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15:40 Uhr, 16.07.2024

Aktuelle Studie: So viel Geldwäsche steckt im Krypto-Space

Geldwäsche ist im Krypto-Space gestiegen. Das sagt ein aktueller Bericht von Chainalysis. Doch wie genau gehen Kriminelle eigentlich vor? BTC-ECHO

Dem Krypto-Space lastet nach wie vor ein zweifelhafter Ruf an. Bitcoin, Ethereum und Co. würden vor allem von Kriminellen genutzt, um Gelder zu verschleiern und zu waschen. Und tatsächlich: Der aktuelle Geldwäschereport von Chainalysis beschreibt einen Anstieg bei der Nutzung von Kryptowährungen zum Zweck der Geldwäsche. Doch woher kommt dieses erhöhte Volumen und wie genau waschen Kriminelle Kryptowährungen?

Im Zeitraum zwischen 2019 und 2024 versendeten bekannte kriminelle Wallets rund 100 Milliarden US-Dollar an Umtauschplattformen, um das Geld dort mutmaßlich zu waschen. Allein im Rekordjahr 2022 gingen bei den Diensten rund 30 Milliarden US-Dollar ein. Seitdem war das Volumen zwar rückläufig, die Quellen, aus denen die Gelder stammen, seien aber neu, so der Chainaylsis-Bericht.

Traditionell kommen die Gelder meist aus Straftaten im Zusammenhang mit Cyberkriminalität, wie etwa Hacks oder auch Online-Erpressungen. Aber auch aus der analogen Welt entdecken Kriminelle den Krypto-Space für sich, beispielsweise im Drogenschmuggel. Ein ausschlaggebendes Argument: die Transaktionsgeschwindigkeit sowie die Möglichkeit der Verschleierung.

Wie Kryptowährungen gewaschen werden

Ähnlich wie bei traditioneller Geldwäsche gehen auch Krypto-Kriminelle nach einem speziellen Muster vor. Grundsätzlich besteht dieses Schema aus drei Schritten:

  • Die Platzierung: Die illegal erworbenen Gelder werden für den Prozess in Stellung gebracht.
  • Das Layering: In diesem Schritt geht es darum, mehrere Transaktionsebenen (sogenannte Layer) zu schaffen, um eine Rückverfolgung zu erschweren. Das kann beispielsweise über einen Mixing-Dienst erfolgen, über Token-Bridges, oder aber klassisch über die Interaktion mit mehreren eigenen Pseudo-Wallets, (sogenannten “Hops”).
  • Die Integration: Am Ende müssen die Gelder ihren Weg zurück in den legalen Wirtschaftskreislauf finden. Im Krypto-Space sind die beliebtesten Exit-Points nach wie vor Börsen. Über 50 Prozent der gewaschenen Gelder enden auf Plattformen wie Binance, Kraken oder Coinbase. Vor allem die hohe Liquidität ist hier der ausschlaggebende Faktor.

Oft komme es auf die Motivation der Kriminellen an, für welche Methode(n) sie sich beim Layering entscheiden, schreibt Chainalysis. Die Verwendung von Hops ist zwar beliebt, jedoch auch kostspielig, weil bei jeder Transaktion Gebühren verloren gehen. Außerdem können Strafverfolgungsbehörden die Rückverfolgung der Assets einfacher vornehmen.

Deswegen stehen Krypto-Mixer bei Geldwäschern nach wie vor hoch im Kurs. Über den Dienst wird eine Transaktion auf mehrere kleine aufgeteilt. Diese schicken sich die Gelder hin und her, um am Ende auf einer zentralen Wallet wieder zusammenzulaufen. Mit den richtigen Tools kann man diese Bewegungen zwar nachverfolgen, das ist allerdings mit einem enormen Aufwand verbunden. Aufgrund ihrer Beschaffenheit sind Mixer vielen Behörden ein Dorn im Auge. Das US-Finanzministerium geht rigoros gegen die Dienste vor.

Was ist einfacher: Fiat- oder Krypto-Geldwäsche?

Kryptowährungen als Eldorado für Geldwäsche. Dieser Vorwurf hält sich schon eine ganze Weile. Laut Chainalysis betrug im vergangenen Jahr das Geldwäschevolumen im Krypto-Sektor etwa 22 Milliarden US-Dollar.

Zum Vergleich: Ein aktueller Bericht der EU schätzt, dass jedes Jahr weltweit zwischen 2 und 5 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts durch Geldwäsche belastet sind. 2023 lag der weltweite Wert bei knapp 2,1 Billionen US-Dollar. Auf die Europäische Union entfielen 367 Milliarden US-Dollar. Spitzenreiter: Deutschland mit einem Geldwäschevolumen von 88,6 Milliarden US-Dollar.

Auch bei Fiat-Geldwäsche setzen Kriminelle auf ein ausgeklügeltes System, um ihre Gelder zu verschleiern. Offshore-Konten, Underground-Banking, Briefkastenfirmen: Die Liste an Möglichkeiten ist lang. Für Ermittler sind die Transfers oft kaum nachzuvollziehen, auch weil es kein transparentes Transaktionsbuch gibt. Die Blockchain bietet hier zumindest den Vorteil, dass alle Überweisungen, so klein sie auch sein mögen, festgehalten werden. Mit den richtigen Tools kann man diese auch identifizieren.

Das scheinen auch immer mehr Behörden zu verstehen. Die EU hat beispielsweise im Februar eine neue Anti-Geldwäsche-Behörde in Frankfurt gegründet, die AMLA. Sie soll auch dem traditionellen Finanzsektor auch den Krypto-Space im Blick behalten.

Source: BTC-ECHO

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