Kommentar
23:48 Uhr, 11.11.2011

Aktuelle Marktbeobachtungen

Erwähnte Instrumente

Haben Sie mitbekommen, dass US-Leichtöl in den letzten 28 Tagen um 31% gestiegen ist? Fast ein ganzes halbes Jahr kamen die USA in den Genuss niedriger Ölpreise. Das half der US-Konjunktur auf die Sprünge. Wenn aber eine Konjunktur, der auf die Sprünge geholfen wird, so aussieht, wie jene der USA gerade, was soll dann erst passieren, wenn der Ölpreis jetzt auch noch so hoch bleiben wird, wie gerade? Fast 100 Dollar werden gezahlt. Im September und Oktober war der Preis noch unter 80 Dollar. Für ein Land, das mit 5% der Weltbevölkerung rund ein Fünftel des Öls der Welt verbraucht, wovon zwei Drittel importiert werden müssen, geht’s hier um richtig viel Geld. Die USA zahlen in diesem Jahr vermutlich 6340 Milliarden Dollar für den Import von Öl – 1200 Milliarden Dollar mehr, als vor einem Jahr.

Die Ölproduzenten in Kanada dürften sich darüber freuen. Sie haben in den letzten Monaten, als WTI rund 25 Dollar weniger kostete, als Brent, rund eine Milliarde Dollar weniger verdient. Jetzt sprudeln die Gewinne wieder im Ölsandland Kanada. Ein Blick auf Kanadas Ölaktien könnten sich also wieder lohnen.

Der Kupferpreis könnte sich mittelfristig wieder stabilisieren. Nachdem er 8280 Dollar Ende Oktober erreichte, kostet eine Tonne jetzt nur noch 7522 Dollar. Die LME Week in London – DIE Konferenz zu den Industriemetallen weltweit - hat aber gezeigt, dass die Kupferbranche sich fest vorgenommen zu haben scheint, das am Markt befindliche Angebot unter der Nachfrage zu halten, indem einfach die Kupferproduktion gesenkt wird. Es scheint also auch am Kupfermarkt eine Art OPEC zu geben, nur dass dies dort subtiler und hinter geschlossenen Türen ausgehandelt wird.

Hinter geschlossenen Türen ausgehandelt wird auch die Art und Weise, wie mit Chinas alternder Autoflotte umgegangen werden soll. Die in den letzten zehn Jahren an den Markt gekommenen Pkw und Lkw wird alt. Die Recycling-Kapazitäten, die für die Verschrottung der alten Autos benötigt werden, stehen überhaupt noch nicht zur Verfügung. Das wird ein spannender Markt, möglicherweise mit interessanten Investmentchancen. Ich werde mich im Rohstoff-Report dem Thema widmen.

Äußerst Interessantes gibt es bei einem Markt, der eigentlich langweilig ist: Aluminium. Der Preis ist bei 2100 Dollar mittlerweile so niedrig, dass 25% der Produzenten Verluste machen. Sollte der Preis unter 2000 Dollar fallen, dann würden sogar 50% der Produzenten Verluste machen. Mitgrund ist da der hohe Ölpreis. Da könnte sich eine Chance ergeben. Aber nur, wenn sich der Markt erholt. Denn 70% der weltweiten Aluminiumlagerbestände werden zum Zocken durch Banken verwendet. Sie kaufen physisches Aluminium und verkaufen es sofort wieder an der Börse mit einem Lieferziel etwa in drei Jahren. Da die Aluminiumpreise für diese zukünftigen Lieferpreise höher sind, machen die Banken damit einen sofortigen Gewinn. Bis zum Lieferzeitpunkt lagern die Banken das Metall dann in Lagerhallen der LME zu günstigen Konditionen ein. Sollten Banken in Schwierigkeiten kommen, dann würden sie diese Deals auflösen. Damit kämen sehr große Mengen Aluminium an den Markt – die wahrscheinliche Folge: Ein Crash bei Aluminium. Aber – wenn sich die Eurokrise beruhigt, dann könnte Aluminium wieder steigen.

Und last but not least noch was zum DAX: Rocco Gräfe schrieb gerade: „Eine Jahresendrally startet, sobald es dem DAX gelingt, über 6090/6100 zu steigen!“

Und noch was spannendes, für alle, die wegen Gold und Silber gerade zu euphorisch werden gibt es von André Tiedje. Er schreibt: "Silber befindet sich aktuell noch in einer langgestreckten Seitwärtsphase, diese wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit nach unten aufgelöst."

Steigende Aktien und fallende sichere Häfen Edelmetalle bis Jahresende? Mich würde es wenig verwundern.

Außerdem möchte ich noch auf diesen Kommentar im Blog hinweisen:

Goldminen: Warten oder Zugreifen?

Was tun?

Autor: Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report

Der Rohstoff-Report ist eine Publikation der BörseGo AG

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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