnjahresrenditen sogar um fast 20 Basispunkte an und überquerten erstmals seit sechs Wochen wieder die 4,5-Prozent-Marke. Dies spricht dafür, dass auf mittlere Sicht wenig Bedenken im Hinblick auf die amerikanische Wirtschaftskraft bestehen. Längerfristig ist die Konjunkturskepsis jedoch größer, wie an der im Bereich 2 bis 10 Jahre fast horizontal verlaufenden Zinsstrukturkurve abzulesen ist.
EZB: Vorbereitung auf einen weiteren Zinsschritt?
Die Euro-Währungshüter treffen sich am Donnerstag zu einer regulären EZB-Ratssitzung. Trotz verbesserter Konjunkturaussichten dürften die Notenbanker die Leitzinsen indes nochmals bei 2,25 Prozent belassen. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass der Präsident der europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, die Märkte auf einen weiteren vorsichtigen Zinsschritt im März vorbereiten wird. Für eine aggressivere Zinserhöhungspolitik besteht bislang aber kein Anlass. Dafür sind die Konjunkturdaten noch zu labil. Insbesondere beim privaten Konsum gibt es bis jetzt keine Anzeichen für eine durchgreifende Besserung, da insbesondere die Arbeitsmarktsituation noch sehr zu wünschen übrig lässt. Der Aufschwung basiert bislang vor allem auf den Exporten und den unternehmerischen Investitionen.
Die europäischen Rentenmärkte mussten in der Vorwoche leichte Kursverluste hinnehmen. Die Rendite im Umlauf befindlicher Anleihen erhöhte sich spürbar. Im Zehnjahresbereich legte beispielsweise die Rendite der als Benchmark für den Euroraum fungierenden Bundesanleihe um 10 Basispunkte zu. Mit 3,5 Prozent erreichte sie das höchste Niveau seit zwei Monaten. Der zunehmende Konjunkturoptimismus scheint sich jetzt langsam auch am Rentenmarkt niederzuschlagen. Allerdings sehen wir keine Anzeichen für einen schnellen und kräftigen Anstieg der Zinsen.
Ausblick Neben den Notenbanksitzungen dürfte der Fortgang der Quartalsberichtssaison bestimmenden Einfluss auf die Kapitalmärkte haben. Sollten die Aktienbörsen ihre Rallye aus der Vorwoche fortsetzen, dürfte dies nicht ohne Wirkung auf die Rentenmärkte bleiben. Weitere Renditeanstiege wären zu befürchten. Von Konjunkturseite steht eine Fülle von Daten zur Veröffentlichung an. Die größte Aufmerksamkeit sollte den Einkaufsmanagerindizes aus den Vereinigten Staaten und Europa sowie den US-Arbeitsmarktdaten (non-farm payrolls) zuteil werden. Insbesondere nach dem zuletzt schwachen BIP-Wachstum dürften die professionellen Auguren die Nachhaltigkeit der US-Konjunktur unter die Lupe nehmen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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